Aus dem Reisetagebuch

Notizen anlässlich einer Rundreise in die Bretagne im Sommer 1998

17. August 1998:

Der Burghügel von Le Pallet mit der Kapelle Sainte-AnneAm frühen Nachmittag sind wir von Carnac aufgebrochen. Nach langer Fahrt - in der hereinbrechenden Dunkelheit - erreichen wir schließlich die Ortschaft Le Pallet, ca. 15 km südöstlich von Nantes. Das kleine, auf den ersten Blick wenig markante Straßendorf liegt in flacher, fast hügelloser Landschaft, im Weinbaugebiet von Sèvre et Maine. Es trägt einen stolzen Namen palatium - Pfalz oder Palast, wie der antike Kaiserpalast von Rom. Hier werden die herb-frischen, zu Fisch und Meeresfrüchten passenden Weißweinsorten Muscadet und Gros Plant angebaut. Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist das regionale Weinmuseum. Doch der Weinbau ist nicht der Grund unserer Reise. Wir reisen auf den Spuren Abaelards, der vor über 900 Jahren - im Jahre 1079 - als ältester Sohn des Burgmannen Berengar und seiner Frau Lucia hier geboren wurde. Leider ist es viel zu spät, um noch Erkundigungen in dem fast menschenleeren Ort einzuholen. Im Zentrum finden wir ein Lokal, aus der Schlagermusik ertönt. Es trägt den Namen: Relais d'Abélard. Einen weiteren Hinweis auf den berühmten Sohn finden wir an der Orientierungstafel neben der Kirche. Das kleine Museum, welches hier zu Ehren Abaelards eingerichtet worden ist, befindet es sich im längst verschlossenen Weinmuseum am südöstlichen Ortsausgang. Dort senkt sich die Dorfstraße in eine flache, baumbestandene Flussaue hinab. Zur linken Seite werden wir dann fündig: Neben dem Dorffriedhof erkennt man auf einer kleinen Anhöhe die zum großen Teil zerfallenen Grundmauern einer Burg. Beim Näherkommen entdeckt man im efeuberankten Mauerwerk eine Gedenktafel aus Keramik, die an den Geburtsort Abaelards und späteren Aufenthaltsort Heloïsas erinnert. Er handelt sich somit um die Reste des mittelalterlichen Herrensitzes. Unmittelbar daneben steht eine erstaunlich gut erhaltene, restaurierte romanische Kapelle, errichtet aus rohen Steinquadern, nach vorne offen, mit 2 alten Grabplatten am Boden. Dies ist also die vormalige Burgkapelle, in der Abaelard einst getauft worden war. In der Dämmerung schießen wir noch ein paar letzte Fotos. So war unser Umweg in die Weinberge südlich von Nantes doch nicht vergebens...


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