Walter von Mortagne: Leben und Werk

© Dr. Werner Robl, April 2003

Irgendwann am Ende der dreißiger Jahre des 12. Jahrhunderts trafen sich zwei führende Theologen der Franzia, um über ihre Lehren zu diskutieren: die Magister Peter Abaelard und Walter von Mortagne. Man weiß von diesem Treffen nur durch einen einzigen Satz aus einem kritischen Brief Walters, den dieser wenig später an Peter Abaelard richtete:

Praeterea notificate mihi, si adhuc creditis, quod Deus essentialiter non sit in mundo vel alibi, et quod angeli et animae nusquam sint. Quod, si bene memini, audivi vos fateri, quando novissime invicem contulimus de quibusdam sententiis... - Außerdem zeigt mir bitte auf, ob Ihr immer noch glaubt, dass Gott als Wesenheit weder in der Welt noch anderswo bestehe, und dass dasselbe für die Engel und Seelen gelte. Denn ich habe, wenn ich mich recht erinnere, Euch dies einräumen gehört, als wir kürzlich über gewisse Lehrmeinungen miteinander diskutierten...

Walter von Mortagen, der als konservativer Theologe aus der Schule von Reims stammte und dem berühmten Hugo von Saint-Victor nahestand, war zum Zeitpunkt dieses Gesprächs Leiter der Domschule von Laon. Der Ort des beiderseitigen Treffens ist unbekannt. Walters Brief, in dem er insgesamt noch zurückhaltende Kritik an den Abaelards theologischem Hauptwerk übte, markiert den Beginn der öffentlichen Auseinandersetzung, die einige Jahre später, am 16. Juli 1141, mit der päpstlichen Verurteilung Peter Abaelards ein Ende fand. Wegen seiner wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Peter Abaelard, aber auch wegen seiner allgemeinen Bedeutung in der Frühscholastik, sollen Leben und Werk Walters von Mortagne hier ausfürhlicher vorgestellt werden. An anderer Stelle innerhalb dieser Seiten findet sich Walters Brief an Peter Abaelard im lateinischen Original, ergänzt um eine Inhaltsanalyse. Die folgenden Ausführungen sind der Habilitatiosnschrift von L. Ott entnommen, die trotz ihres Alters auch heute noch als Referenzwerk anzusehen ist: L. Ott: Untersuchungen zur theologischen Briefliteratur der Frühscholastik, Münster 1937, S. 126-145.

 

Walters Leben

Bevor über die theologischen Briefe Walters von Mortagne gehandelt wird, ist es empfehlenswert, einen Überblick über das Leben und Schrifttum dieses verhältnismäßig wenig bekannten Theologen vorauszuschicken. In der so reichhaltigen theologischen Literaturgeschichte des 12. Jahrhunderts spielt er nur eine untergeordnete Rolle und dennoch nahm er im geistigen Leben seiner Zeit eine beachtenswerte Stelle ein. Die Quellen, die uns von seiner Lehrtätigkeit und von seiner Bedeutung in dem damals mächtig einsetzenden wissenschaftlichen Leben und Streben berichten, fließen sehr spärlich. Zahlreicher sind die Nachrichten über seine spätere bischöfliche Wirksamkeit, die die Krönung seiner wissenschaftlichen Laufbahn war.

Walter von Mortagne entstammte dem Geschlechte der Burgherren von Tournai [1], die am Ende des 11. Jahrhunderts die Burg von Tournai und wenige Zeit später die in der Nähe von Tournai gelegene Burg von Mortagne mit Waffengewalt an sich gebracht hatten [2]. Das eben genannte Mortagne ist die Heimat unseres Theologen [3]. Sein gleichnamiger Vater Walter von Mortagne, Evrards I. Sohn, erscheint zum erstenmal unter den Unterschriften einer Urkunde aus dem Jahre 1086 als „Wulterus de Mauritania". In einer Urkunde aus dem Jahre 1114 unterzeichnet er als „Walterius Tornacensis", in einer Urkunde aus dem Jahre 1116 führt er die Bezeichnung „Gualterus castellanus". Offenbar hatte er um diese Zeit als Burgherr von Tournai die Nachfolge seines Vaters angetreten. An seinem Lebensabend zog er sich in das Kloster St. Amand zurück, wo er vor 1144 starb. Über die Familienverhältnisse unseres Theologen gibt eine Urkunde aus St. Amand [4], die von einer Schenkung seines Vaters an das Kloster berichtet, näheren Aufschluß. Daraus erfahren wir, daß die Frau des Burgherrn Walter von Tournai, wohl die Mutter unseres Theologen, Perona hieß. Weiterhin ist darin die Rede von vier Söhnen, Evrard, des Vaters Nachfolger in der Herrschaft von Tournai und Mortagne, Alard, der Mönch von St. Amand wurde und noch vor seinem Vater starb, Ratbod, Archidiakon von Tournai und später ebenfalls Mönch von St. Amand [5], und Siger, über dessen Stellung nichts verlautet. Als Zeugen des Schenkvertrages werden ferner drei Töchter des Burgherrn mit Namen Helwidis, Ida und Elisabeth genannt. Der Name des späteren Theologen und Bischofs Walter von Mortagne fehlt in dieser Urkunde in der Reihe seiner Geschwister. Sein Geburtsjahr entzieht sich unserer genauen Kenntnis. Es wird in das letzte Jahrzehnt des 11. Jahrhunderts anzusetzen sein. Seinen ersten Unterricht erhielt er wohl in der Kapitelsschule von Tournai.

Über die wissenschaftliche Ausbildung Walters von Mortagne und über die ersten Jahre seiner Lehrtätigkeit hat uns die noch zu Lebzeiten Walters verfaßte Lebensbeschreibung des Abtes Hugo von Marchiennes [6] wertvolle Nachrichten übermittelt. Der Biograph, ein Schüler des Abtes Hugo, berichtet, daß der jugendliche Hugo in Begleitung seines Landsmannes Walter von Mortagne nach Reims zog, um in der angesehenen Schule des Archidiakons Alberich von Reims, des späteren Erzbischofs von Bourges (1136-1141), seine wissenschaftliche Ausbildung zu erhalten. Alberich von Reims, ein Schüler des Anselm von Laon (+ 1117), hatte der erzbischöflichen Schule von Reims hohes Ansehen und große Anziehungskraft verliehen. Alberich ist besonders bekannt geworden durch seinen Kampf gegen Abaelard. Seinem Einfluß und dem seines Freundes Letaldus (oder Lotulfus) von Novara, der ebenfalls zu Reims lehrte, ist die erste Verurteilung Abaelards zu Soissons 1121 hauptsächlich zuzuschreiben [7]. Der anonyme Biograph hebt die Verständlichkeit das Angenehme und Gefällige seines Lehrvortrages hervor, muß aber zugestehen, daß er sich der Lösung von Schwierigkeiten nicht immer gewachsen zeigte. Das benutzte Walter von Mortagne, einer seiner begabtesten, scharfsinnigsten und schlagfertigsten Schüler, um oft zu widersprechen und ihn in Verlegenheit zu bringen [8]. Das Verhalten Walters, das auf seinen Charakter einen ungünstigen Schatten wirft, führte zu einer Entfremdung zwischen Lehrer und Schüler. Die Folge davon war, daß Walter eine Konkurrenzschule beim Kloster St. Remigius errichtete und einen großen Teil seiner ehemaligen Mitschüler, besonders seine Landsleute, darunter auch Hugo von Tournai, von der Schule seines Lehrers weg und an sich zog. Die Lehrtätigkeit Walters in Reims war nicht von langer Dauer. Alberich, der angesehene Magister und Archidiakon, bot seinen Einfluß auf, dem unliebsamen Konkurrenten die weitere Lehrtätigkeit in Reims zu verleiden. Es erging ihm, wie es etwa ein Jahrzehnt zuvor dem jungen Abaelard in Laon ergangen war, der auch dem Einfluß eines Stärkeren, seines ehemaligen Lehrers Anselm von Laon, hatte weichen müssen.

Von Reims aus wandte sich Walter mit einer großen Schar ihm treu ergebener Schüler, darunter wieder sein Landsmann Hugo, nach Laon, um dort seine Lehrtätigkeit fortzusetzen [9]. Die Übersiedlung nach Laon ist, da sein Begleiter bereits im Jahre 1122 in das Kloster St. Martin zu Tournai eintrat, um das Jahr 1120 zu datieren. Mit dem Tod Anselms von Laon war der Glanz der Schule von Laon, wohl der bedeutendsten theologischen Schule zu Beginn des 12. Jahrhunderts, an der unter anderen Wilhelm von Champeaux, Alberich von Reims und vorübergehend auch Abaelard und Gilbert de la Porree ihre theologische Ausbildung erhalten hatten, erloschen. Sein Bruder Radulf, der Anselms Erbe fortsetzte, konnte den bisherigen Ruhm der Schule nicht erhalten. Sie wurde in der Folgezeit von den Schulen in Paris und Chartres überholt. Walters Geschicke sind in der Folgezeit eng mit Laon verbunden. Der Biograph Hugos rühmt die eiserne Disziplin, mit der Walter seine Schule leitete. Er sah streng auf ehrbares Betragen der Studierenden, andernfalls verfügte er den Ausschluß aus der Schule [10]. Über die Dauer der Lehrtätigkeit in Laon schweigen die Quellen. J. Mabillon hat die Meinung ausgesprochen, daß Walter nach dem Tode Radulfs die Leitung der Schule übernahm. Mabillons Ordensmitbruder Dom Rivet fügte hinzu, daß er sie bis zur Erhebung auf den bischöflichen Stuhl von Laon innehatte [11]. Du Boulay [12] und fast sämtliche bio-bibliographischen Werke nach ihm nehmen unter Berufung auf Johannes von Salisbury eine zwischen 1136 und 1148 fallende Lehrtätigkeit auf dem Genovefaberg in Paris an. Dort soll Johannes von Salisbury zu seinen Füßen gesessen sein und Rhetorik gehört haben. Aus dem Bericht des Johannes von Salisbury läßt sich jedoch diese Tatsache keineswegs mit Sicherheit folgern. An der Stelle, an der sich Johannes eingehend über seinen Bildungsgang in Frankreich verbreitet und die Professoren namhaft macht, deren Vorlesungen er hörte [13], fehlt Walter von Mortagne. Er nennt seinen Namen nur einmal in einem anderen Zusammenhang, wo er ein kritisches Referat über die verschiedenen Lösungsversuche des vielumstrittenen Universalienproblems gibt [14]. Unter den Realisten führt er an erster Stelle Walter von Mortagne als Vertreter der sogenannten Statuslehre an. Diese einzige Bemerkung läßt weder auf eine persönliche Kenntnis noch auf einen Besuch seines Lehrvortrages und noch weniger auf eine Lehrtätigkeit Walters in Paris schließen. Die Stellungnahme Walters im Universalienstreit konnte ihm auch aus Schriften Walters oder durch mündlichen Bericht von Schülern Walters bekannt sein. Im Jahre 1148 war Walter einer Nachricht zufolge die J. Mabillon aus einem nicht näher bezeichneten Codex Ottobonianus der Vatikanischen Bibliothek schöpfte [15], mit anderen Magistern, z. B. Petrus Lombardus, Adam von Petit-Pont, Thierry von Chartres, Robert von Bosco, Humbert von Bourges auf dem Konzil von Reims anwesend, auf dem unter dem Vorsitz des Papstes Eugen III. mehrere Sätze Gilberts de la Porree verurteilt wurden.

Um 1150 hatte Walter ein Kanonikat an der Kirche von Antoing inne. Es war zwischen den Kanonikern der genannten Kirche und dem Abt Franko (1149-1159) des Klosters Lobbes ein Streit ausgebrochen um die Besetzung einer Pfründe. Die Kanoniker appellierten an den Papst Eugen III. Walter von Mortagne war ihr Wortführer und Sachwalter. Als solcher scheint er auch eine Reise an die Kurie unternommen zu haben. Der Papst verwies die streitenden Parteien an den Erzbischof Samson von Reims, der einen Vergleich herbeiführte, der jedoch, wie der Chronist des Klosters mit einem leisen Vorwurf der Parteilichkeit gegen den Erzbischof bemerkt, zuungunsten des Abtes ausfiel. Trotzdem kann der Chronist Walter nicht das Lob versagen, daß er zu den bedeutendsten Lehrern Frankreichs zählte [16]. Um dieselbe Zeit hatte Walter das Amt eines Dekans an der Kathedralkirche zu Laon inne. Der Mauriner L. d'Achery, der Lehrer Mabillons, veröffentlichte im Anhang seiner Ausgabe der Werke des Guibert von Nogent einen mit Anselm von Laon beginnenden, bis in das 17. Jahrhundert reichenden Katalog der Dekane von Laon. Darnach hatte Walter sein Amt von 1142 bis 1155 inne [17]. Zwei von L. d'Achery ebendort mitgeteilte Schenkungsurkunden aus den Jahren 1149 und 1153, die von dem Kathedralkapitel zu Laon zugunsten der neugegründeten Abtei Premontre ausgestellt sind, nennen Walter in seiner Eigenschaft als Dekan von Laon.

Im Jahre 1155 bestieg Walter von Mortagne den bischöflichen Stuhl von Laon als Nachfolger des Bischofs Walter von St. Maurice (1151-1155) [18], eines Schülers des hl. Norbert und ersten Abtes des Prämonstratenserklosters St. Martin in Laon [19]. Damit tritt Walter aus dem Dunkel, in das seine Gelehrtenlaufbahn gehüllt ist, in das vollere Licht der Geschichte. In der Folgezeit ist sein Name mit einer Reihe von Dokumenten aus seiner bischöflichen, aus der königlichen und päpstlichen Kanzlei verbunden.

In die ersten Jahre seiner bischöflichen Amtszeit fällt ein Streit mit dem Kloster Premontre und mit dessen erstem Abt Hugo um verschiedene Güter, die sein mittelbarer Vorgänger Bartholomäus (1113-1151) an das Kloster gegeben hatte. Bartholomäus, der nach Niederlegung seines Amtes als Zisterziensermönch im Kloster zu Foigny lebte, rechtfertigte sich in einem Schreiben an den Erzbischof von Reims und die um ihn versammelten Suffraganbischöfe gegen den Vorwurf der Verschwendung kirchlichen Vermögens. Die Sache kam vor Papst Hadrian IV., der zwei Briefe an Bischof Walter, von Laon schickte mit dem Auftrage, das Kloster Premontre wegen'der Schenkungen seiner Vorgänger nicht weiter zu behelligen sondern es in seinem Besitzstand zu schützen und gegen die Angriffe zu verteidigen. Schließlich kam unter Mitwirkung des Königs Ludwig VII., des Erzbischofs von Reims und der Bischöfe von Soissons und Noyon und unter Zustimmung des Kapitels von Laon ein Vergleich zwischen Bischof Walter und Abt Hugo zustande, um dessen Bestätigung Walter beim Papst nachsuchte. Mit der päpstlichen Bestätigung vom 30. Mai 1159 wurde der Streit beigelegt [20]. Schon wenige Jahre nach der Übernahme seines bischöflichen Amtes, im Jahre 1158, erwirkte Bischof Walter von König Ludwig VII. einen königlichen Freiheitsbrief mit weitgehenden Vergünstigungen für sich und seine Nachfolger [21]. Im Jahre 1159 war er Zeuge eines Vergleiches zwischen! dem Abt Odo von St. Denis und dem Grafen Hugo von Roucy [22]. Im Jahre 1161 finden wir Walter von Mortagne auf einer Versammlung von Bischöfen und weltlichen Großen zu Cambrai [23]. Drei Jahre später weihte er dort zusammen mit dem Bischof Nikolaus von Cambrai und den Bischöfen Balduin von Noyon und Theoderich von Amiens die Kirche des hl. Autbertus [24]. Im Jahre 1163 nahm er an dem von Papst Alexander III. präsidierten Konzil von Tours teil [25]. Im Jahre 1166 wird von einem sehr ernsten Konflikt des Bischofs mit zwei Klerikern seiner Diözese berichtet [26]. Die beiden Kleriker hatten beim Papst Beschwerde eingelegt über Beeinträchtigung ihrer Rechte durch den Bischof, entgegen einem vom Papst und von Walters Vorgänger erwirkten Privileg. Der Papst Alexander III. empfahl die Kleriker dem Schutz des Metropoliten Heinrich von Reims (1162 -1175). Damit war der Streit noch nicht zu Ende. Walter zwang die beiden Kleriker, die päpstlichen Schriftstücke in seine Hand auszuliefern und eidlich zu versichern, es dabei bewenden zu lassen. Der Papst sah darin eine Kränkung seiner Person und der römischen Kirche; er forderte Bischof Walter auf, die Schriftstücke herauszugeben, die beiden Kleriker ihres Eides zu entbinden und persönlich oder durch einen entsprechenden Vertreter vor dem päpstlichen Stuhl Genugtuung zu leisten. Den Metropoliten von Reims beauftragte der Papst, im Weigerungsfall sogar mit der Strafe der Amtsenthebung seine Unterwerfung zu erzwingen [27]. Über den weiteren Verlauf des Streites ist nichts bekannt. In der Briefsammlung Alexanders III. finden sich noch mehrere Briefe, die Walter von Laon betreffen. Einmal wendet sich der Papst an den Erzbischof Heinrich von Reims mit dem Ersuchen, seinen Suffraganbischof von Laon zu veranlassen, den Neffen des Kantors von Douai, mit Namen Johannes, ohne Säumen auf eine Präbende zu investieren, die er ihm laut Urkunde verliehen habe [28]. Andere Briefe beziehen sich auf vermögensrechtliche Auseinandersetzungen, in denen von den in ihren Rechten Bedrohten die Hilfe des Papstes erbeten worden war und die zuständigen Bischöfe mit der Ordnung der Angelegenheit betraut werden [29]. In einem Streit zwischen den Kanonikern von Brügge und einem Priester R. um gewisse Oblationen bestellte der Papst Erzbischof Heinrich von Reims und Bischof Walter von Laon zu Schiedsrichtern [30]. Von einem Konflikt zwischen Walter und seinem Metropoliten gibt ein von E. Martène [31] edierter Brief des Erzbischofs Heinrich Kunde. Der Erzbischof erhebt Protest dagegen, daß sein Suffraganbischof trotz der in Reims eingelegten Appellation sich selbst das Urteil in einer Streitsache angemaßt und sich trotz wiederholter Vorstellungen geweigert habe, den Weisungen des Metropoliten nachzukommen. Er macht ihm zur Auflage, sich vor Christi Himmelfahrt persönlich zur Genugtuung in der erzbischöflichen Kurie einzufinden oder im Krankheitsfall einen geeigneten Vertreter entsenden. Zu Ostern 1167 nahm Walter mit den Bischöfen Walter von Lyon und Bernhard von Nevers im Kloster Vezelay an der Verurteilung von sogenannten „Deonarii“ oder „Poplicani“, d. h. Katharern, welche die Sakramente, die Ehe das Mönchtum und die Liturgie verwarfen, teil [32]. Im folgenden Jahr bestätigte er einen Verkauf an die Mönche von St. Johann in Laon [33]. Eine von König Ludwig VII. an den Bischof und das Kapitel von Laon ausgestellte Urkunde vom 11. November 1172 berichtet von einem Streit zwischen den Bürgern der Stadt und den Kanonikern, in dem die Parteien die Entscheidung de.s Königs anriefen [34]. Das Streitobjekt ist nicht näher bezeichnet. Eine aus der Sammlung des Th. Philipps stammende Hs mit Urkunden aus verschiedenen Klöstern der Diözese Laon, heute in der Nationalbibliothek zu Paris (Lat. nouv. acq. 2590) befindlich [35], enthält zwei Urkunden des Bischofs Walter von Mortagne für die Zisterzienserabtei Foigny, eine ohne Datum, die andere aus dem Jahre 1172, ferner eine Urkunde für das Kloster Prémontré aus dem Jahre 1162. Im Jahre 1173 stiftete Walter zwei Kapellen in der Kathedrale von Laon, eine zu Ehren des hl. Nikolaus, die andere zu Ehren des hl. Jakobus [36].

Mit seiner Heimat Tournai blieb Walter zeitlebens in enger Verbindung. In einem Bericht über die Gründung des Klosters St. Nicolas-des-Prés [37] wird Bischof Walter von Laon zu den besonderen Wohltätern und Förderern der neuen Gründung gezählt. Es ist auch eine Urkunde überliefert, durch die er der Abtei zum Dank für die ihm erwiesenen Ehren und Freundlichkeiten 50 livres für die Stiftung eines Jahresgedächtnisses nach seinem Tode vermachte [38]. Dem Kapitel von Tournai übergab er im Jahre vor seinem Tode alle seine Leibeigenen. An der Kathedralkirche stiftete er ebenfalls ein Jahresgedächtnis mit Spenden an die Kanoniker, Seelsorgsgeistlichen und die kleinen Kleriker, in deren Reihen er vielleicht selbst einmal gewesen war, sowie an die Leprosen von Val d'Orq, über die sein Bruder, der Burgherr Evrard, das Protektorat hatte [39].

In einer zeitgenössischen, gut unterrichteten Chronik, geschrieben von Gilbert, dem Hofkaplan des Grafen von Hennegau, finden wir die sonst nirgends bezeugte und in der Literatur, soviel ich sehe, nicht verwertete Nachricht, daß Walter wegen seiner körperlichen Gebrechlichkeit auf seinen Bischofsstuhl verzichtete. An seiner Stelle wurde ein Neffe mit Namen Walter, zuvor Schatzmeister an der Kathedrale von Laon, von einem Teil des Kapitels zum Bischof gewählt, vom Papst bestätigt und geweiht. Auf dem Rückweg von der Kurie fand er jedoch den Tod [40]. Darauf bestieg Roger de Roseto den Bischofsstuhl von Laon (1174-1207). Die anonyme Chronik von Laon [41], deren Verfasser den Ereignissen allerdings zeitlich ferner steht (geschrieben nach 1218), weiß von einer Abdankung Walters und der Wahl seines Neffen nichts zu berichten. Sie begnügt sich mit der Erwähnung, daß Walter sich durch Errichtung zahlreicher Bauten hervortat - wahrscheinlich ist er an dem Bau der herrlichen Kathedrale beteiligt [42] -, um dann sofort auf seinen Nachfolger Roger überzugehen. Der Bericht des Chronisten Gilbert scheint durch einen von L. d' Achery veröffentlichten Eintrag im Nekrolog des Prämonstratenserklosters St. Martin zu Laon eine Bestätigung zu finden [43]. Nach diesem Eintrag starb Walter von Mortagne als Kanoniker des Prämonstratenserklosters zu St. Martin. Als Todesjahr wird in den biographischen Werken übereinstimmend das Jahr 1174 angegeben. Als Todestag wird in den Quellen der 14. und der 16. Juli genannt [44]. In der Kirche St. Martin fand er seine letzte Ruhestätte [45].

Es wurde schon erwähnt, daß ein Korrespondent des Gottfried von Breteuil, der Prior Hugo von St. Martin zu Séez, eine vita beati viri Wal(teri), eines damals noch lebenden, ehrwürdigen und verdienten Greises, in Angriff genommen hatte [46]. Wenn die Behauptung E. Martènes, für die auch M. Chossat [47] eintritt, zu Recht besteht, haben wir in dem Prior Hugo von Séez den ersten Biographen unseres Theologen vor uns. Aus dem Briefwechsel geht hervor, daß sich der in Frage stehende Walter lange Zeit im Kloster Saint-Barbe, einem Tochterkloster von St. Viktor in Paris, zur Erholung von einer Krankheit aufhielt [48]. Diese Tatsache ist einer Identifizierung mit Walter von Mortagne günstig, da wir wissen, daß er mit Hugo, dem gelehrten Theologen des Kanonikerstiftes von St. Viktor, enge Beziehungen unterhielt. Von Sainte-Barbe aus lud ihn der Prior Hugo von St. Martin für das Martinsfest zu sich nach Séez ein [49]. Den Subprior Gottfried von Sainte-Barbe ersuchte er, die von ihm begonnene Biographie zu Ende zu führen. Dieser lehnte jedoch ab, weil er der Meinung war, daß ein Werk, das einen so würdigen Gegenstand behandle, aus einem Guß sein müsse [50]. In einem späteren Brief forderte Gottfried den Prior Hugo von Séez auf, das lang unterbrochene Werk „de vita iusti“ zu vollenden [51]. Es ist nicht bekannt, ob die Biographie abgeschlossen wurde, und es kann auch nicht mit Sicherheit behauptet werden, daß es sich wirklich um eine Biographie des Bischofs und Theologen Walter von Mortagne handelte.

 

Walters Schrifttum

Über den Umfang des Schrifttums Walters von Mortagne ist in den Quellenschriften nichts überliefert. In den mittelalterlichen Autorenkatalogen ist sein Name nirgends zu finden. In Anbetracht seiner langen Lehrtätigkeit und des Ansehens, dessen er sich nach der zeitgenössischen Überlieferung erfreute, mag es als sehr zweifelhaft erscheinen, ob sein Schrifttum im vollen Umfang auf uns gekommen ist. Heute sind ein Traktat über die Trinität, eine Darstellung des Eherechtes und zehn theologische Briefe als Produkt der literarischen Tätigkeit Walters bekannt.

Die Abhandlung über die Trinität wurde bereits im Jahre 1721 von B. Pez [52] aus einer Salzburger Hs des 12. Jahrhunderts, die heute im Archiv von St. Peter in Salzburg liegt und die Signatur a VI 8 trägt, veröffentlicht. Der Traktat beginnt mit den Worten: „Indubitanter credo unum Deum esse et non plures iuxta illud Moysi: Audi Israel, Deus tuus unus est“ (Dt 6,4; vgl. Mk 12,29) und schließt: „Memoriter recolens illam fidem non habere meritum cui humana ratio praebet experimentum“. In der Salzburger Hs hat er das Explicit: „Explicit tractatus de sancta trinitate a magistro Galthero sane compositus“. Nachträglich fand Pez den Traktat anonym in zwei Papierhandschriften des 15. Jahrhunderts im Kloster Melk [53]. Der Herausgeber äußerte die Vermutung, daß Walter von Châtillon als Verfasser in Betracht komme, enthielt sich aber, da er die Schwachheit seiner Argumente einsah, eines sicheren Urteils. Der französische Literar- und Philosophiehistoriker B. Hauréau [54] stellte, ohne von der Ausgabe Pez' Kenntnis zu besitzen, den Traktat anonym in einer Hs der Pariser Nationalbibliothek, Cod. lat. 12528 fol. 115r-119V (s. XII), und in einer Hs des St. John College in Oxford, Nr. 98 fol. 155V (s. XIV), fest. Da in der Pariser Hs die Abhandlung unmittelbar der „Summa sententiarum“ vorangeht, allerdings scharf getrennt durch die Schlußbemerkung: „Explicit tractatus de trinitate“, und die Oxforder Hs, allerdings durch andere Schriften getrennt, ebenfalls die „Summa sententiarum“ enthält, glaubte Hauréau damit die Einleitung zu der nach seiner Meinung am Anfang und am Ende unvollständig überlieferten „Summa sententiarum“ gefunden zu haben. Der Irrtum Hauréaus wurde durch H. Denifle berichtigt [55]. Durch Vergleichung mit Walters Briefen gelang es ihm, Walter von Mortagne eindeutig als Verfasser festzustellen. Denifle verdanken wir auch die Identifizierung der von Pez benützten, aber nicht näher bezeichneten Hs in Salzburg sowie die Feststellung einer weiteren Hs in der Bibliotheca Bodleiana zu Oxford, Cod. Laud. misc. 277 fol. 78r-86r (s. XII). Der Traktat wird hier mit den Worten eingeleitet: „Incipit tractatus de trinitate a magistro Gwaltero sane compositus“ und trägt die Schlußbemerkung: „Explicit tractatus de trinitate a magistro Gualtero sane compositus.“ H. Weisweiler entdeckte den Traktat in drei weiteren Hss, in Clm 17101 fol. 168v-178r (s. XII), in Clm 14489 fol. 122r-134v (s. XII) und im Cod. 335 fol. 57v-66v (s. XII) der Stadtbibliothek zu Münster [56]. In Clm 17101 weist der Traktat, der ohne Überschrift ist, folgendes Explicit auf: „Explicit tractatus de trinitate a magistro Walthero sane compositus“ (fol. 178r), in den anderen beiden Hss ist er anonym.

Walter von Mortagne ist auch der Verfasser eines Traktates „De coniugio“ [57], der schon bald nach seiner Entstehung der „Summa sententiarum“ als Ergänzung angefügt wurde und in Verbindung mit der „Summa sententiarum“ handschriftlich sehr verbreitet ist. Die enge Verbindung hatte zur Folge, daß er lange Zeit als echter Bestandteil derselben und mit dieser als Werk Hugos von St. Viktor angesehen wurde. B. Hauréau [58], der im übrigen die "Summa sententiarum" als echtes Werk Hugos gelten läßt, hat hinsichtlich des Ehetraktates mit Rücksicht auf die Komposition und den Stil Bedenken gegen die Autorschaft Hugos geäußert. Außerdem wies Hauréau auf Cod. Laud. misc. 392 (s. XII) der Bibliotheca Bodleiana in Oxford hin, welcher die Summa sententiarum dem Magister Hugo zuschreibt, den Ehetraktat aber ausdrücklich Walter von Mortagne zuteilt: „Incipit tractatus magistri Walteri de Mauritania de coniugio compositus“. Desgleichen wies er auf. Cod. 210 (fol. 111) zu Douai hin, welcher den Ehetraktat Walters isoliert und anonym überliefert. Denifle [59] verstärkte die Bedenken Hauréaus. Der gelehrte Forscher zitiert eine Notiz aus einem alten Katalog des Zisterzienserklosters Pontigny [60], welche lautet: „Sententiae magistri Gauterii Laudunensis episcopi“. Ein Explicit ähnlichen Inhalts war ihm aus einer Hs zu Wolfenbüttel, Nr. 3662 (61, 2. Aug. 8°), bekannt. Am Schluß der sieben Traktate der "Summa sententiarum" (fol. l-74v s. XIII), die als „Hugonis de S. Victore Summa sententiarum“ bezeichnet ist, steht in roter Schrift: „Expliciunt quaestiones sive tractatus libri sententiarum a magistro Walthero compositae“. Die nur für den letzten Traktat zutreffende Autorangabe ist offenkundig auf das ganze Werk übertragen worden. A. Gietl [61] fügte eine neue Hs aus der Sammlung des Fürsten Georg Lobkowitz in Prag [62] hinzu und M. Chossat [63] eine solche aus Olmütz, die Walter von Mortagne ausdrücklich als Verfasser des Ehetraktates nennen. Zu den erwähnten Hss kann noch genannt werden Nr 1264 zu Troyes (s. XII) [64] und M m V 32 (fol. 94v-112r) der Universitätsbibliothek zu Cambridge (s. XII) [65]. Ferner sind aus alten Bibliothekskatalogen einzelne verlorene oder noch nicht festgestellte Hss bekannt, die die Autorschaft an dem Ehetraktat der „Summa sententiarum“ ausdrücklich Walter von Mortagne zuerkannten [66]. In einzelnen Hss wird die Autorschaft Walters dadurch kenntlich, daß der anonym überlieferte Traktat durch andere Schriften von der „Summa sententiarum“ getrennt ist und unmittelbar mit Briefen Walters von Mortagne zusammensteht, z. B. in Nr. 229 (Irmischer 238) der Universitätsbibliothek Erlangen und in der fast gleichartigen Hs Nr. 312 zu Klosterneuburg [67]. Durch die inhaltliche Übereinstimmung zwischen dem Ehetraktat und Briefen Walters wird die Abfassung durch Walter von Mortagne bestätigt [68].

Außer den genannten zwei Traktaten über die Trinität und das Eherecht besitzen wir von Walter von Mortagne zehn Briefe theologischen Inhalts. Fünf davon wurden zum ersten Male veröffentlicht von dem Mauriner L. d'Achery [69] nach einer Hs von St. Germain (Nr. 656), die heute als Cod. lat. 14193 der Bibliothèque Nationale zu Paris angehört. Unglücklicherweise ist gerade in dieser Hs der Text der Briefe an manchen Stellen, besonders in der Einleitung und am Schluß, etwas gekürzt. Auf diese Weise sind im gedruckten Text manche persönliche Züge in den Briefen verlorengegangen.

Einen weiteren Brief Walters, gerichtet an Hugo von St. Viktor, hatte kurz zuvor nach derselben Hs der Mauriner H. Mathoud in seinen Bemerkungen zu den Sentenzen des Robertus Pullus veröffentlicht [70], jedoch unter dem Namen eines Guillelmus de Mauritania. Der Fehler entstand, wie schon C. Oudin [71] erkannte, durch falsche Auflösung der in der Vorlage stehenden Anfangsbuchstaben GAU (= Gauterus). In der handschriftlichen Überlieferung steht er sehr häufig mit der Abhandlung Hugos über das Wissen Christi zusammen, welche die Antwort auf Walters Brief darstellt.

Weitere vier theologische Briefe Walters zusammen mit einem an ihn gerichteten Antwortschreiben veröffentlichte E. Martène [72] nach einer vatikanischen Hs aus dem Fonds der Schwedenkönigin Christine [73]. Sie wurden jedoch in sämtlichen bibliographischen Werken bis in die neueste Zeit herein gänzlich übersehen. Erstmals wurden sie in der Sammlung der Dokumente zur belgischen Geschichte von A. Wauters verzeichnet und neuestem von M. Chossat in der Literatur verwertet [74]. Hss mit mehreren Briefen Walters sind der genannte Cod lat. 14 193 (fol. 2r-6v) der Nationalbibliothek zu Paris (s. XII/XIII), der die Grundlage für die Ausgabe von L. d'Achery und H. Mathoud bildete, und Cod. Ottobonianus 284 (fol. 1r-7r] der Vatikanischen Bibliothek zu Rom (s. XII/XIII) [75]. Die Hss, die nur einen oder zwei Briefe Walters enthalten, werden, soweit sie mir bekannt geworden sind, bei der Behandlung der einzelnen Briefe verzeichnet.

Die Frage nach den Adressaten der einzelnen Briefe und der Inhalt der Briefe im Rahmen der theologischen Zeitgeschichte soll den Gegenstand der folgenden Untersuchung bilden. Wir werden dem wissenschaftlichen Lebensbild Walters, das wir im vorausgehenden aus den Quellen gezeichnet haben, noch einige neue Züge einfügen und die theologiegeschichtliche Stellung Walters vollständiger würdigen können.

Zu den sicher echten Schriften Walters kommt noch eine von B. Hauréau edierte anonyme Abhandlung philosophischen Inhalts, als deren Autor der Herausgeber Walter von Mortagne annimmt [76]. Das Stück liefert mit drei anderen in derselben Hs der Pariser Nationalbibliothek, Cod. lat. 17813, stehenden Abhandlungen einen wichtigen Beitrag zur Kenntnis des Universalienstreites. An erster Stelle steht ein anonymer Kommentar zur Isagoge des Porphyrius, von der der Universalienstreit seinen Ausgang nahm, an zweiter Stelle (fol. 16-19) die nach der Meinung Hauréaus dem Walter von Mortagne zugehörige Abhandlung über die Gattungen und Arten. Die hier vertretene Ansicht hat eine auffallende Ähnlichkeit mit der Meinung Walters von Mortagne, wie sie uns aus der Schilderung des Johannes von Salisbury bekannt ist. Johannes von Salisbury [77] rechnet Walter zu den Vertretern des Realismus (qui rebus inhaerent) und charakterisiert ihn als das Haupt (dux) einer gemäßigten Form des Realismus, nämlich der sogenannten Statuslehre, die wiederum eine Form der sogenannten Indifferenzlehre ist. Diese Theorie will besagen: Das in den Einzeldingen vorhandene Allgemeine, das Universale, ist nicht wesentlich (essentialiter) ein und dasselbe, d. h. nicht in allen einzelnen Individuen identisch, wie es der extreme Realismus angenommen hat, sondern es ist ohne Unterschied (indifferenter), d. h. nur der Ähnlichkeit nach ein und dasselbe. So sind Sokrates und Plato "secundum indifferentiam" ein und dasselbe, insofern sie beide Menschen sind, vernunftbegabt und sterblich sind, nicht aber "secundum identitatem"; denn die Menschheit des Sokrates ist nicht identisch mit der Menschheit des Plato. Mit dieser Lehre verbindet Walter den Statusbegriff. Man kann ein Einzelding mit Hilfe gedanklicher Abstraktion in verschiedenen Zuständen (status) betrachten. Plato, insofern er Plato ist, ist Individuum, insofern er Mensch ist, ist er Art, insofern er Lebewesen ist, ist er Gattung und zwar in untergeordneter Weise, insofern er Substanz ist, ist er Gattung im allgemeinsten Sinne. Das Universale ist das, worin viele durch Teilnahme an einem gemeinsamen Status übereinkommen, z. B. das Menschsein, die Vernünftigkeit, die Sterblichkeit. Das Singuläre ist das, was einem Einzelding allein zukommt und was es nicht mit dem Status eines anderen gemeinsam hat. Der von Hauréau edierte Traktat enthält zunächst eine scharfe Polemik gegen die extrem realistische Auffassung, um dann ausführlich die Indifferenzlehre unter Verwendung des Statusbegriffes zu entwickeln. Es wird darin auf die Lehre eines Magisters W., allem Anschein nach des Magisters Wilhelm von Champeaux, Bezug genommen [78], der nach dem Bericht Abaelards ein extremer Realist war und durch Abaelards Kritik zu einer Modifizierung seiner Lehre veranlaßt wurde [79].

 

Fußnoten

[1] Über Walters Abstammung und Familie vgl. Poutrain, Histoire de la Ville et Cité de Tournai, La Haye 1750,607; J. Voisin, Notice sur Walter de Mortagne évêque de Laon. in: Bulletins de la Sociéte historique et littéraire de Tournai XIV, Tournai 1870, 272-284; A. D'Herbomez , Histoire des châtelains de Tournai de la maison de Mortagne, 2 Bde., in: Mémoires de la Société historique et littéraire de Tournai XXIV u. XXV, Tournai 1895, 144 ff., II 3 f.; J. Warichez , Les disputations de Simon de Tournai, in: Spicilegium Sacrum Lovaniense 12, Louvain 1932, XII Anm. 1. Biographische Skizzen über Walter von Mortagne, meist mit Angabe einzelner Schriften, enthalten: Gallia Christiana , Opus Fratrum Gemellorum Scaevolae et Ludovici Samarthanorum II, Paris 1656, 622; C. E. Bulaeus (Du Boulay), Historia Universitatis Parisiensis II, Paris 1665, 739; L. Ellies Dupin , Nouvelle bibliothèque des auteurs ecclésiastiques IX, Paris 1697, 184 f.; C. Oudin, Commentarius de scriptoribus ecclesiae antiquis II, Leipzig 1722, 1199 ff.; W. Cave, Scriptorum ecclesiasticorum historia literaria II, Oxford 1743, 217; Gallia Christiana (nova) IX, Paris 1751,533 f.; J. A. Fabricius, Bibliotheca latina mediae et infimae aelatis in Padua 1754, 116; R. Geillier, Histoire générale des auteurs sacres et ecclésiastiques XXIII, Paris 1763, 202 ff.; Histoire littéraire de la France XIII, Paris 1814, 511 ff. (Artikel von Daunou); Th. Lebreton, Biographie Normande II, Rouen 1858, 106; B. Hauréau, Histoire de la philosophie scolastique I, Paris 1872, 345 f.; Biographie Nationale publiée par l'academie royale des sciences, des lettres et des beaux arts de Belgique VII, Brüssel 1883, 509 ff. (Artikel von E.-H.-J. Reusens); P. Feret, La faculté de théologie de Paris et ses docteurs les plus célèbres, Moyen-Age I, Paris 1894, 94 ff.; H. Hurt r, Nomenclator literarius theologiae catholicae II 3, Innsbruck 1906, 177 Nr. 99; M. De Wulf, Histoire de la philosophie en Belgique, Brüssel-Paris 1910, 34; M. Ghossat, La somme des sentences oeuvre de Hugues de Mortagne vers 1155, in: Spicilegium Sacrum Lovaniense 5, Louvain 1923, 70 ff., 78 ff.; F. Ueberweg-B. Geyer, Die patriotische und scholastische Philosophie, Berlin 1928, 211, 704.

[2] Herimanni liber de restauratione S. Martini Tornacensis (MG SS XIV 309 Z. 9 ff.): Interea domnus Rabbodus episcopus, qui fuit avunculus Everardi Tornacensium castellani, qui ipsum Tornacense castellum cum castello de Moritania ante paucos dies ceperat et dominationi suae subdiderat, legitimos heredes de eis expellens Gerulfum de Tornaco et Hugonem de Moritania etc. Vgl. ebd. 276 Z. 2 ff.

[3] Hugo von St. Viktor schreibt in der Adresse eines Briefes an Walter von Mortagne: Magistro G(ualtero) de Mauritania flava. Durch den Zusatz flava soll anscheinend der Ort Mauritania, nach dem Walter benannt ist, von einem anderen gleichnamigen Ort unterschieden werden. Flavus bedeutet goldgelb, rotgelb, blond. Die germanischen Stämme werden mit Rücksicht auf die blonde Haarfarbe flavi genannt (Ch. Du Cange , Glossarium ad scriptores mediae et infimae latinitatis III, Niort 1884, 521). Auf das in Flandern gelegene Mortagne wurde die Bezeichnung flava mit Rücksicht auf die germanische Herkunft der flämischen Bevölkerung wohl passen. Man könnte auch an die Farbe des Bodens denken. Ein von der Heimat Walters verschiedenes Mortagne liegt in der Normandie, in der ehemaligen Landschaft Le Perche. Ein älterer Literarhistoriker, Wilhelm Cave, zog sogar ernsthaft in Erwägung, ob Walter nicht aus Mauretanien in Afrika stamme. Vgl. W Cave, Scriptorum ecclesiasticorum historia literaria II, Oxford 1743, 217.

[4] A. D'Herbomez, a. a. O. II 3 f.

[5] Vgl. J. Voisin , Notice sur les archidiacres de Tournai, in: Mémoires de la Société historique et littéraire de Tournai XVI l-79, Tournai 1877, 17.

[6] E. Martene-U. Durand, Thesaurus novus anecdotorum III, Paris 1717, 1709-1736. Auszüge nach einer verbesserten Textvorlage bei Bouquet, Recueil des Historiens des Gaules et la France XIV, Paris 1806. 398 ff. Abt Hugo von Marchiennes ist geboren im Jahre 1102, mit 20 Jahren trat er in das Kloster St. Martin zu Tournai unter Abt Segard (1107-1127) ein. Zuerst Prior in seinem Kloster, wurde er im Jahre 1148 Abt von Marchiennes. Als solcher starb er am 11. Juni 1158.

[7] Otto von Freising , Gesta Friderici I 49, ed. tertia, rec. G. Waitz, curavit. B. de Simson, in: Scriptores rerum Germanicarum, Hannover 191-, 69, Petrus Abaelardus, Historia calamitatum c. 9 (PL 178, 144 ff.).

[8] Erat homo in lectione satis diffusus, gratus, facundus, sed non adeo in quaestionum solutione. Verum ille Mauritanensis unus de suis auditoribus ingenio praevalens, utpote argutus et acutus, ei frequenter opponebat, et non respondebat ei verbum (Bouquet XIV 398; Martene-Durand , Thes. anecd. III 1712 f.).

[9] At ille, archidiacono non valens resistere, ut dicere posset: Principes persecuti sunt me gratis (Ps 118,161), persecutionem passus in una civitate venit in aliam, cum multo comitatu suorum, inter quos et noster iste, id est Laudunum; (ubi) coadunatis clericis tam domesticis quam exteris qui seque-bantur eum, fecit quod voluerunt, et ibi legit similiter (a. a. O.).

[10] In virga ferrea regebat, quos legebat. Testantur multi de hoc, et hi qui de his erant. Consuetudo ei in Gallia, non Gallorum erat, gymnasium habere non male infamatum. Legens sub eo aut honeste omnino se ageret aut omnino fieret extra scholam (a. a. O.). Man beachte die frühmittelalterliche Schulterminologie: legere aliquem (= docere) und legere sub aliquo (= discere). Vgl. G. Robert, Les écoles et l'enseignement de la théologie pendant la première moitié du XIIe siècle, Paris 1909, 52 f.

[11] J. Mabillon, Annales Ordinis S. Benedicti 1. 76 c. 15, Lucca 17452, VI 212; Dom Rivet, Histoire littéraire de la France IX 36. Anders dagegen Daunou , der Verfasser des Artikels über Walter von Mortagne in der Histoire littéraire (XIII 512). Daß die Lehrtätigkeit Walters auf Laon beschränkt blieb, nimmt unter den neueren Autoren auch E.-H.-J. Reusens , Biographie Nationale de Belgique VII 510 und M. Chossat, La somme des sentences 78 an.

[12] G. E. Bulaeus, Historia Universitatis Parisiensis II, Paris 1665, 77, 739.

[13] Metalogicus II 10 (PL 199, 867 ff.). Vgl. C. Schaarschmidt, Johannes Saresberiensis nach Leben und Studien, Schriften und Philosophie, Leipzig 1862, 68 ff.

[14] Metalogicus II 17 (PL 199, 874 ff.).

[15] J. Mabillon, Annales Ordinis S. Benedicti 1. 79 c., Lucca 1745, VI 401.

[16] Gesta abbatum Lobbiensium (MG SS XXI 331 Z. 47 ff.): Quid plura? Itum est et reditum, sed nihil finitum. Nam et abbas et qui contra abbatem ierat Walterus de Mauritania - est ille summus quidam inter Franciae magistros, nunc Anthoniensis canonicus postea Laudunensis episcopus - a papa Eugenio ad Santonem Remorum archiepiscopum sua ipsorum petitione remissi sunt, ut qua maiore posset diligentia rei veritatem probari facere et absque praeiudicio causam terminaret. Die kulturhistorisch sehr wertvolle Chronik des Klosters Lobbes ist im Jahre 1162 geschrieben. Vgl. M. M anitius , Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters III 563 f. Antoing ist heute eine kleine Industriestadt in Belgien in der Nähe von Tournai.

[17] L. d'Achery, Venerabilis Guiberti abbatis B. Mariae de Novigento opera omnia, Paris 1651, 819 f. König Ludwig VII. bemerkt in einer noch zu erwähnenden Urkunde aus dem Jahre 1158: In Laudunensi Ecclesia praesul erat Galterus, qui longo lempore Decanus ibidem extiterat. L. d'Achery, Spicilegium X, Paris 1671, 166.

[18] Sigeberti Continuatio Praemonstratensis zum Jahre 1153 (MG SS VIII 455 Z. 48 ff.): Vir religiosus Walterus Laudunensis episcopus, multarum fundator abbatiarum, migrat ad dominum et Praemonstrati sepelitur, ubi quondam pro Christo paupertatis sumpsit habitum. Cui succedit Galterus Laudunensis decanus. Ebenso in der Chronik des Robert von Auxerre (MG SS XXVI 237 Z. 7), ähnlich im Chronicon universale anonymi Laudunensis zum Jahre 1155 (ed. A. Cartellieri, Leipzig-Paris 1909, 2). Der Chronist Alberich von Trois-Fontaines (MG SS XXIII 838 Z. 61) konfundiert Walter von St. Maurice und Walter von Mortagne und überschreitet die gemeinsame Regierungszeit beider, wenn er berichtet: Apud Laudunum post Bartholomeum Galterus per annos fere 30 fit episcopus.

[19] In der Gallia christiana der Brüder Scaevola und Louis de Sainte-Marthe (fratres Sammarthani) findet sich die Nachricht, daß Walter in Rom die Bischofsweihe empfing: Romae inauguratur 1155 (II 622). Diese Noliz geht über Du Boulay und die Gallia christiana (nova) fast durch sämtliche bio-bibliographischen Werke bis in die neueste Zeit hindurch. Ich konnte keinen Quellenbeleg dafür finden. Vielleicht liegt eine Verwechslung vor.

[20] Sämtliche auf den Streit bezüglichen Dokumente sind gesammelt bei J. Le P a ige, Bibliotheca Praemonstratensis Ordiuis, Paris 1633, 430 ff., größtenteils auch bei Bouquet XV 687 ff., die päpstlichen Schreiben auch bei M i g n e , PL 188, 1582-1585, 1632-1635.

[21] L. d'Achery, Spicilegium X, Paris 1671, 165 ff.

[22] Gallia Christ. IX 533; Hist. litt. XIII 512.

[23] Lamberti Waterlos Annales Cameracenses zum Jahre 1161 (MG SS XVI 534 Z. 25).

[24] A. a. O. 536.

[25] Histonia Vizeliacensis monasterii auctore Hugone Pictaviuo, cd. L. d'Achery, Spicilegium III, Paris 1659, 583. Die Teilnahme Walters am Konzil ist nicht ausdrücklich bezeugt, sondern nur indirekt durch die Bemerkung, daß die Bischöfe der Kirchenprovinz Reims, zu der Laon gehörte, anwesend waren. Die angegebene Stelle aus der Geschichte von Vézelay ist auch mitgeteilt bei Mansi, Sacrorum Conciliorum nova et amplissima col-lectio XXI, Venedig 1776, 1186. Ein Verzeichnis der teilnehmenden Bischöfe fehlt auch bei Mansi.

[26] Bouquet XV 850; PL 200, 408, 418 f.

[27] Ep. 403: Si haec ita esse inveneris, ipsum occasione, excusatione et appellatione remota, ab officio pontificali suspendeas, et facias ab omnibus pro suspenso teneri, donec praedictis capellanis scripta sua restituat et de tam gravi satisfacturus excessu per se vel per dignum et sufficientem responsalem ad apostolicam sedem accedat (Bouquet XV 850; PL 200, 419).

[28] Ep. 431 (PL 200, 439).

[29] Ep. 496, 527, 654 (PL 200, 4!97, 520, 622; Bouquet XV 867, 870, 873).

[30] Ep. 879, 884 (PL 200, 788, 791).

[31] E. Martene, Amplissima collectio II, Paris 1724, 776; Bouquet XVI 186.

[32] Historia Vizeliacensis monasterii auctore Hugone Pictavino, ed. L. d'Achery, Spicilegium III, Paris 1659, 644 f. Der Bericht ist von kulturhistorischem Interesse, da er das kirchliche Verfahren gegen die Häretiker genau schildert.

[33] Gallia Christiana IX 533; Hist. litt. XIII 512.

[34] Bouquet XVI 157.

[35] H. Omont, Catalogue des manuscrits latins et français de la Collection Philipps, acquis en 1908, pour la Bibliothèque Nationale, Paris 1909, 100 f.

[36] Gallia Christ. IX 533; Hist. litt. XIII 512.

[37] MG SS XV 1114 Z. 35 ff. Das Kloster wurde im Jahre 1125 gegründet.

[38] J. Vos, L'abbaye de Saint-Médard ou de Saint-Nicolas-des-Prés, 2 Bde, in: Mémoires de la Société historique et littéraire de Tournai XI u. XII, Tournai 1873, II 70 f. Nr. 36.

[39] J. Voisin, Notice sur Walter de Mortagne, évêque de Laon, in: Bulletins de la Société hist. et littéraire de Tournai XIV, Tournai 1870, 282 f., 283 f. (Text der beiden Urkunden).

[40] Gisleberti Chronicon Hanoniense zum Jahre 1175 (MG SS XXI 525 Z. 28 ff.): „Eodem anno cum Walterus Laudunensis episcopus pro debilitate sui corporis episcopatui suo renunciasset, et quidam eius nepos Walterus, Laudunensis thesaurarius ecclesiae, a quadam parte capituli electus et a summo pontifice confirmatus et consecratus, in reditu a curia Romana decessisset, dominus Rogerus, Reinaldi de Roseto frater, saepedicti comitis Hanoniensis consobrinus, per intercessionem magnamque ipsius comitis Hanomiensis industriam ac laborem ad episcopatum illum promotus fuit“.

[41] Bouquet XIII 681 (aus dem Chronicon universale anonymi Laudunensis zum Jahre 1176): „Mortuo apud Laudunum insigni viro Waltero de Moritania, qui eumdem episcopatum multis aedificiis insignivit, vocatur ad praesulatum Rogerus de Roseio, Decanus Catalaunensis“. Ed. A. Cartellieri, Leipzig-Paris 1909, 26.

[42] Dieses nahm J. Voisin (a. a. 0. 278 f.) und E. H. Reusens (a. a. 0. 511) an. Es fand zwar schon im Jahre 1114 unter Bischof Bartholomäus eine Einweihung der Kathedrale statt. Das bedeutet aber nicht, daß das riesige Bauwerk, an dem jedenfalls mehrere Generationen bauten, vollends abgeschlossen war.

[43] L. d'Achery, Guiberti de Novigento opera omnia, Paris 1651, 833: „II. Idus Julii obiit Dominus Galterus de Mauritania huius Ecclesiae Canonicus quondam Episcopus Laudunensis“ etc.

[44] Der 14. Juli ergibt sich aus dem in der vorausgehenden Anmerkung mitgeteilten Nekrolog der Kirche von St. Martin zu Tournai: II. Idus Julii etc. Der Nekrolog des Klosters S. Nicolas-des-Prés nennt den 16. Juli: „XVII. kl. Augusti. O. Galterus, Laudunensis episcopus, pitantia LXVI solidorum. Et sciendum est quod in hac die aut infra VIII dies quilibet sacerdos unam missam debet persolvere pro defunctis. Ceteri fratres L psalmos aut Miserere mei Deus aut Pater noster praemdssa vigilia IX lectionum et missa in conventu“. J. Vos, L'abbaye de Saint-Médard ou de Saint-Nicolas-des-Prés, in: Mémoires de la Société historique et littéraire de Tournai XI, Tournai 1873, I 881. Das Martyrologium des Kapitels von Tournai nennt ebenfalls den 16. Juli: „XVII. kalendas Augusti. Ipso die obitus magistri Walteri, Laudunensis episcopi, qui pro remedio animae suae decimam de Wendin ad usum refectorii huic contulit ecclesiae et pro anniversario suo centum solides, sicut in scripto suo continetur, singulis annis dividendos dimisit“. J. Voisin, Notice sur Walter de Mortagne. évêque de Laon, in: Bulletins de la Société historique et littéraire de Tournai XIV. Tournai 1870, 284.

[45] Sein Epitaph trug folgende Inschrift:

„Hic tego Galterum, quod detego mutaque petra
Praesulis acta loquor, pro lingua sunt mihi metra.
Consilio, monitis, virtutibus, hoc modo vitae
Rexit, correxit, erexit oves et ovile.
Infuit huic pietas, sale sed condita rigoris,
Torpida ne fleret virtus et egena saporis.
Abstulit hunc mundo divisio discipulorum.
Vivat in aeternum meritis adiutus eorum.“

[46] E. Martène-U. Durand. Thesaurus novus anecdotorum I, Paris 1717, 542 ep. 41 (Gottfried an Hugo von Séez): Ceterum quae de vita beati viri Wal. Deo inspirante scribere coepistis, si vita comes fuerit, prosequi et perficere ne pigritemini. Non erit in conspectu Dei inglorius, qui tantorum praeco fuerit meritorum. Siehe oben S. 114 f.

[47] M. Chossat, La somme des sentences 172 ff.

[48] Ep. 42 (Hugo von Séez an Gottfried von Breteuil): Scripsistis, ut de beati W. prosequerer quod incoepi, sed vos modo moneo et rogo, ut scribatis; quia, ut audivi, diu perendinavit apud vos, gratia Dei ei dante infirmitatem, ut credo, propter vos. Nisi enim infirmus fuisset, non tantam moram apud vos fecisset (a. a. O. 542).

[49] Ebd.

[50] Ep. 43 (a. a. O. 543).

[51] Ep. 49 (a. a. O. 550f.)

[52] B. Pez, Thesaurus anecdotorum novissimus II 2, Augsburg 1721, 53-72, nachgedruckt von M i g n e, PL 209, 575-590. Der Text ist sehr fehlerhaft. Eine kurze Beschreibung der Handschrift siehe bei A. Landgraf, Quelques collections des „Quaestiones" de la seconde moitié du XIIe siècle. Premier classement, an: Rech. Théol. anc. méd. 6 (1934) 384.

[53] Dissertatio Isagogica zum zweiten Band des Thes. anecd. novissimus, p. XXII f. (= PL 209, 573-576). Die beiden Hss haben die Signatur Lit. Q. 4 und Lit. H. 44.

[54] B. Hauréau, Les oeuvres de Hugues de Saint-Victor, Paris 1886, 86 f.

[55] H. Denifle, Die Sentenzen Hugos von St. Viktor, in: Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters III, Berlin 1887, 634-640.

[56] Zu Clm 14 489 vgl. H. Weisweiler, La „Summa Sententiarum" source de Pierre Lombard, in: Rech. Théol. anc. méd. 6 (1934) 176 Anm. 62. Herr Pater Weisweiler hatte die Liebenswürdigkeit, mich mündlich auf die drei Handschriften aufmerksam zu machen, wofür ich ihm auch an dieser Stelle aufrichtig danke.

[57] PL 176, 153-174.

[58] A. a. O. 74 f. 59

[59] A. a. O. 636f.

[60] Catalogue général des manuscrits des bibliothèques publiques des départements I, Paris 1849, 711. Der Katalog ist ediert nach einer Handschrift der École de Médecine zu Montpellier.

[61] A. Gietl, Die Sentenzen Rolands nachmals Papstes Alexander III., Freiburg 1891, XL f.

[62] Die Hs ist heute ein Bestandteil der Universitätsbibliothek zu Prag und trägt die Signatur Lobkow. 480. Sie stammt aus dem württembergischen Kloster Weißenau. Der erste Teil der Hs gehört wohl noch dem 12. Jahrhundert an (fol. 1-82), der zweite Teil dem beginnenden 13. Jahrhundert (fol. 83-107). Sie wurde beschrieben von J. F. Schulte, Die kanonistischen Hss der Bibliotheken 1. der k. k. Universität, 2. des Böhmischen Museums, 3. des Fürsten Georg Lobkowitz, 4. des Metropolitankapitels von St. Veit in Prag, in: Abhandlungen der kgl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften vom Jahre 1868, 6. Folge 2. Band, Prag 1869, 67 und neuestem von P. Lehmann, Mitteilungen. aus Hss III, in: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften,, Philos.-hist. Abteilung, Jahrgang 1931/32 H. 6, München 1932, 26. Die Hs enthält fol. l-57r die ,Summa sent. unter der Überschrift: Sententie Hugonis (am Rand von alter Hand nachgetragen), fol. 57r-60v De coniugio. Am Schluß steht die Bemerkung: Explicit tractatus de coniugio a mag. Waltero sane compositus.

[63] La somme des sentences 71 Anm. 1. Es ist die Hs Studijni Knihovna Nr. 302: Tractatus de coniugio a magistro Waltero de Mauritania compositus. Die Hs Nr. 203 derselben Bibliothek enthält die Summa sent. als Werk „magistri Ottonis episcopi de Luca" (a. a. O. 40).

[64] Tractatus de coniugio a magistro Gualtero de Mauritania sane compositus. Darauf folgt die Summa sent. als Sententie mag. Othonis. Die Hs stammt aus Clairvaux.

[65] Tractatus de couiugio a magistro Gualterio compositus. Voran geht das erste Buch De sacramentis christianae fidei Hugos von St. Viktor.

[66] B. Montfaucon, Bibliotheca bibliothecarum manuscriptorum nova II, Paris 1739, 1333. Es findet sich dort eine kurze Beschreibung der Hss des Klosters St. Martin zu Séez: Nr. 20. Tractatus M. Hugonis de Mauritania de fide et spe et de Theologia (= Summa sent.). Item M. Walteri de Mauritania tractatus de coniugio; L. Delisle, Le cabinet des manuscrits de la Bibliothèque Nationale II, Paris 1874, 458. Aus einem alten Katalog der Abtei St. Amand (s. XII): Nr. 310. Bernardi tractatus de diligendo Deo cum tractatu magistri Gualteri de coniugio; P. Lehmann, Mittelalterliche Bibliolhekskataloge Deutschlands und der Schweiz I. Die Bistümer Konstanz und Chur, München 1918, 411. Aus einem unvollständigen Bibliothekskalalog des Klosters Weißenau aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts: Tra<c>tatum magistri Walteri de Mauritania et librum proemiorum Jeronimi de plenitudine novi testamenti in I volumine. Da eine Angabe über den Inhalt des Traktates fehlt, ist es unsicher, ob der Ehetraktat oder der Trinitätstraktat oder eine nicht bekannte Schrift Walters von Mortagne gemeint ist. Jedenfalls ist die Hs nicht identisch mit Lobkow. 480; denn diese ist in demselben Bibliothekskatalog verzeichnet als Sententie Hugonis et liber de divinis officiis in I volumine (a. a. O. 412 Z. 24). In dem ältesten Bibliothekskatalog aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts sind beide Hss mit den Traktaten Walters von Mortagne noch nicht erwähnt. Vgl. P. Lehmann, Verschollene und wiedergefundene Reste der Klosterbibliothek von Weißenau, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 49 (1932) 1-11.

[67] In Clm 4600 und Nîmes 52 folgen auf den anonym überlieferten Ehetraktat dieselben zwei Briefe Walters, doch ist der Ehetraktat selbst unmittelbar an den sechsten Traktat der Summa sent. angeschlossen.

[68] Siehe unten S. 278 ff., 300 ff. Cod. mp. th. q. 62 der Universitätsbibliothek Würzburg (s. XII) enthält zuerst die Summa sent. (fol. lv-64r), anschließend anonym das Eherecht Walters von Mortagne (fol. 64r-75r) und daran anschließend (fol. 75v-80r) ein neues Eherecht unter der Überschrift: de coniugio secundum magistrum gualterium. Cod. mp. th. q. 36 derselben Bibliothek reiht das in Cod. 62 dem Walter zugeschriebene Eherecht ohne Autorangabe unmittelbar an die Summa sent. an (fol. 83r-90v), während das wirkliche Eherecht Walters durch Zwischenstücke davon getrennt ist (fol 94r-106v). In Cod. 62 handelt es sich vermutlich um eine falsche Zuteilung. Möglicherweise ist die Notiz beim Abschreiben der Vorlage aus dem Explicit des vorangehenden Traktates in die Überschrift des folgenden hineingeraten. Vgl. F. Gillmann, Bischof Otto von Lucca, Verfasser der Summa sententiarum?, in: Der Katholik 97 (1917) I 214-216.

[69] L. d'Achery, Spicilegium II, Paris 1657, 459-479 (in der dritten Auflage, Paris 1723, III 520-529), nachgedruckt von Du Boulay, Historia Universitatis Parisiensis II 69-72, 73-77, 201-203. Die Hs ist kurz beschrieben von B. Montfaucon, Bibliotheca bibliothecarum manuscriptorum nova II, Paris 1739, 1135 und L. Delisle, Inventaire des manuscrits de Saint-Germain-des-Prés, Paris 1868, 131, ausführlich von B. Hauréau, Notices et extraits (in 8°) II, Paris 1891, 349 ff. Unrichtig ist die Angabe bei Montfaucon, daß sich in der Hs sieben Briefe Walters befinden, und unrichtig auch die Angabe bei B. Hauréau, daß sich fünf Briefe darin befinden. Die Hs enthält in Wirklichkeit sechs Briefe Walters, zunächst die ersten vier von L d'Achery herausgegebenen Briefe in derselben Reihenfolge (fol. 2r-4v), dann den von H. Mathoud edierten Brief (fol. 4v-5r), daran anschließend den fünften Brief bei L. d'Achery (fol. 5r6v). Auf die Briefe Walters folgt die Confessio fidei Abaelards (PL 178, 105 ff.).

[70] H. Mathoud, Roberti Pulli Sententiarum libri VIII, item Petri Pictaviensis Sententiarum libri V, Paris 1655, 332-334 (Observationes ad Robertum Pullum, pars III ad c. 30), nachgedruckt von Du Boulay, Hist. Universitatis Parisiensis II 64 f.; Migne PL 186, 1052-1054.

[71] C. Oudin, Commentarius de scriptoribus ecclesiae antiquis II, Leipzig 1722, 1200. Vor ihm zählte schon L. E. Dupin, Nouvelle bibliothèque des auteurs ecclésiastiques IX, Paris 1697, 185 den Brief zu den Schriften Walters von Mortagne.

[72] E. Martène, Amplissima Collectio I, Paris 1724, 834-848.

[73] Die Hs scheint heute unter den Codices Reginenses der Vatikanischen Bibliothek nicht mehr vorhanden zu sein. Die Nachforschungen, die Herr Prälat M. Grabmann in der Vatikanischen Bibliothek für mich anzustellen die Liebenswürdigkeit hatte, waren erfolglos. B. Montfaucon, Bibliotheca bibliothecarum manuscriptorum nova I, Paris 1739, 48 führt unter den Hss der Bibliotheca Reginae Sueciae eine Hs mit den Briefen Walters an: Nr. 1540, Gualterii de Mauritania Epistolae. Item Hildeberti Cenomanensis Epistolae. In dem alphabetischen Verzeichnis der Hss der Bibliothek des Alexander Petavius, aus denen sich die Bibliothek der Schwedenkönigin Christine zum großen Teil zusammensetzt, führt Montfaucon (a. a. O. 64) zwei Hss mit Briefen Walters von Mortagne an: Gualterii de Mauritania Epistolae, 32, 47. Eine von diesen dürfte mit der obengenannten identisch sein.

[74] A. Wauters , Table chronologique des chartes et diplomes imprimés concernant l'histoire de la Belgique II, Brüssel 1868, 239, 392, 402 (412, 530). A Wauters macht irrtümlicherweise aus Walter von Mortagne und Bischof Walter von Tournai (1166-1171) ein und dieselbe Persönlichkeit. - M. Chossat, La somme des sentences 71 ff.

[75] Die Kenntnis dieser Hs verdanke ich Herrn Prälat M. Grabmann, der mir liebenswürdigerweise auch die Photographien besorgte. Cod. Ottobonianus 28-1 enthält insgesamt acht Briefe, zunächst die ersten vier von Martène veröffentlichten Briefe in derselben Reihenfolge (fol. lr-3v), dann den dritten Brief bei L. d'Achery (fol. 3v-4v), dann den fünften Brief bei Martène (fol. 4v-6r), dann den von Mathoud herausgegebenen Brief (fol. 6r-6v). zuletzt den ersten Brief .bei L. d'Achery (fol. 6v-7r).

[76] Notices et extraits de quelques manuscrits latins de la Bibliothèque Nationale V, Paris 1892. 298-325. Vgl. Cl. Baeumker, Bericht über die abendländische Philosophie im Mittelalter 1891-1892, in: Archiv für Geschichte der Philosophie 10 (1897) 133 f.; H. Willner, Des Adelard von Bath Traktat De eodem et diverso, in: Beiträge zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters IV l, Münster 1903, 64-68, 108-110 (Anhang II: ein Auszug aus dem von Hauréau edierten Text S. 312-316); M. De Wulf. Histoire de la Philosophie en Belgique, Paris-Brüssel 1910, 34; Ueberweg-Geyer 211, 701, 704.

[77] Metal. II 17 (PL 199, 875 A): Partiuntur itaque Status duce Gautero de Mauritania, et Platonem in eo quod Plato est dicunt Individuum; in eo quod homo, speciem; in eo quod animal, genus sed subalternum; in eo quod substantia, generalissimum. Habuit haec opinio aliquos assertores, sed pridem hanc nullus profitetur.

[78] B. Hauréau , a. a. O. 315.

[79] Hist. cal. c. 2 (PL 178, 119). Vgl. Ueberweg-Geyer 210.


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