Peter Abaelard: Sermones

© Dr. Werner Robl, September 2002

 

Peter Abaelard stellte in den Jahren zwischen 1127 und 1136 für seine Brüder in Saint-Gildas und für die von ihm geistlich betreuten Nonnen des Paraklet eine Sammlung von Predigten zusammen, die später - in einen Codex zusammengeführt - im Paraklet-Kloster die Zeiten überdauerten. Nach dem Ordinale Paraclitense wurden die Predigten bis in das 17. Jahrhundert hinein verwendet. Dieses Predigt-Manuskript aus dem Paraklet ist heute verloren, aber der Erstherausgeber von Abaelards Werk, André Duchesne, hatte daraus noch 1616 dreiunddreißig Predigten für seine Editio Princeps entnommen:

Duchesnes Version wurde später von V. Cousin und J.-P. Migne in ihre jeweiligen Abaelard-Editionen übernommen:

V. Cousin ergänzte die Predigten Nr. 32 und 34 aus einem Schweizer Manuskript:

Eine weitere Predigt fand sich in einem Elsässer Manuskript:

Die von Duchesne, Migne und Cousin nicht referierte Predigt Nr. 35 Adtendite a falsis prophetis aus der Colmarer Handschrift trägt politischen Charakter; sie richtet sich deutlich gegen die Zisterzienser. Wegen ihres kompromittierenden Inhalts hatte die Predigt im Paraklet-Manuskript wohl keine Aufnahme gefunden.

Weitere Handschriften enthalten nur rudimentäres Material:

Folgender Brief aus der Feder Abaelards war der gesamten Predigt-Sammlung des Paraklet vorangestellt:

Libello quodam hymnorum vel sequentiarum a me nuper precibus tuis consummato, veneranda in Christo et amanda soror Heloissa, nonnulla insuper opuscula sermonum, juxta petitionem tuam, tam tibi quam spiritalibus filiabus tuis in oratorio nostro congregatis, scribere praeter consuetudinem nostram utcunque maturavi. Plus quippe lectioni quam sermoni deditus, expositionis insisto planitiem, non eloquentiae compositionem: sensum litterae, non ornatum rhetoricae. Ac fortasse pura minus quam ornata locutio quanto planior fuerit, tanto simplicium intelligentiae commodior erit; et pro qualitate auditorum ipsa inculti sermonis rusticitas quaedam erit ornatus urbanitas, et quoddam condimentum saporis parvularum intelligentia facilis. In his autem scribendis seu disponendis ordinem festivitatum tenens, ab ipso nostrae redemptionis exordio sum exorsus.

Vale in Domino, ejus ancilla, mihi quondam in seculo cara, nunc in Christo carissima: in carne tunc uxor, nunc in spiritu soror, atque in professione sacri propositi consors.

Erst neulich habe ich auf Deine Bitte hin ein Büchlein mit Hymnen und Sequenzen abgeschlossen, verehrte und geliebte Schwester in Christus, Heloisa. Anschließend habe ich mich auf Dein Ersuchen hin beeilt, schneller als ich es sonst gewohnt bin, noch einige Predigtstücke zusätzlich  zu schreiben - für Dich und Deine in unserem Oratorium versammelten geistlichen Schwestern. Dabei habe ich freilich mehr auf die Lesbarkeit als auf den Predigtstil geachtet; mir ging es mehr um die Schlichtheit der Darstellung als um eine eloquente Komposition: Denn auf den Wortsinn kommt es an, nicht auf das rhetorische Beiwerk. Je klarer die Aussage ist - mag sie auch weniger stilrein sein als eine ausgefeilte Rede -, umso leichter wird sie von den schlichten Seelen begriffen werden. Und in Anbetracht der Auffassungsgabe der Zuhörer dient die Bodenständigkeit einer nicht gekünstelten Sprechart durchaus als Äquivalent des städtischen Jargons, und eine Brise kindlich-naiven Geschmacks fördert die leichte Auffassung. Als ich diese Predigten schrieb und ordnete, hielt ich mich an den Ablauf der Feste des Kirchenjahrs; begonnen habe ich mit dem Anfang unseres Erlösungswerkes. [d. h. Mariä Verkündigung]

Lebe wohl im Herrn, dessen Magd Du nun bist, mir einst im weltlichen Leben teuer, nun jedoch in Christus am teuersten, damals im Fleische mein Ehegemahl, nun meine Schwester im Geiste, Teilhaberin am Bekenntnis unseres Heiligen Vorhabens!

Es folgen die Predigten entsprechend der unten stehenden Aufzählung. Die Predigten in PL 178 liegen im lateinischen Volltext vor, allerdings fehlen einige:

Sermones in: J.P. Migne: Patrologia Latina, Band 178, 379-610 (Auswahl)

Die Druckversion aus V. Cousins Opera Omnia befindet sich im Public-Domain-Bestand der Bibliothèque Nationale de France in Paris. Falls der Leser die eine oder andere Predigt im lateinischen Original nach der Ausgabe von V. Cousin nachlesen möchte, so kann er diese unter anderen Werken Abaelards über folgenden Link erreichen:

Bibliothèque Nationale de France: Cousin, V., Petri Abaelardi Opera Omnia, Paris 1849, Band 1.

 

Predigttitel

Magistri Petri Abaelardi sermones per annum legendi - Introductio

- In Annuntiatione Beatae Virginis

- In Natali Domini

- In Circumcisione Domini

- In Epiphania Domini

- In Purificatione sanctae Mariae

- In Septuagesima

- In Ramis palmarum

- In eadem die

- In eadem die

- In eadem die

- De rebus gestis in diebus Passionis

- De cruce

- In die Paschae

- Expositio dominicae orationis in diebus rogationum quae litaniae dicuntur

- In die Ascensionis

- In octava Ascensionis

- In sexta feria post octavas Ascensionis Domini

- In die Pentecostes

- In feria secunda Pentecostes

- In feria tertia Pentecostes

- In feria quarta Pentecostes

- In feria quinta Pentecostes

- De Sancto Petro

- In conversione Sancti Pauli

- De Sancto Joanne Evangelista

- In Assumptione Beatae Mariae

- Expositio in evangelica lectione ipsius dici

- In die Sancti Marcellini papae et martyris

- In dedicatione Ecclesiae

- De Sancta Susanna

- De Eleemosyna

- In Natali Sancti Stephani

- De laude Sancti Stephani protomartyria

- De Sancto Joanne Baptista

- In Natali Innocentum

 


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