Bernhard von Clairvaux: Die Akte Abaelard

© Dr. Werner Robl, Juli 2002

 

Bernhard von Clairvaux am Schreibpult, Fresko,
Klosterbibliothek Metten, nördlicher Seitenraum,
von Innozenz Waräthi, um 1724
Viel Tinte ist in der Vergangenheit verschrieben worden, um eines der zentralen Probleme im Leben Peter Abaelards abzuhandeln und zu interpretieren, nämlich seine Auseinandersetzung mit Bernhard von Clairvaux. Die Crux aller Interpretationsansätze liegt darin, dass bis in allerjüngste Zeit ein vermutlich schon seit dem 12. Jahrhundert bestehender Datierungsfehler des Konzils von Sens nicht allgemein zur Kenntnis genommen wurde. Insofern müssen viele Biographien Peter Abaelards - selbst die neuesten - in diesem Punkt hinterfragt werden. Entgegen landläufiger Behauptung, das Konzil, das zur Ächtung Abaelards und seiner Schriften führte, sei im Jahre 1140 abgehalten worden, steht nun fest, dass dieses erst im Jahr 1141 stattfand.

Obendrein wurden einige Werke Bernhards in der Vergangenheit nicht oder nur vereinzelt in die Interpretation des Verhältnisses zu Abaelard einbezogen, da in ihnen der Name Peter Abaelard nicht expressis verbis auftaucht. Dies betrifft vor allem zwei der längeren Brief-Traktate Bernhards, die ungeachtet des Mangels der fehlenden Namensnennung einige Schlaglichter auf die inneren Gegensätze beider Kontrahenten werfen.

Die folgende Zusammenstellung versucht, all diese Umstände zu berücksichtigen. Sie ermöglicht dem interessierten Leser, sämtliche Schriften Bernhards von Clairvaux, in denen er sich mehr oder minder direkt mit Peter Abaelard kritisch auseinandersetzte, im lateinischen Original nachzulesen. Die Texte sind - soweit nicht anders vermerkt - der kritischen Gesamtausgabe der Werke Bernhards durch J. Leclercq und H. M. Rochais entnommen: Leclercq J., Rochais, H. M., Editiones Cistercienses, Sancti Bernardi Opera, 8 Bände, Rom, 1957 und folg. JG. Auf die Angabe der in dieser Ausgabe vermerkten Lesevarianten wurde der Übersicht halber verzichtet. Für Leser, die der lateinischen Sprache nicht mächtig sind, ist eine eigene deutsche Übersetzung beigefügt. Einzelne Passagen, die Peter Abaelard betreffen, sind farblich gekennzeichnet.

Sicherlich müssen die Schriften Bernhards auch mit vielen anderen überlieferten Zeitdokumenten in Beziehung gesetzt werden, deren Wiedergabe an dieser Stelle den autorenbezogenen Rahmen überschreiten würde. Eine ausführliche Bearbeitung des Themas, eine Arbeit von mehr als 160 DIN-A-4-Seiten, erschienen im April 2003, findet sich als Online-Buch innerhalb dieser Seiten:

Unter Berücksichtigung oben genannter Neudatierung gliedern sich die Schriften Bernhards, die Peter Abaelard betreffen, in insgesamt fünf, chronologisch oder inhaltlich miteinander verbundene Corpora. Ein weiterer, später Brief, der ein Gesuch der Äbtissin Heloïsa beinhaltet, schließt sich an. Außerdem werden zwei Briefe, die gegen Abaelards Mitstreiter Arnold von Brescia gerichtet sind, wiedergegeben, da sie in denselben Zusammenhang gehören.  

 


[Zurück zur letzten Seite] [Zum Seitenanfang]