Provins

St. Ayoul in Provins Auf halbem Wege zwischen Paris und Troyes liegt die 12000-Einwohner-Stadt Provins, auf einer Anhöhe über der Seine, am Rande der Île de France gelegen. Markante Sehenswürdigkeiten sind der aufragende Cäsarturm aus dem 12. Jahrhundert und die Kirchen Saint-Quiriace und Saint-Ayoul aus derselben Zeit, sowie die Zehntscheuer Grange aux Dîmes aus dem 13. Jahrhundert. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurde Provins eine der beiden Hauptstädte der Grafschaft Champagne und damit Handelsmetropole. Alljährlich fanden hier Tuch- und Ledermessen statt. Diese Messen gehörten zum Kreis der Champagne-Märkte, die sich auch in Lagny, Bar-sur-Aube und anderen Orten herausbildeten. Die Vereinigung der Champagne mit der Krone zu Beginn des 14. Jahrhunderts war der Grund für den Verfall von Provins. Unter Charles VII. wurde die Stadt von den Engländern besetzt, 1918 war es Hauptquartier der französischen Armee.

CäsarenturmIm 12. Jahrhundert weilte auch Abaelard notgedrungen in der aufstrebenden Stadt. Er war aus Saint-Denis zum Herrn der Champagne, zum Grafen Theobald den Großen von Troyes und Provins, 1102-1152, den er von früher kannte, geflohen und im Priorat von Saint-Ayoul, das seit 1088 zum Kartäuserkloster Montier-la-Celle in der Nähe von Troyes gehörte, aufgenommen worden. Mit dem Prior, der nach dem Kartularium von Montier-la-Celle Radulph geheissen haben könnte, war er befreundet. Zuerst wohnte Abaelard jedoch direkt im Schloss von Provins, in jenem alten Palast der Grafen der Champagne, von dem noch heute in der Nähe der Kirche von Portal St. Ayoul in ProvinsSaint-Quiriace einige Überreste, nämlich ein unterirdischer Saal mit einem Teil der romanischen Kapelle, erhalten sind, und das schon damals von dem befestigten Hauptturm überragt wurde, der erst in der Klassik den Namen Tour de César erhalten hat. Nach der lokalen Tradition strömten erneut Schüler aus dem etwa 85 km entfernten Paris herbei. An der Kirche Saint-Ayoul sieht man heute eine Galerie, von der herab Abaelard gelehrt haben soll. Die nahe Rue des Prés aux Clercs soll ihren Namen von den Studenten - clerici - aus Paris, Melun und anderen Städten bekommen haben, die einst Abaelard gehört hatten. Abaelards Aufenthalt in Provins währte jedoch nicht lange. Eines Tages besuchte sein Abt Adam den Grafen Theobald persönlich, und Abaelard trat mit dem Prior von Saint-Ayoul unter dem Schutz des Grafen seinem Abt entgegen. Er bat um Dispens und die Erlaubnis, nach der Klosterregel an einem anderen Ort zu lehren. Der Abt lehnte die Bitte ab. Erst nach dessen überraschendem Tod konnte mit seinem Nachfolger Suger unter Vermittlung von Stephan von Garlande eine Vereinbarung getroffen werden. Abaelard verließ Provins Richtung Nogent-sur-Seine, in dessen Nähe er eine Einsiedelei gründete, dessen Oratorium er Paraklet nannte.

Ich hielt mich zunächst bei dem Schloss Provins auf, in einer Klause der Mönche von Troyes... Abaelard, Historia Calamitatum


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