Soissons

Soissons, Stadt an der Aisne, war einst Hauptstadt der hier ansässigen Suessionen. Es war auch eine ziemlich bedeutende römische Stadt; seit dem 3. Jahrhundert war es christlich. Um Soissons entwickelte sich im 5. Jahrhundert die wachsende Macht des Merowingerkönigs Chlodwig. Hier wurde im Jahre 752 der letzte Merowinger von Pippin, dem Kurzen, entthront. Nahe Soissons spielte sich im Jahre 923 zwischen dem Karolinger Karl, dem Einfältigen, und dem Großvater von Hugo Capet, der dabei umkam, eine Schlacht ab, die einen Wechsel der Herrschaft ankündigte. Im Jahre 1121 war die Bischofsstadt Schauplatz eines Konzils, auf dem Abaelard erstmals wegen seiner theologischen Lehren verurteilt wurde. Versammlungsort des Konzils war die Kathedrale. Die Stadt wurde in den Jahren 1814 und 1870 belagert und erlitt zwischen 1914 und 1918 erhebliche Schäden, die jedoch völlig repariert wurden; im Zweiten Weltkrieg wurde sie erneut beschädigt.

Kathedrale

Kathedrale von Soissons Die heutige Kathedrale stammt in wesentlichen Teilen aus der Zeit nach Abaelard; sie ist ein Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert. Die Bombardierungen von 1914 zerschnitten das Schiff in zwei Teile und legten einen Turm um. Die Wiederherstellungsarbeiten wurden 1937 beendet. Der 1177 begonnene südliche Arm des Querschiffs ist ein Meisterwerk der Gotik. Gegenüber dem nördlichen Arm des Querschiffs liegt die Place du Cloître mit einem Haus aus dem 13. Jahrhundert. Die Kirche Saint-Pierre stammt aus der Zeit Abaelards und lässt erahnen, wie einst auch der Dom ausgesehen haben mag.
Ich wurde vor das Konzil gerufen, und ohne Untersuchung, ohne Prüfung, zwang man mich, mein erwähntes Buch mit eigener Hand ins Feuer zu werfen. Und so ward es verbrannt... Als ich mich zum Bekenntnis und zur Darlegung meines Glaubens erhob, um das, was ich dachte, in eigenen Worten auszudrücken, da riefen meine Gegner mir zu, ich brauche nur das Athanasianische Glaubensbekenntnis herzusagen, was jedes Kind ebenso gut hätte tun können. Und damit ich nicht etwa Unkenntnis als Entschuldigung vorschützen konnte, als wisse ich den Wortlaut nicht auswendig, ließ man mir den geschriebenen Text zum Vorlesen herbeitragen. Unter Seufzern, Schluchzern und Tränen las ich, so gut ich konnte... Abaelard, Historia Calamitatum

Saint-Médard

Mittelalterliche Ansicht von St. MédardIn Saint-Médard, einem Kloster bei Soissons, wurden die Gebeine des Heiligen Medardus aufbewahrt. Dieser war - etwa 485 geboren - Bischof von Noyon gewesen und vor dem Jahre 560 verstorben. Die Gründung dieser Abtei kennzeichnete den Willen der Merowingerkönige, eine Begräbnisstätte für die königliche Familie zu errichten. Heute umfasst das ehemalige Klosterareal eine Schule mit Internat und eine Blindenanstalt. An den Überresten der Krypta aus dem 9. Jahrhundert werden Restaurationsarbeiten durchgeführt. Zur Zeit des Konzils von Soissons war Gottfried Hirschhals Abt von Saint-Médard. Er wurde später Bischof von Châlons-sur-Marne und war ein Freund Bernhards von Clairvaux. Prior war jener Gosvin, mit dem Abaelard während seiner ersten Pariser Zeit Auseinandersetzungen hatte. Entsprechend der Vita dieses Mannes, der später auch Bischof und Abt wurde, sei Abaelard von ihm dort gemaßregelt worden. Doch dieser hatte noch immer einflussreiche Freunde. Der Klan um Stephan von Garlande besaß noch die Macht, und Gottfried von Chartres und Burkhard von Meaux waren die einflussreichen Bischöfe dieses Klans. Das Urteil über Abaelard wurde aufgehoben, und dieser kehrte schließlich nach Saint-Denis zurück.
Hierauf wurde ich wie ein überführter Verbrecher dem Abt von Saint-Médard, der auf dem Konzil anwesend war, übergeben und in dessen Kloster wie in mein Gefängnis abgeführt... Der Abt indessen und seine Mönche, die glaubten, dass ich nun weiterhin bei ihnen bleiben werde, nahmen mich mit höchster Freude auf; obwohl sie mich mit aller Liebe behandelten, bemühten sie sich vergeblich, mich zu trösten... Abaelard, Historia Calamitatum

Es wurden dort hingebracht die Ungebildeten, damit sie erzogen, die Regellosen, damit sie gebessert, die Halsstarrigen, damit sie gebändigt würden. Dort erlangten die Armen Hilfe und die Reichen Rat... Vita Goswini


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