Abaelard und Heloïsa in alten Chroniken

Chronicon Turonense - die Chronik von Tours

Die Chronik wurde von einem Kanoniker von Saint-Martin in Tours in den Jahren vor 1227, also mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Tode von Heloïsa und Abaelard, aufgeschrieben. Ein kurzer, Heloïsa und Abaelard betreffender Abschnitt wurde bereits von Amboise und Duchesne in ihrer Ausgabe von 1616 veröffentlicht und ist in Mignes Patrologia Latina 178 wiedergegeben. Verschiedene französische Manuskripte der Chronik von Tours (u.a. der Bibliothèque Nationale de Paris) hatten bei Recherchen keinen entsprechenden Eintrag wiedergegeben, so dass vorübergehend an der Echtheit gezweifelt worden war (siehe Charrier). In einem bis dato nicht beachteten Manuskript der Deutschen Staatsbibliothek Berlin (vormals Preussische Staatsbibliothek) fand sich schließlich der gesuchte Abschnitt: MS Phil. 1852, ff.204v-205r (S. XIII). Auch die Chronik des Wilhelm von Nangis enthält einen identischen Eintrag, der offensichtlich der Chronik von Tours entnommen worden war.

Im Chronicon Turonense findet sich Wahres mit Erfundenem gemischt. Die chronologischen Angaben sind mit Vorsicht zu genießen. So wurden möglicherweise die Zeitpunkte des Konzils von Sens und der entgültigen Verurteilung Abaelards durch Papst Innozenz, welche nach anderen Quellen nicht unbedingt identisch sind, auf eine Jahreszahl komprimiert. Auch das Todesjahr Hugos von Saint-Victor ist nicht korrekt; es wird nach anderen Quellen auf 1141 datiert.

In demselben Maße, wie die Chronik von Tours die Anstößigkeit von Abaelards Lehren bestätigte, überhob sie andererseits die Liebesgeschichte des Paares erstmals ins Romantische. Die Legende vom Begräbnis Heloïsas ist zwar unrealistisch, bezaubert jedoch - früher wie heute - durch ihre subtile Sentimentalität:

Anno domini MCXL, et Corradi imperatoris III et Ludovici regis III, obiit magister Hugo, Sancti Victoris canonicus, in peritia septem liberalium artium nulli secundus, qui etiam librum de sacramentis, duobus voluminibus comprehensum, composuit. Im Jahre des Herrn 1140, zur Zeit des Kaisers Konrad III. und Königs Ludwig III., starb Meister Hugo, Kanoniker am Stift Saint-Victor, in der Kenntnis der sieben freien Künste keinem nachstehend, Verfasser eines Buches über die Sakramente, vorliegend in zwei Bänden.
Tunc Senonis, presente rege Ludovico, episcoporum et abbatum factus est conventus contra magistrum Petrum Abaielardum, qui quadam prophana verborum et sensuum novitate ecclesiam perturbarat. Qui ab eis interpellatus et de iusticia veritus, ad apostolice sedis audientiam appellavit, et sic evadens, non multo post Cabiloni apud Sanctum Marcellum obiit. Zu dieser Zeit wurde in Sens in Anwesenheit des Königs Ludwig eine Versammlung der Bischöfe und Äbte abgehalten, gegen Meister Petrus Abaelardus, der durch gottlose und unerhörte Worte und Empfindungen die Kirche in Verwirrung gebracht hatte. Von diesen in die Enge getrieben und um die Wahrheit fürchtend, hat er an die Audienz des apostolischen Sitzes appelliert und sich so aus der Affäre gezogen. Kurze Zeit später ist er im Priorat Saint-Marcel bei Chalon-sur-Saône verstorben.
Construxerat enim cenobium in territorio Trecacensi, in prato quodam ubi legere solitus fuerat, quod Paraclitum nominavit; in quo sanctimoniales plurimas congregavit, et quandam religiosam feminam, quondam uxorem suam, litteris Latinis et Hebraicis eruditam, eis abbatissam prefecit. Que, vere ipsius amica, magnam ei post mortem in assiduis precibus fidem servavit, corpusque eius de loco ubi obierat transtulit ad predictum cenobium. In cuius tumulo hoc epytaphium est insertum: Er hatte nämlich in der Gegend von Troyes ein Kloster errichtet, in einem Wiesengrund, wo er bereits früher Vorlesungen gehalten hatte. Dieses hatte er Paraklet genannt. Dort versammelte er sehr viele Nonnen und er gab diesen eine gottesfürchtige Frau, seine vormalige Gattin, die in der lateinischen und hebräischen Sprache ausgebildet war, als Äbtissin. Sie war gerade ihm so in Freundschaft verbunden, dass sie ihm auch nach seinem Tode in beharrlichen Gebeten eine große Treue bewahrte. Und so ließ sie seinen Leichnam von dem Ort, wo er bestattet worden war, zu besagtem Kloster überführen. An seinem Grab wurde ein Epitaph angebracht:
Est satis in titulo: Petrus hic iacet Abailardus,
Cui soli patuit scibile quicquid erat.
Als Überschrift genüge: Peter Abaelard liegt hier,
Dem allein offenstand, was ein Mensch nur wissen kann.
Hec namque, sicut dicitur, in egritudine ultima posita, precepit ut mortua infra mariti tumulum poneretur. Et sic, eadem defuncta ad tumulum apertum deportata, maritus eius, qui multis diebus ante eam defunctus fuerat, elevatis brachiis illam recepit, et ita eam amplexatus brachia sua strinxit. Diese, so sagt man, hat denn auch auf ihrem Totenbett bestimmt, dass ihr Leichnam unterhalb des Grabes ihres Gatten bestattet werden sollte. Als sie so nach ihrem Tode in das offene Grab hinabgelassen wurde, hat ihr Gemahl, der schon viele Tage vor ihr bestattet worden war, sie mit erhobenen Armen empfangen, umarmt und an sich gezogen.

Chronicon Mauriniacensis - Chronik von Morigny

Die Chronik von Morigny wurde von 1095 bis 1152 von einem Mönch dieser Abtei namens Teulfus und einem seiner Mitbrüder geschrieben.

Anno igitur Incarnati Verbi MCXXX, XIII vero Kal. Februarii, a domino Papa Innocentio II in Ecclesia Mauriniacensis Coenobii consecratum est altare ante Crucifixum, in honore S. Laurentii et omnium Martyrum Christi. Inter eas venerabiles personas, quae huic sanctae consecrationi affuerunt, venerabiliores fuerunt, Episcopi Cardinales, Guillelmus Praenestinus, Matthaeus Albanensis, Joannes Hostiensis, Guido Tiburtinus; Cardinales Presbyteri, Joannes Cremensis de titulo S. Grisogoni, Petrus Rubeus de titulo S. Martini, Humbertus Rubens de titulo S. Clementis, Gotielmus de titulo sanctae Ceciliae; Diaconi Cardinales, Romanus de titulo sanctae Mariae in Porticu, Haimericus Cancellarius, Diaconus Cardinalis de titulo sanctae Mariae novae, Guido de titulo sanctae Mariae in Via lata, Adinulfus Abbas Farfensis, Bernardus Abbas Clararum vallium, qui tum temporis in Gallia divini verbi famosissimus praedicator erat; Petrus Abailardus, Monachus et Abbas, et ipse vir religiosus, excellentissimarum rector scholarum, ad quas pene de tota Latinitate viri litterati confluebant; Girardus Abbas, vir aeque et litteratus et religiosus; Sanson Abbas S. Luciani de Belvaco, Henricus vero Senonensis Archiepiscopus juxta domnum Papam in loco Capellani fuit. Gaufridus autem Carnotensis Episcopus ad populum sermonem fecit. His ita cum maximo tripudio peractis, luce tertia domnus Papa cum suo comitatu laetus discessit, ac maximas gratias pro hospitalitate reddens, ad suum colloquium, quod apud Loedium fuit, profectus est...

Im Jahre der Fleischwerdung des Wortes 1130, 13 Tage vor den Iden des März, hat der Herr Papst Innozenz II. in der Klosterkirche von Morigny einen Altar vor dem Kruzifix, zu Ehren des Heiligen Lorenz und aller Märtyrer Christi, geweiht. Unter den ehrwürdigen Personen, die dieser heiligen Weihe beiwohnten, fanden sich die Hochwürdigen Kardinalbischöfe Wilhelm von Praeneste, Matthäus von Alba, Johannes von Ostia, Guido von Cítta di Castello, die Kardinalpriester Johannes von Cremona vom Titel des Heiligen Grisogonus, Peter Rubeus vom Titel des Heiligen Martin, Hubert Rubens vom Titel des Heiligen Clemens, Gotthelm vom Titel der Heiligen Cäcilia, der Kardinaldiakon Roman vom Titel der Heiligen Maria-in-Porticu, Kanzler Haimerich, Kardinaldiakon vom Titel der Sancta-Maria-Nova, Guido vom Titel der Heiligen Maria-in-Via-Lata, Adinulf, Abt von F., Bernhard, Abt von Clairvaux, damals in Gallien der berühmteste Prediger des Göttlichen Wortes, Peter Abaelard, Mönch und Abt, selbst ein frommer Mann und hochberühmter Schulleiter, zu dem die Gebildeten aus fast der ganzen Latein sprechenden Welt zusammenflossen, Girard, Abt, ein gleichermaßen gebildeter und frommer Mann, Samson, Abt vom Heiligen Lucian in Beauvais, und Heinrich, der Erzbischof von Sens. Dieser diente hier dem Herrn Papst als Kaplan. Gottfried aber, Bischof von Chartres, hielt die Predigt ans Volk. Nachdem dieser Jubelgottesdienst beendet war, ist der Herr Papst bei Anbruch des dritten Tages freudig mit seiner Gefolgschaft abgereist, wobei er sich für die erwiesene Gastfreundschaft herzlich bedankte, und hat sich zur geplanten Unterredung nach Lez (?) aufgemacht...

Chronicon Sancti Petri Vivi Senonensis - Chronik aus St. Peter Vivus in Sens

Begonnen von Clarius, einem Mönch des Klosters Sankt Peter Vivus in Sens, etwa bis zum Jahre 1127; dann bis zum Jahre 1180 von einem Mitbruder, dessen Name uns nicht erhalten ist, fortgeführt.

Anno MCXLII Magister Petrus Abaëlardus moritur: cuius sepulturae insertum est Epitaphium hujusmodi: Im Jahre 1142 stirbt Peter Abaelard. Seine Begräbnisstätte trägt ein Epitaph mit folgendem Wortlaut:
Est satis in titulo, Petrus hic jacet Abaëlardus, Huic soli patuit scibile quicquid erat. Es genüge als Aufschrift: Hier liegt Peter Abaelard, dem allein offen stand, was ein Mensch nur wissen kann.

Chronicon Willelmi Godelli - Die Chronik des Wilhelm Godell

Trotz der Zugehörigkeit zum Konvent Saint-Martial in Limoges - er wird am Ende des erhaltenen Manuskriptes angegeben - hat sich der gebürtige Engländer Wilhelm Godell vorwiegend mit der Geschichte von Sens beschäftigt, wobei er vornehmlich der fortgeschriebenen Chronik des Clarius folgte. Er selbst gibt zu, seine Chronik als eine Kompilation aus mehreren anderen verfasst zu haben: "totum hoc opus ex variis historiiis compilando compegi". Erst danach sei er in jungen Jahren Mönch geworden (1145), zunächst in Sens unter dem Erzbischof Heinrich, von dem er alle Weihen, außer der Priesterweihe, empfangen hatte. Zum Priester habe ihn dann Peter, Bischof von Bourges, geweiht. Erst in seiner letzten Lebensphase ist er dann wohl in Saint-Martial in Limoges eingetreten. Seine Chronik hat er bis ins Jahr 1173 fortgeschrieben; kurz danach ist Wilhelm vermutlich verstorben.

Anno Domini MCXXXVII. Siccitas magna fuit a Martio usque in Septembrem. Ludovicus Rex Francorum moritur, succedit Ludovicus filius eius, qui nunc Rex pius superest. Floruit hoc tempore domnus Bernardus Clarevallensis Abbas, flos Ecclesiae catholicae, in suis diebus magnum sanctitatis longe lateque spargens odorem. Profuit denique per Dei gratiam multis. Floruit et hoc eodem tempore magister Petrus Abaelardus, ingenio subtilissimus, scripsit et docuit plurima; verum et a quibusdam reprehensus est, et maxime a praefato Bernardo Abbate. Qua de causa coacto Concilio affuit, et multa quae ei objiciebantur constantissime removit, et plurima sua non esse quae illius esse et ab eo dicta affirmabantur, luculenter approbavit. Verum omnem haeresim postremo abnegavit et catholicae Ecclesiae se filium fore confessus est et affirmavit, et in pace fraterna post hoc vitam finivit. Construxit denique Coenobium in territorio Trecassino, in prato quodam ubi legere solitus fuerat, in quo Sanctimoniales plurimas epistolari auctoritate congregavit, quod Paraclitum nominavit. Quibus Sanctimonialibus quondam uxorem suam religiosam feminam, et litteris tam hebraïcis quam latinis adprime eruditam, nomine Heluisam praefecit Abbatissam, quae vere ipsius amica magnam ei post mortem in assiduis precibus fidem conservavit. Quo in loco nunc ambo coram sancto altari honorificentissime sepulti quiescunt...

Das Jahr des Herrn 1137: Von März bis September herrschte große Trockenheit. König Ludwig von Frankreich starb, sein (gleichnamiger) Sohn Ludwig folgte ihm nach, der auch jetzt noch als rechtschaffener König im Amt ist. Damals war der Herr Abt Bernhard (von Clairvaux), die Blume der katholischen Kirche, sehr berühmt. Er verbreitete in seinen Tagen weit und breit den Odem der Heiligkeit. Letztendlich hat er durch die Gnade Gottes vielen genützt. Zur selben Zeit war auch der Meister Peter Abaelard sehr bekannt, ein sehr scharfsinniger Mann, der sehr Vieles schrieb und lehrte. Mit Recht ist er jedoch von manchen Leuten getadelt worden, am allermeisten von dem erstgenannten Abt Bernhard. Deshalb hat er einer Konzilsversammlung beigewohnt, hat in äußerster Beharrlichkeit viele der Vorwürfe entkräftigt und glänzend nachgewiesen, dass sehr Vieles nicht von ihm stamme, sondern von jenem, und hat seine eigenen Aussagen bestärkt. Und wahrhaftig hat er zuletzt jegliche Ketzerei von sich gewiesen und mit Nachdruck bekannt, dass er ein Sohn der katholischen Kirche sein wolle; wenig später hat er in brüderlichem Frieden das Leben beendet. Er hat schließlich auf dem Gebiet von Troyes ein Kloster errichtet, in einem Wiesengelände, wo er einst Vorlesungen zu halten pflegte. Dort hat er sehr viele Nonnen unter seiner brieflich verfassten Autorität versammelt, und hat es Paraclet genannt. Als Äbtissin stellte er an die Spitze dieser Nonnen eine fromme Frau mit Namen Heloïsa, die einst seine Gattin gewesen und besonders in der hebräischen wie in der lateinischen Sprache ausgebildet war. Diese seine wirkliche Freundin hat sich unter unaufhörlichen Gebeten eine große Treue zu ihm bewahrt. An diesem Ort ruhen nun beide, nachdem sie vor dem heiligen Altar auf das Ehrenvollste bestattet worden waren...

Chronicon Nicolai Ambianensis - Chronik des Nikolaus von Amiens

Nikolaus hat im Jahre 1147 das Licht der Welt erblickt. Er stammte aus Soissons und war Mönch des Klosters der Märtyrer Crispin und Crispian. Neben seiner Chronik verfasste auch eine "vita" des Bischofs Gottfried von Amiens, der im Jahre 1115 verstorben war.

MCXXXIX. Floruit his temporibus Bernardus abbas Clarevallensis. Petrus Abaielardus, et Gillebertus postmodum Pictavensis episcopus, et Hugo canonicus S. Victoris, multa literarum scientia clarent...

Das Jahr 1134. Zu dieser Zeit war berühmt der Abt Bernhard von Clairvaux. Durch ihre hohen wissenschaftlichen Kenntnisse stechen hervor: Peter Abaelard, Gilbert Porreta, späterer Bischof von Poitiers, und Hugo, Kanoniker von Saint-Victor...

Chronicon Anonymi - Chronik eines namentlich nicht Bekannten

Anno 1141 Hugo de S. Victore vita Philosophus Parisius obiit, vir praeclari ingenia et in quadrivio doctissimi. Divinarum autem tantam scientiam scripturarum habuit et memoriam, ut nulli sui temporis secundus exstiterit. Reliquit autem ad monumentum sui scripta plurima, librum scilicet de sacramentis, de Ecclesiaste, de archa Noe, librum qui intitulatur Didascalion, et alia nonnulla opuscula valde utilia. Sequenti anno, Petrus Baalardus Peripateticus, Doctor famosissimus et vita Philosophus, Abbas prius, postea cluniacensis Monachus, Cabilonis moritur et in Basilica beati Marcelli Martyris sepelitur. Unde non post multos dies a suis furtim sublatus, in loco qui Paraclitus nuncupatur, quem ipse ad legendum juxta Sequanam fluvium construxerat, ubi et Monachas posuerat, translatus est. Scripsit autem Baalardus opuscula quaedam, quae pluibus habentur in locis. Haec duorum Latinorum lumina in Francia studuerunt...

Im Jahre 1141 verstarb Hugo von Saint-Victor in Paris, seinem Lebenswandel nach ein Philosoph, ein Mann von hervorragendem Verstand, einer der besten Lehrer in den Wissenschaften des Vierwegs (Quadrivium). Er hatte eine so große Kenntnis und Gedächtnisleistung in der Heiligen Schrift, dass ihn kein zweiter in seiner Lebenszeit übertroffen hat. Zu seinem Gedenken hat er sehr viele Schriften hinterlassen: je ein Buch über die Sakramente, über Ecclesiasticus und die Arche Noah, ein Buch namens Didascalion, und einige andere, äußerst nützlich Werke von kleinerem Umfang. Im Jahr darauf stirbt Peter Abaelard, der Peripatetiker, ein hochberühmter Lehrer, seiner Lebensauffassung nach ebenfalls Philosoph, zunächst Abt, später Mönch in Cluny, in Chalon-sur-Saône und wird in der Basilika des Heiligen Märtyrers Marcellus begraben. Von dort ist er jedoch schon nach wenigen Tagen von den Seinen ohne Aufsehen weggebracht worden. Man überführte ihn zu dem Ort, der Paraclet heißt, einem Oratorium, das er selbst in der Nähe der Seine errichtet hatte, um dort Vorlesungen zu halten, und wohin er später Nonnen eingesetzt hat. Diese beiden Leuchten der Lateiner haben in Franzien studiert...

Chronicon Alberici Trium-Fontium monachi - Chronik des Albert von Trois-Fontaines

Entstanden um 1245. Wenig ist von diesem Chronisten bekannt. Seine Autorenschaft ist umstritten, auch seine Herkunft. Ziemlich sicher ist, dass er dem Orden von Cîteaux angehörte. Trois-Fontaines erwähnt er selbst mit keinem Wort, dagegen finden sich eindeutige Hinweise, dass er in der Diözese Châlons-sur-Marne weilte. Andererseits finden sich auch Angaben, dass er möglicherweise Regularkanoniker von Huy in der Nähe von Liège war. Möglicherweise handelt es sich auch um zwei Verfasser. In die Chronik, die ausführliche Genealogien verschiedener Persönlichkeiten enthält, transkribierte der/die Verfasser die Werke von Siegbert und Anselm von Gemblours, Wilhelm von Malmesbury, Otto von Freising, Hugo von Saint-Victor. Helinand u.a., die uns u.a. dadurch erhalten geblieben sind.

Anno MCXLII. ... Hoc tempore fuit Magister Petrus Abaelardus in scientia celeberrimus, cuius scripta de Theologia incendio, et ipsum scriptorem silentio condemnavit Papa Innocentius secundus. Capitula reprehensibilia habentur in quadam beati Bernardi epistola ad eundem Papam. Libri tamen eiusdem Magistri diu in abscondito servati sunt ab eius discipulis. (Elinandus) Ego ipse in eisdem libris multa reprehensibilia inveni, et dominus Gaufridus Autissiodorensis per annos tredecim beati Bernardi Monachus, qui fuerat eiusdem Petri discipulus, de eo sic ait: "Ego mihi Magistrum aliquando fuisse recordor, qui pretium nostrae redemptionis evacuans, nihil aliud nobis in sacrificio passionis Domini commendabat nisi virtutis exemplum et amoris incentivum; et quod scripturae perhibent, humanum genus pretioso illo sanguine de potestate diaboli esse redemptum, in eo solo constare dicebat quod exemplum nobis exibitum est usque as mortem pro veritate et justitia certandi, et adhibitum est velut quoddam amoris incentivum, cum ex impenso amore occasio data est redamandi: sed beatus Bernardus sic imitandum praedicabat Dominum patientem, et redamandum amantem, ut principalem huius sacrificii causam velut Agni caput, redemptionem in eo profiteretur et adoraret humanam. Tria namque specialia nobis in sua passione Christus exhibuit, exemplum virtutis, incentivum amoris, redemptionis sacramentum. Quod tertium si evacuatur secundum Magistrum Petrum, non prodesse caetera poterunt; et cum dicatur, 'Caput Agni cum pedibus eius et intestinis vorabitis', Magister Petrus caput omittens, pedes et intestina vorabat tantummodo"...

Jahr 1142. ... Damals war der Meister Peter Abaelard ein sehr berühmter Wissenschaftler. Papst Innozenz II. hat seine Schriften verbrennen lassen, den Autor selbst zum Schweigen verurteilt. Die Anklageartikel finden sich in einem Brief des Heiligen Bernhard an eben diesen Papst. Dennoch sind die Bücher dieses Meisters von seinen Schülern lange im Verborgenen aufbewahrt worden. (Helinand) Ich selbst habe in eben diesen Büchern viel Tadelswertes gefunden, und Herr Gottfried von Auxerre, 13 Jahre lang Mönch des Heiligen Bernhard und einst Schüler desselben Peter, spricht von ihm so: "Ich erinnere mich, dass er einst mein Lehrer gewesen ist, der den Wert unserer Erlösung aushöhlte und nichts anderes uns beim Leidensopfer des Herrn ans Herz legte, als dass es ein Beispiel seiner Tugend und ein Anreiz zur Liebe sei. Und obwohl die Schriften klar erweisen, dass das Menschengeschlecht durch sein wertvolles Blut der Macht des Teufels entrissen worden ist, bestehe seiner Aussage nach der Sinn des Leiden nur darin, dass uns ein Beispiel gegeben worden sei, bis zum Tod für Wahrheit und Gerechtigkeit zu streiten. Außerdem müsse es als Anreiz zur Liebe verstanden werden, weil wir durch die empfangene Liebe die Gelegenheit bekommen haben, wieder zu lieben. Dagegen predigte der Heilige Bernhard: Man müsse dem leidenden Herrn derart nacheifern und den liebenden Herrn wiederlieben, damit man den Hauptgrund dieses Opfers, d.h. das Haupt des Lammes, die Erlösung der Menschheit, in ihm bekenne und anbete. Drei Besonderheiten habe uns nämlich Christus in seinem Leiden erwiesen: ein Beispiel der Tugend, einen Anreiz zum Lieben, und das Sakrament der Erlösung. Wenn das Dritte entsprechend der Lehre des Meisters Peter derart ausgehöhlt werde, werde auch alles Andere nicht zuteil werden können. Und obwohl man sagt: 'Das Haupt des Lammes werdet ihr mit seinen Läufen und Eingeweiden verschlingen!', hat Meister Peter das Haupt vergessen und nur die Läufe und Eingeweide gegessen."...

B. Bernardus contra Pictaviensem Episcopum Magistrum Gislebertum Porreta de fide Sanctae Trinitatis duobus diebus disputavit. Meminit ipse huius loci sermone super Cantica Canticorum octogesimo ita dicens: "Si quid proprie de Deo dici possit, rectius congruentiusque dicetur, 'Deus est magnitudo, bonitas, justitia, sapientia; quam Deus est magnus, justus, bonus et sapiens.' Unde non immerito nuper in Concilio quod Papa Eugenius Remis celebravit, tam ipsi quam caeteris Episcopis perversa visa est et omnino suspecta expositio illa in libro Gisleberti Pictaviensis Episcopi, qua super verba Boetii de Trinitate sanctissima atque catholica commentabatur hoc modo: 'Pater est veritas, id est verus; Filius est veritas, id est verus; Spiritus Sanctus est veritas, id est verus; et hi tres simul non tres veritates, sed una veritas, id est unus verus.' Obscuram perversamque explanationem, quoniam verius saniusque per contrarium dixisset: 'Pater est verus, id est veritas; Filius est verus, id est veritas; Spiritus sanctus est verus, id est veritas, et hi tres verus unus, id est una veritas'. Quod quidem fecisset si beatum Fulgentium dignaretur imitari, qui ait: 'Una quippe veritas unius Dei, imo una veritas unus Deus, non patitur servitium atque culturam Creatoris creaturaeque conjungi'. Horum duorum, id est Petri Abaelardi et Magistri Gisleberti, quidam discipuli nimium zelantes pro ipsis, beato Bernardo detrahere coeperunt, quorum unus Magister Stephanus de Aliverra dixit se ipsum interfuisse illi Remensi Concilio, et Bernardum nostrum nihil adversus Gislebertum suum praevaluisse. In Magistro tamen Gisleberto illud commendatur, quod correctus est, et quod fecit minorem glossaturam continuam in Psalterium et in epistolas Pauli, secutus dicta beati Augustini, et quaedam alia quae recipiuntur...

Der Heilige Bernhard hat an zwei Tagen gegen den Bischof von Poitiers, den Meister Gilbert Porreta, wegen des Glaubens an die Heilige Dreifaltigkeit gestritten. In seiner Predigt Nr. 80 über das Hohelied hat er an folgende Stelle erinnert und gesagt: "Wenn überhaupt Gott eine Eigenschaft zugeschrieben werden kann, dann muss es nur allzu richtig und passend heißen: Gott ist die Größe, die Güte, die Gerechtigkeit, die Weisheit; wie groß, gerecht, gut und weise ist Gott." Deshalb ist in dem Konzil, das neulich Papst Eugen in Reims abgehalten hat, sowohl ihm selbst, als auch allen anderen Bischöfen jene Darlegung im Buch des Gilbert, Bischof von Poitiers, verkehrt und überhaupt verdächtig erschienen, in der über die Worte des Boethius zur Allerheiligsten und Katholischen Dreifaltigkeit in folgendem Stil kommentiert wurde: "Der Vater ist die Wahrheit, das ist wahr; der Sohn ist die Wahrheit, das ist wahr; der Heilige Geist ist die Wahrheit, das ist wahr. Doch diese drei sind nicht gleichzeitig drei Wahrheiten, sondern eine einzige Wahrheit, das ist der einzige Wahre." Eine undurchsichtige und verdrehte Erklärung, denn er hätte wahrer und vernünftiger im Gegenteil gesprochen: "Der Vater ist wahr, das ist die Wahrheit; der Sohn ist wahr, das ist die Wahrheit; der Heilige Geist ist wahr, das ist die Wahrheit. Und diese drei sind ein Wahrer, das ist eine Wahrheit." So hätte er allerdings gesprochen, wenn er den Heiligen Fulgentius des Nacheiferns für würdig befunden hätte. Denn dieser hat gesagt: "Eine Wahrheit freilich eines einzigen Gottes, vielmehr die eine Wahrheit, der eine Gott, duldet nicht, dass der Dienst und die Verehrung des Schöpfers und seiner Kreatur verknüpft werden." Manche Schüler dieser beiden Männer, d.h. des Peter Abaelard und des Meister Gilbert, haben sich wegen derselben allzu sehr ereifert, und sie haben begonnen, den Heiligen Bernhard in den Schmutz zu ziehen. Einer von ihnen, der Meister Stephan von Aliverra, hat gesagt, er habe selbst jenem Konzil in Reims beigewohnt, und unser Bernhard habe nichts gegen seinen Gilbert auszurichten vermocht. Jenes mag bei dem Meister Gilbert dennoch empfohlen werden, was korrekt ist und was er sonst verfasst hat: Eine fortlaufende Glosse zum Psalterium und den Briefen des Apostels Paulus, wobei er den Aussagen des Heiligen Augustinus gefolgt ist, und auch manches andere, das man bei ihm findet...

Chronologia Roberti - Chronik des Robert von Auxerre

Robert war Mönch in St. Marianus in Auxerre. Er hat sich in seiner Chronik, die er um 1203 verfasste, stark an die Chronik von Sankt Peter Vivus in Sens angelehnt. Da seine Chronik einen hohen Genauigkeitsgrad aufweist, gehört sie zu den wertvollsten Exemplaren der Epoche; sie dürfte nur wenig nach den berichteten Ereignissen abgefasst worden sein.

Anno domini MCXL, Senonis, praesente rege Ludovico, Episcoporum et Abbatum religiosorum fit conventus contra Petrum Abailardum. Hic ingenio subtilissimus, mirabilisque Philosophus, qui construxerat Coenobium in territorio Tricassino, in prato quodam ubi legere solitus fuerat: in quo sanctimoniales plurimas Episcopali auctoritate congregavit, quod Paracletum nominavit. Quibus sanctimonialibus Heloissam quondam uxorem suam religiosam foeminam, et literis tam Hebraïcis quam Latinis adprime eruditam praefecit Abbatissam. Quae vere ipsius amica magnam ei post mortem in assiduis precibus fidem conservavit, corpusque eius de loco ubi obierat transtulit ad praedictum coenobium...

Im Jahre des Herrn 1140 ist in Sens in Anwesenheit von König Ludwig, sowie von frommen Bischöfen und Äbten, eine Kirchenversammlung gegen Peter Abaelard abgehalten worden. Dieser war ein äußerst scharfsinniger und bewundernswerter Philosoph, der ein Kloster auf dem Gebiet von Troyes errichtet hatte. Dorthin - er nannte es Paraclet - versammelte er sehr viele Nonnen mit Erlaubnis des Bischofs (Sic! Vergleiche oben!). Diesen Nonnen stellte er als Äbtissin die fromme Frau Heloïsa, einst seine Gattin, die sowohl in der hebräischen als auch lateinischen Sprache besonders gebildet war, voran. Diese seine wahrhaftige Freundin hat ihm auch nach dem Tod in unaufhörlichen Gebeten die Treue bewahrt, und seinen Leichnam von dem Ort, an dem er bestattet worden war, zu besagtem Kloster überführen lassen...

Chronicon Richardi Pictavensis - Chronik des Richard von Poitiers

Richard von Poitiers war Mönch in Cluny. Leider ist seine Chronik, die in den Jahren um 1150 entstanden sein dürfte, nur sehr bruchstückhaft erhalten, mit zahlreichen Interpolationen (aus Aufzeichnungen von Martène und Mabillon).

Sequenti anno, Petrus Baalaurdus Peripateticus, vir famosissimus et vita Philosophus, Cabilonis moritur et in claustro beati Marcelli Martyris sepelitur. Unde non post multos dies a suis furtim sublatus, in loco qui Paraclitus nuncupatur, quem ipse ad legendum juxta Sequanam fluvium construxerat, ubi et Monachas posuerat, translatus est. Haec duo Latinorum luminaria in Francia studuerunt. Scripsit autem Baalardus opuscula quaedam, quae pluribus habentur in locis. Huius epitaphium huic opusculo interserere voluimus:

Im folgenden Jahr stirbt der Peripatetiker Petrus Baalaurdus, ein hochberühmter Mann, dem Leben nach ein Philosoph, zu Chalon-sur-Saône und wird im "claustrum" des Heiligen Märtyrers Marcellus bestattet. Nach nur wenigen Tagen hat man ihn ohne Aufsehen von dort weggebracht, zu dem Platz, der Paraclet heißt. Er hatte ihn einst in der Nähe des Flusses Seine errichtet, um dort Vorlesungen zu halten. Später hat er dort Nonnen eingesetzt. Diese beiden Leuchten der Lateiner haben in Frankreich studiert. Abaelard hat auch einige Werke verfasst, die an mehreren Orten verfügbar sind. Diesem unserem Werk wollen wir sein Epitaph einfügen:

Summorum major Petrus Abaelardus...
Occidit, immanis factus dolor omnibus unus.
Gallia nil maius habuit vel clarius isto,
Nec mors cuiusdam fit tanta ruina Latinis.
In quantum fama Romani nominis exit,
Illius ingenii studiorum fama volavit.
Namque oritur patre Pictavis et Britone matre,
Cum Francis studuit, Monachus moritur Cabilonis. (var.: Nannetis oritur patre Pictavus et britone matre)
Peter Abaelard ist verstorben, der allergrößte.
Ein ungeheurer Schmerz ist allen widerfahren.
Gallien hatte keinen Größeren oder Berühmteren als ihn.
Und keines Mannes Tod brachte den Lateinern mehr Verderben.
So wie der Name Rom in aller Munde ist,
Hat sich der Ruf jenes wissenschaftlichen Geistes verbreitet.
Sein Vater stammte aus dem Poitou, seine Mutter war Bretonin.
In Franzien hat er studiert, als Mönch ist er in Chalon gestorben.

Chronicon Ruyensis - Chronik von St. Gildas-en-Rhuys

Diese Chronik wurde von einem unbekannten Autor um 1179 verfasst und ist einem alten Manuskript von Nantes entnommen. Felix war der letzte, in dieser und in anderen Chroniken erwähnte Abt des Klosters, der wohl einigen Ruf und Berühmtheit erlangt hatte. Danach war der Sitz eventuell einige Jahre vakant, bis Peter Abaelard dorthin berufen wurde. Auch nach Abaelards Rückkehr nach Paris und Eintritt ins Kloster Cluny (ca. 9 Jahre Zeitspanne) war er weiterhin Abt von Saint-Gildas, wie der Zeitpunkt der Ordination seines Nachfolgers zweifelsfrei beweist.

MXXXVIII. Depositio domni Felicis abbatis...
MCXLI. Petrus Abaelardus abbas S. Gildasii Ruyensis moritur. Ordinatio Guillelmi abbatis...
Jahr 1037. Grablegung der Herrn Abtes Felix...
Jahr 1141. Peter Abaelard, der Abt von Saint-Gildas-en-Rhuys stirbt. Ordination des Abtes Wilhelm...

Zitate aus Delisle Léopold et al. (ed.), Recueil des historiens des Gaules et de la France, Tomi XII, XIV, Paris, ab 1877


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