Zitate - Thesen - Sätze - Gedanken

An dieser Stelle finden sich in loser Reihenfolge kurze Passagen aus Abaelards Werk, welche sein Denken, Fühlen und Wollen treffend beschreiben. Die Reihenfolge ist zufällig, es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Von der Wahrheit bekennen wir, sie nicht wissen zu können. Aber diejenigen, welche sich rühmen, unseren Glauben anzufechten, suchen nicht einmal nach der Wahrheit. Sie suchen den Streit.
Theologia Summi Boni

 
Kein Wunder, dass wir gerade diese Heiligen Schriften nicht durchschauen, denn daran hindert uns am meisten die ungewöhnliche Art der Sprache und die divergierende Bedeutung der Worte, wo doch bald in dieser, bald in jener Bedeutung ein und derselbe Begriff auftaucht.
Sic Et Non
Das Wort soll so verkündet werden, dass es nicht der üblichen Gelehrtensprache entspricht, sondern eher der üblichen Sprache der Ungebildeten. Denn in lateinischer Sprache ist es zwangsläufig schwer verständlich und doppeldeutig, wird es dagegen nach der Sitte des Volkes verkündet, werden Doppeldeutigkeit und Geheimniskrämerei vermieden.
Sic Et Non
Durch Zweifeln nämlich kommen wir zur Untersuchung. Durch die Untersuchung aber vernehmen wir die Wahrheit.
Sic Et Non
Schwäche ist etwas, wodurch wir zum Sündigen verleitet werden, d.h. wodurch wir verführt werden, unsere Zustimmung zu einer unziemlichen Sache zu geben, was natürlich soviel heißt, wie diese auszuführen oder sie zu lassen. Diese Zustimmung nun nennen wir im eigentlichen Sinn Sünde, d. h. eine Schuld der Seele, durch die sie Verdammnis verdient oder vor Gott angeklagt wird.
Nosce Te Ipsum
Um nun das bereits Besprochene noch einmal kurz zusammenzufassen, sind vier Hauptpunkte, die wir anführten, sorgfältig voneinander zu unterscheiden: erstens natürlich die Charakterschwäche, die uns zu sündigen geneigt macht; darauf die Sünde selbst, die wir in der Zustimmung zu einem Übel oder in der Verachtung Gottes erkannt haben; drittens der Wille zu einer bösen Tat und letztens die Handlung einer solchen selbst.
Nosce Te Ipsum
Wie aber etwas zu wollen nicht dasselbe ist, wie seinen Willen zu erfüllen, so ist auch Sündigen nicht gleichbedeutend mit der Ausführung einer Sünde. Denn jenes ist als eine innere Übereinstimmung mit der Sünde, dieses als Ausführung und Tat zu verstehen, d. h. als tätliche Ausführung dessen, wozu wir vorher unsere Zustimmung gegeben haben.
Nosce Te Ipsum
Denn da sieht er am besten, wo niemand sieht, und darum fragt er bei der Bestrafung einer Sünde nicht nach dem Werk, sondern nach der wahren Gesinnung, wie wir im Gegenteil nicht nach der Gesinnung, die wir nicht sehen, sondern nach dem Tatbestand fragen, der uns bekannt ist.
Nosce Te Ipsum
Denn die Werke an sich, die, wie schon früher gesagt, von Bösen und Auserwählten in gleicher Weise und gemeinsam vollführt werden, sind unter sich vollkommen indifferent und dürfen nur im Zusammenhang mit der Absicht der handelnden Person gut oder böse genannt werden, so dass also nicht die Tatsache an sich, dass sie getan werden, gut oder böse ist, weil sie gut oder böse nur entsprechend einer guten oder bösen Absicht geschehen.
Nosce Te Ipsum
Und doch glaube ich, dass man eigentlich nur Sünde nennen darf, was niemals ohne Schuld vor sich gehen kann. Vielen kann es ohne Schuld unterlaufen, Gott nicht zu kennen, ihm nicht zu glauben oder unrechte Werke zu tun. Wenn einer dem Evangelium oder Christus nicht glaubt, weil noch keine Kunde zu ihm gelangt ist: welche Schuld kann ihm vorgeworfen werden, dass er nicht glaubt?
Nosce Te Ipsum
Manche Geistliche täuschen ihre Beichtkinder nicht einmal im Irrtum, sondern aus Habgier in der Weise, dass sie ihnen für einen bestimmten Ablass an Geld die Strafen ihrer auferlegten Bußleistung erlassen oder herabsetzen; dabei halten sie sich nicht etwa an den Willen des Herrn, sondern an die Macht des Geldes.
Nosce Te Ipsum
Doch wissen wir, dass nicht allein die Priester, sondern wahrlich auch deren Vorgesetzte, d. h. die Bischöfe, dieser Begierde frönen, wie sie ja auch den Reuenden gegenüber äußerst großzügig im Herabsetzen ihrer Strafen sind, wenn sie bei der Einweihung von Kirchen, bei Altarweihen, Segnungen von Friedhöfen oder sonstigen Feierlichkeiten, wovon sie sich reichlichen Ablass erwarten, das Volk zusammenkommen lassen; ja, bald erlassen sie allein insgeheim den dritten, bald den vierten Teil ihrer Buße, was natürlich unter dem Mantel der Nächstenliebe, in Wahrheit aber aus schändlichster Geldgier geschieht.
Nosce Te Ipsum
Deshalb soll ein Bischof, der einen anderen bindet oder löst, untadelig und würdig, auch im Himmel zu binden oder zu lösen, sein, nur eines Weibes Mann, lauter, rein, geehrt, lehrhaft, gastlich, nüchtern, kein Raufbold, sondern maßvoll, friedfertig, nicht geldgierig, ein gutes Haupt seines Hauses und in aller Reinheit von gehorsamen Söhnen umgeben sein.
Nosce Te Ipsum
Im Gegenteil können sie aber endlich großen Frevels beschuldigt werden, weil sie nicht alle Untergebenen so von allen Sünden lösen, dass sie keinen von ihnen zur Verdammnis kommen ließen, wenn es wirklich in ihre Macht gegeben ist, die Sünden zu vergeben oder zu belassen, die sie wollen, oder den Himmel nur denen zu öffnen oder zu verschließen, denen sie es beschlossen haben.
Nosce Te Ipsum
Dem ewigen Gott sei ewiger Ruhm, aus dem, durch den und in dem alles ist: Aus dem alles ist, das ist der Vater; durch den alles ist, das ist der Sohn; in dem alles ist, das ist des Vaters und des Sohnes Geist.
Hymne "O Quanta Qualia"
Verlass mich nicht, oh Herr, Vater und Lenker meines Lebens, damit ich nicht zusammenbreche im Anblick meiner Gegner; Und mein Feind soll nicht über mich triumphieren!
Hymne "Ne Derelinquas Me"
Lerne lange, versichere dich und zögere, zu lehren, und mache dich nicht zu schnell ans Schreiben. Du sollst nicht darauf achten, von wem etwas, sondern was gesagt wird. Seinem Urheber gibt gut Gesagtes einen Namen.
Carmen ad Astralabium
Durch Taten, nicht Worte bekennt sich die Weisheit.
Carmen ad Astralabium
Es gibt viele Brüder, aber unter jenen ist der Freund selten. Die ersteren schafft die Natur, die Gnade gewährt den letzteren.
Carmen ad Astralabium
Es gibt nichts besseres als eine gute Frau, nichts schlechteres als eine böse.
Carmen ad Astralabium
Wenn die Zunge auch ein bescheidenes Körperteil ist, so ist sie doch das schlimmste Feuer. Nicht so viele sind durch das Schwert wie durch diese zugrunde gegangen.
Carmen ad Astralabium
Die Logik ist es, die mich der Welt verhasst gemacht.
Confessio Fidei ad Heloissam
Wenn ich mich gegen Paulus verstocken muss, um ein Philosoph zu heißen, dann verzichte ich auf den Philosophen; um ein Aristoteles zu sein, will ich mich nicht von Christo scheiden. Es ist kein anderer Name unter dem Himmel, in dem ich selig werden kann.
Confessio Fidei ad Heloissam
Ich glaube an den Vater, Sohn und Heiligen Geist, an den von Anbeginn an einen und wahren Gott, der in seinen Personen die Dreieinigkeit also verkörpert, dass er in seiner Wesenheit stets die Einheit bewahrt. Ich glaube, dass der Sohn in allem dem Vater gleicht, in Ewigkeit und Macht und Wollen und Werk... Ich bezeuge, dass auch der Heilige Geist mit dem Vater und dem Sohn wesenseins und wesensgleich ist; darum erklären auch meine Schriften vielfach, es komme ihm der Name "Liebe" zu...
Confessio Fidei ad Heloissam


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