Eine Urkunde mit der Unterschrift Peter Abaelards

Folgendes Dokument, das die Unterschrift Peter Abaelards trägt, muss als besonders wertvoll gelten; fällt es doch in die Zeit seines Abbaziats in Saint-Gildas-en-Rhuys, aus der sich - abgesehen von den eigenen Angaben in der Historia Calamitatum - kaum ein Zeitdokument erhalten hat. 

Hier fungiert Peter Abaelard in Nantes als Zeuge einer Beurkundung des Landesherrn, neben zahlreichen Bischöfen und anderen weltlichen und geistlichen Würdenträgern. Dies belegt seine regional hohe Stellung als Abt von Saint-Gildas-en-Rhuys. Es handelt sich um eine Bestätigungsurkunde Conans, des Herzogs der Bretagne, und seiner Mutter Ermengard von Anjou, zugunsten des Damenstifts Notre-Dame-de-la-Charité in Angers, auch Le Ronceray genannt, bezüglich alter Rechte an einer Kapellenie (capellania).

Urkunde aus dem Kloster Notre-Dame-du-Ronceray in Angers aus dem Jahre 1128

Qui priorum patrum instituta posteros non latere voluerunt, ne temporis vetustate oblivioni traderentur ea scripto retineri decreverunt, unde ego Conanus Britannorum Dux acque mater mea Hermengardis Comitissa scripto retineri jussimus quomodo & quo tempore restituimus & restituendo ut justitia exigebat dedimus Capellaniam S. Cyriaci atque S. Julittae suae matris Udeburgi venerabili abbatissae sancte Mariae Caritatis Andeg. ac ejusdem loci sanctimonialibus. Ipsum enim monasterium Comes Budicus & Adois uxor ejus Comitissa in propria sua terra aedificaverunt & de propriis suis redditibus locupletaverunt & ad victum praefatarum sanctimonialium tam ipsi quam eorum filius Comes Mathias dederunt. Sed quia crescente iniquitate frigescit caritas multorum, plurimi antecessorum meorum praefatam capellaniam perniciose administrari permiserunt dantes illam in homagio uxoratis sacerdotibus & filiis eorum jure haereditario. Mortuo vero Leone quod, qui hujus sacerdotalis successionis haeres extitit eamque terrore mortis deseruit; inde praevidens periculum animae meae imminere praefatis sanctimonialibus praefatam capellaniam recognoscens earum antiquam justitiam. pro remedio animae meae & animae patris mei Alani Comitis & matris meae Ermengardis reddidi ut habeant liberam potestatem eligendi sacerdotem & Episcopo praesentandi. Quod si quis Diabolico instinctu hoc violare praesumpserit, illum Deus de Libro vitae deleat conatusque illius nullum obtineat effectum. Die Vorväter haben ihre Beschlüsse den Nachfahren nicht verbergen wollen und beschlossen, sie schriftlich aufzuzeichnen, damit sie nicht aus Altersgründen in Vergessenheit geraten. Deshalb haben ich, Conan, Herzog der Bretonen und meine Mutter, die Gräfin Ermengard, die schriftliche Aufzeichnung befohlen, haben Art und Zeitpunkt festgelegt und haben, entsprechend der erforderlichen Gerechtigkeit, die Kapellenie des Heiligen Cyriacus und seiner Mutter, der Heiligen Julitta, der ehrwürdigen Äbtissin Udeburgis vom Kloster der Heiligen-Maria-der-Nächstenliebe (= Notre Dame du Ronceray) in Angers und ihren Nonnen zurückgegeben. Denn gerade dieses Kloster haben der Graf Budic und seine Gattin, die Gräfin Adois, auf eigenem Land erbaut, aus ihren eigenen Einkünften reich beschenkt und, zusammen mit ihrem Sohn, dem Grafen Matthias, den genannten Nonnen zum Unterhalt übergeben. Aber weil wegen der wachsenden Ungerechtigkeit die Nächstenliebe vieler Leute erkaltet ist, haben sehr viele meiner Vorgänger zugelassen, dass die genannte Kapellenie schändlich verwaltet wurde, und jene den Händen verheirateter Priester und ihrer Söhne, mit dem Recht, sie zu vererben, überlassen wurde. Nachdem aber Leo, der letzte Priester, gestorben war, hat sein Erbe diese aus Angst vor dem Tode in Stich gelassen. Deshalb habe ich meiner eigenen Seele Gefahr drohen sehen, und den Nonnen die Kapellenie gemäß ihrem alten Recht wieder übergeben - zur Rettung meiner Seele und der Seele meines Vaters, des Grafen Alan und meiner Mutter Ermengard. Sie sollen die freie Verfügung haben, einen Priester zu wählen und dem Bischof vorzuschlagen. Sollte sich einer vornehmen, in teuflischer Absicht dieses Recht zu brechen, soll Gott ihn aus dem Buch des Lebens löschen, und sein Vorhaben wirkungslos werden lassen.
Hoc actum est Nannetis idus Martii anno ab Incarn. Dom. MCXXVIII. Ludovico Rege Francorum regnante. Dieser Vertrag wurde in Nantes geschlossen, an den Iden des März, im Jahre der Fleischwerdung Christi 1128. Während der Regierungszeit König Ludwigs von Frankreichs.
Conano Alani Comitis filio Nannetensium Comite. Briccio eorumdem praesule. Praesentibus istis videntibus. Hildeberto Turonensium Archiepiscopo. Ulgerio Andeg. Ep. Galone Leonensium Ep. Guidone Cenoman. Ep. Conano Comite concedente ac matre sua Hermengardi. De clericis Auveredus Turon. Archid. vidit. Goffridus de Ingreia S. Mauricii Andeg. Decanus. Gulbertus ejusdem S. Mauricii Canonicus. Petrus Abaelardus Sancti Gildasii Abbas. Radulfus Sacrista sanctae Marie Caritatis. Als Conan, Sohn von Alan, Graf von Nantes war, und Briccius Bischof dieser Stadt. Als Augenzeugen waren dabei: Hildebert, Erzbischof von Tours, Ulger, Bischof von Angers, Galon, Bischof von Saint-Pol-de-Léon, Guido, Bischof von Le Mans. Mit Erlaubnis des Grafen Conan und seiner Mutter Ermengard. Von den Klerikern waren Augenzeugen: Alfred, Archidiakon von Tours, Gottfried von Ingreia, Dekan von Saint-Maurice in Angers. Gulbert, Kanoniker derselben Kirche Saint-Maurice. Peter Abaelard, Abt von Saint-Gildas, Radulf, Sakristan der Kirche der Heiligen-Maria-der-Nächstenliebe (Ronceray/Angers)

Originalausschnitt aus dieser Carta

Carta von Ronceray bei Angers, in: Lobineau, Dom, Histoire de Bretagne, Bd. II, Paris, 1707, Reprint Paris, 1973, Seite 252

 


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