Das Rätsel eines Namens: Abaelardus

© Dr. Werner Robl, Neustadt/WN, Januar 2001

Nichts hat mehr Verwirrung gestiftet als die unzähligen Varianten, unter denen der Name Abaelard in den zeitgenössischen und nachfolgenden Dokumenten aufgetaucht ist. Dies ist besonders verwunderlich, handelt es sich doch um einen äußerst ungewöhnlichen, nahezu einmaligen Namen.



Die Schreibweise

 

David Luscombe hatte anlässlich der Arbeiten zu seinem Werk über die Schule Abaelards[1] allein 37 verschiedene Schreibweisen des Namens Abaelard registriert.[2]Dabei war diese Aufstellung keineswegs vollständig. Wollte man die weiteren lateinischen und landessprachlichen Varianten mit einbeziehen,[3]käme man auf 67 Varianten, wobei nicht auszuschließen ist, dass noch weitere existieren. Hier eine vorläufige Aufstellung:

Abaalardus, Abaalarz, Abalardus, Abalard, Abarlardus, Abaelardus, Abaëlardus (mit Trema), aBaGelardus (sic), Abagelardus, Abaelar, Abaelart, Abaialardus, Abbajalarius, Abaielardus, Abaielart, Abaillardus, Abailar, Abaielard, Abailardus, Abailart, Abailard, Abaillard, Abaiolardus, Abaiulardus, Abaulardus, Abaulard, Abaulart, Abaylardus, Abayelard, Abbaalardus, Abbaelardus, Abelardus, Abélard, Abelard, Abälard, Abeilard, Abéilard, Abellardus, Abellard, Abeillard, Aboilard, Abulart, Abulard, Abylardus, Adbaiolardus, Alardus, Allebart, Baalardus, Balard, Baalaurdus, Baelardus, Bailardus, Baillard, Baiolardus, Baiulardus, Baialardus, Balaardus, Baylardus, Bealaardus, Belardus, Beillard, Biolardus, Esveillard, Esbaillart, Espaillart, Habaelardus, Habelardus...

Die Liste verdeutlicht, dass sich sowohl zeitgenössische als auch spätere Autoren keineswegs sicher waren, wie denn nun der Philosoph aus Le Pallet in der Bretagne zu betiteln sei.

Mews hatte durch eine gründliche Untersuchung der ältesten, meist aus dem 12. Jahrhundert stammenden Manuskripte nachgewiesen, dass der Schreibweise

Abaelardus

das höchste Maß an Authentizität zukommt.[4]Sie findet sich zum Beispiel in einer Urkunde Conans III., des Herzogs der Bretagne und seiner Mutter Ermengard von Anjou, zugunsten des Klosters Notre-Dame-du-Ronceray in Angers aus dem Jahre 1128. Diese Urkunde - und damit auch die Schreibweise seines Namens - hat Peter Abaelard, der damals Abt des Klosters Saint-Gildas-en-Rhuys in der Bretagne war, persönlich durch Unterschrift und Siegel bestätigt.[5]

 

 

Dieselbe Schreibweise spiegeln neben den ältesten Manuskripten seiner Schriften auch mehrere Chroniken wider, die zum Teil bis in die Zeit Abaelards zurückreichen.[6]

Zwei persönliche Bekannte Abaelards, sein ehemaliger Schüler Johann von Salisbury, ab 1176 Bischof von Chartres, und sein späterer Mentor Petrus Venerabilis, Großabt von Cluny, haben sich gleichermaßen dieser Schreibweise bedient.[7]Die Varianten Abaielardus und Abailardus bewegen sich nahe am Original und tauchen ebenfalls in mehreren zeitgenössischen Dokumenten auf. Daneben findet sich im nordfranzösischen Raum mitunter auch Abalardus.

Interessanterweise findet im 12. Jahrhundert auch in gehöriger Distanz zu den Originalschauplätzen - im Donauraum - eine rege Auseinandersetzung mit Abaelards Werk statt. Mehrere Manuskripte seiner Werke aus allerfrühester Zeit wurden hier aufgefunden. Dies ist umso verwunderlicher, als Abaelards Schriften damals päpstlicherseits indiziert waren. Otto, naher Verwandter des Kaisers Friedrich Barbarossa und späterer Bischof von Freising, verwendete die i-Variante des Namens. Entgegen der aktuellen Edition seiner Gesta Friderici, die das Wort Abailardus verwendet, zeigten die ältesten zugrunde liegenden Manuskripte die Schreibweise Abaiolardus.[8]Diese Version und die Defektvariante Baiolardus, die den Anlaut -a- elidiert, dafür einen Verstärkungsvokal -o- nach -bai- eingeschoben hat, finden sich - wenn auch in geringfügigen Abweichungen - nahezu durchgängig im gesamten süddeutschen Raum, vor allem im Donauraum und den angrenzenden Gebieten (zum Teil im heutigen Österreich): Baiolardus, Baiulardus, aBaiolardus, Bailardus, Biolardus.[9]  Der Prototyp Baiolardus dürfte vom Kloster Prüfening bei Regensburg, das damals eines der bedeutendsten Skriptorien im süddeutschen Raum betrieb, seinen Ausgangspunkt genommen haben.[10]Daneben findet sich hier vereinzelt auch Abaielardus.[11]Die angelsächsischen und skandinavischen Varianten des Namens Abaelard sollen ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Sie zeigen einen eingeschobenen Gutturallaut -g- nach der Silbe -ba-: Abagelardus.[12]

 

Die Aussprache

 

Die genannten Varianten Abaielardus und Abageladus, sowie die süddeutsche Form Baiolardus sprechen sehr dafür, dass der Ausgangsname Abaelardus fünfsilbig ausgesprochen wurde:

A - ba - e - lar - dus


Es handelte sich demnach bei -ae- um zwei Einzelvokale a und e, und nicht um einen Umlaut -ae-, manchmal auch -æ- oder deutsch -ä- geschrieben und gesprochen.

Dies wird z.B. in einer Transskription der Chronik von Saint-Pierre-le-Vif in Sens bestätigt, welche den Namen mit einem Trema, dem im Französischen üblichen Vokaltrennungszeichen, wiedergibt: magister Petrus Abaëlardus.[13]Die Schreibweise mit dem Trema wurde von einigen späteren Autoren übernommen, z.B. Dupin und Martène/Durand.[14]

Vollends wird der Zweifel an der richtigen Aussprache beseitigt, wenn man das Versmaß von zeitgenössischen Gedichten über Peter Abaelard beachtet. Die beiden nun folgenden Beispiele erzwingen geradezu eine fünfsilbige Aussprache: Bei der Metamorphosis Goliae handelt es sich um ein Goliardengedicht, das noch vor Abaelards Tod im Jahre 1142 entstanden sein dürfte.[15]Hier findet sich folgender Vers:

Quorum opobalsamum | spirat os et nardum
et professi plurimi | sunt Abaelardum

Die Originalmanuskripte zeigen an der betreffenden Stelle ein abaielardum oder ab aelardum. Noch deutlicher wird der fünfsilbige Aufbau des Wortes durch das Epitaph des Abtes Petrus Venerabilis, das Heloïsa am Grabe Abaelards anbringen ließ:

Ést satis ín tituló, Petrus | híc jacet Ábaelárdus,
Cúi solí patuít | scíbile quídquid erát.

Es handelt sich um ein antikes Versmaß, ein elegisches Distichon, bestehend aus einem daktylischen Hexameter in der ersten und einem Pentameter in der zweiten Zeile. Diese Metrik mit ihren Längen und Kürzen erzwingt die Aussprache A-ba-e-lar-dus. Ein weiteres Beispiel folgt weiter unten.[16]

 

Die Verwendung

 

Abaelardus war nicht der Taufname des berühmten Philosophen. Dieser lautete Petrus. Die Auswahl dieses Taufnamens legt eine gewisse Affinität zum Dom von Nantes nahe, der dem Apostel Petrus geweiht war. Eventuell war Abaelard sogar in dieser Kirche getauft worden, selbst wenn sie zur Zeit seiner Geburt in Ruinen lag. Nantes liegt nur ca. 17 km von seinem Geburtsort Le Pallet entfernt.[17]Abaelard selbst und Heloïsa, seine Frau, verwendeten in den überlieferten Dokumenten nicht diesen Taufnamen, sondern vielmehr ausschließlich den Namen Abaelardus: In seiner Dialectica, einem Werk, welches Abaelard seinem Bruder Dagobert und dessen Söhnen zugewidmet hatte, erklärte Abaelard seinen Namen mit Hilfe des dialektischen Instrumentariums so:

Hoc vocabulum Abaelardus michi ideo collocatum est, ut per ipsum de substantia mea agatur - Dieses Wort Abaelardus ist mir deshalb zugeteilt worden, damit gerade dadurch meine Substanz beschrieben wird.[18]

Quod autem commune supposuit (Boethius) voces unius tantum singularis substantie designativas separavit, ut Abaelardus, quod michi uni adhuc convenire arbitror - Das hat also Boethius als Gemeinsames zugrundegelegt. Dennoch hat er Worte, die nur die einzigartige Substanz eines Einzigen bezeichnen, davon abgetrennt, wie z.B. das Wort Abaelard, das meiner Meinung nach bislang mir allein zugedacht ist.[19]

A baelard sprach Heloïsa folgendermaßen in seiner ersten Briefreplik[20]an:

Heloissae dilectissimae sorori suae in Christo, Abaelardus frater ejus in ipso - Heloïsa, seiner vielgeliebten Schwester im Herrn, ihr Bruder Abaelard im Herrn 

Heloïsa verwendete in ihrem vorangegangenen Schreiben an ihren vormaligen Geliebten dieselbe Vokabel:

Domino suo, immo patri; coniugi suo, immo fratri; ancilla sua, immo filia; ipsius uxor, immo soror, Abaelardo Heloysa - Ihrem Herrn, vielmehr ihrem Vater; ihrem Gatten, vielmehr ihrem Bruder; seine Magd, vielmehr seine Tochter; seine Gattin, vielmehr seine Schwester, ihrem Abaelard, seine Heloïsa

So lautet der berühmte Briefkopf aus Heloïsas erstem Brief an Abaelard.[21]

Zwei Kollegen und Bekannte Abaelards aus dem Mönchs- bzw. Kanonikerstande verwendeten dagegen in ihren Anreden ausschließlich den Taufnamen Petrus:

So schrieb um das Jahr 1120 herum Roscelin von Compiègne, ehemaliger Lehrer und späterer Intimfeind Abaelards, in einem Schmähbrief im dialektisch-grammatikalischen Jargon:

Si igitur neque clericus neque laicus neque monachus es, quo nomine te censeam, reperire non valeo. Sed forte Petrum te appellari posse ex consuetudine mentieris. Certus sum autem, quod masculini generis nomen, si a suo genere deciderit, rem solitam significare recusabit. Solent enim nomina propria significationem amittere, cum eorum significata contigerit a sua perfectione recedere. Neque enim ablato tecto vel pariete domus, sed imperfecta domus vocabitur. Sublata igitur parte, quae hominem facit, non Petrus, sed imperfectus Petrus appellandus es. - Wenn du also weder Kleriker noch Laie noch Mönch bist, so ist mir unerfindlich, mit welchem Namen ich dich bezeichnen soll. Wahrscheinlich wirst du wie gewöhnlich flunkern, wenn du dich als Peter anreden lässt. Ich bin mir sicher, dass ein Begriff männlichen Geschlechts seine Signifikanz verliert, wenn das Geschlecht entfallen ist. Es verlieren nämlich Eigennamen ihre Bedeutung, wenn das mit ihnen Bezeichnete seine Vollkommenheit verloren hat. Wenn einem Haus eine Wand oder ein Dach fehlt, dann wird es unvollständiges Haus genannt. Wenn dir also deine Männlichkeit abhanden gekommen ist, dann muss man dich nicht Peter, sondern unvollständiger Peter nennen.[22]

Der aus Saint-Florent-le-Vieil an der Loire stammende Fulko, Prior von Deuil, ein Bekannter Abaelards, wandte sich nach dessen Kastration mit derselben Anrede an ihn:

Petro, Deo gratias, cucullato, frater Fulco, vitae consolationem praesentis et futurae - Dem Peter, der jetzt Gottseidank die Kutte übergestreift hat, sein Bruder Fulko: Trost im gegenwärtigen und zukünftigen Leben!

An diesen Beispielen erkennt man die unterschiedliche Verwendung von Abaelards Namen: Während Petrus als christlicher Taufname den eher offiziellen Klerikernamen darstellte, so erkennen wir Abaelardus als den intimen Namen, quasi den Duz- oder Hausnamen. Trotz inhaltlicher Unterschiede wurden im 11./12. Jahrhundert letztere Namen etwas verallgemeinernd zu den cognomina, Beinamen, gezählt, in ähnlicher Weise wie Kriegsnamen,[23]Berufsbezeichnungen,[24]oder Namen, die eine Charaktereigenschaft bezeichneten,[25]ja sogar Spitznamen.[26]Petrus dürfte im übrigen auch der offizielle Schulname Abaelards gewesen sein: Magister Petrus - Meister Peter, so bezeichneten ihn viele Zeitgenossen. Abt Petrus Venerabilis verwendete beispielsweise diesen Titel und hob damit den Schulmann und Wissenschaftler hervor:

Magister Petrus sapientiae vestrae optime notus - Meister Peter, Eurer Weisheit bestens bekannt[27]

Oder:

Servo ac vere Christi philosopho magistro Petro - Dem Diener und wahren Philosophen Christi, Meister Peter[28]

Alle späteren Chronisten und Schreiber von Totenbüchern kombinierten beide Namen in der gewohnten Form Petrus Abaelardus.[29]Dass dies durchaus dem damaligen Sprachverständnis entsprach, erkennt man speziell auch an den Eintragungen im Totenbuch des Paraklet,[30]die hier beispielhaft genannt werden sollen:

XI kal. Maistres Pierres Abaalarz gist ou petit moustier

Anniversarium magistri nostri Petri Abaelardi, loci hujus fundatoris nostreque religionis institutoris

Die Hypothese, dass Abaelardus ein Zweitname war, der vornehmlich als Duzname fungierte, wird durch eine weitere auffallende Parallele bestätigt - die Verwendung des Namens von Heloïsas und Abaelards Sohn, Astralabius. Dieser Name - ein Gräzismus - war ihm von seiner Mutter persönlich verliehen worden:

Donec pareret masculum quem Astralabium nominavit - bis sie einen Knaben gebar, den sie Astralabius nannte[31]

Beide, Heloïsa und Abaelard, verwendeten später ausschließlich diesen Namen:

Memineritis et amore dei nostri Astralabii et vestri - erinnert Euch um Gottes Liebe auch an meinen und gleichermaßen Euren Sohn Astralabius32]

Astralabi fili, vite dulcedo paterne - Astralabius, mein Sohn, du Süße im Leben deines Vaters[33]

Dagegen gibt das Totenbuch des Paraklet für den 30. Oktober auch seinen Taufnamen Peter wieder:

Petrus Astralabius, magistri nostri Petri filius - Peter Astralabius, Sohn des Meisters Peter[34]

Dies entsprach ganz dem christlichen Verwendungszweck eines Totenbuches.

 

Das Vorkommen

 

Jahrhunderte lang wurde der Beiname Abaelardus für eine Einmaligkeit gehalten. Selbst Abaelard selbst war von dieser Einzigartigkeit überzeugt, wie der bereits oben zitierte Auszug aus seiner Dialectica belegt:

Abaelardus, quod michi uni adhuc convenire arbritror - Abaelard, ein Wort, das meiner Meinung nach bislang auf mich allein zutrifft.[35]

Doch diese Hypothese ist irrig. Eine Durchsicht der zeitgenössischen Dokumente und der Abaelard-Literatur hat zwei weitere Personen, die mit dem Namen Abaelardus oder seinen Varianten belegt sind, an den Tag gebracht:

 

1. Willelmus Abaelar Subprior, Guillaume Abaelar Subprior in Argenteuil, genannt im Jahre 1152, zum Konvent Saint-Denis gehörig. Er ist in einem Chirograph des Priorates von Argenteuil aus dem Jahre 1152 erwähnt: Die Urkunde regelte die Nutzung von  Land und Wald beim Hôtel-Dieu. Gegen eine jährliche Zahlung von vier Denaren pro Arpent überließ das Priorat die Nutzung dem Konvent von Chaalis. Diese Urkunde ist erwähnt bei Depoin, Dutilleux und McLeod.[36]

Das erhaltene Obituarium von Argenteuil weist für den 27. Februar einen Subprior namens Wilhelm = Guillaume aus:

III kal. Ob. Willelmus, supprior Beate Marie Argentolii

Dieser Mann findet sich am selben Termin im Obituarium von Saint-Denis wieder - jeweils ohne den Zusatz Abaelar oder Abaelardus

III kal. Ob. Willelmus, mon. B. D.

Im selben Totenbuch erscheint am 9. Juni ein weiterer Wilhelm, nunmehr mit dem Amt eines Subpriors:

V idus Willelmus, subprior bone memorie, mon. B. D.

Außerdem findet sich am 9. Dezember ein Abailardus, unmittelbar vor einem Willelmus, in der Druckfassung von diesem jedoch durch ein Semikolon getrennt.

V idus Willelmus, mon. B. D.; Abailardus[37]

Die Originalmanuskripte der Obituarien sind verloren. Bei den Zitaten handelt sich um Abschriften Mabillons und Felibiens. So muss derzeit die Frage offen gelassen werden, ob es sich bei der zuletzt genannten Textstelle um zwei verschiedene Personen Willelmus und Abailardus oder um ein- und dieselbe Person handelte.[38] Wegen des Einschubes - mon. B. D., d.h. Mönch von Saint-Denis - erscheint Ersteres wahrscheinlicher. Diese Mönchsbezeichnung fehlt bei dem nachfolgenden Abailardus. Der bei Depoin, Dutilleux und McLeod erwähnte Guillaume Abaelar findet sich in dieser Form jedenfalls in den Totenbuchauszügen nicht.[39]

 

2. Ein weiterer Abaelard war sogar eine Persönlichkeit mit einer gewissen historischen Bedeutung. Er spielte um 1057 herum eine Nebenrolle bei der normannischen Landnahme Süditaliens: der Normanne Abaielardus.

Hic moriens Abaielardum filium suum Roberto fratri suo, quem pro versutiis Wiscardum cognomaverat, cum Ducatu Apuliae commendavit. - Er übergab auf dem Totenbett seinen Sohn Abailard seinem Bruder Robert, den er wegen seiner Verschlagenheit auch Wiscardus genannt hatte, und vertraute ihn diesem zusammen mit der Herrschaft Apuliens an.[40]

Eine andere Schreibweise dieses Mannes - Abagelardus - findet sich bei Wilhelm von Apulien, der etwa um 1110 die Taten des Robert Guiscard niederschrieb.[41]Mews berichtet, dass die Historia Normannorum von Amatus aus dem 14. Jhd., die nur als späte Übersetzung Y Istoire de li Normant[42]erhalten ist, auf einen Beinamen hindeutete: Rogier-Toute-Bone liquel se clamait autres, Balarde... Et Balalarde pour ce qu'il avoit este filz de lo frere.

Es handelt sich somit bei diesem Abaielardus um einen Neffen des berühmten Robert Guiscard,[43]des normannischen Eroberers Apuliens. Der auf Kriegslist hindeutende Beiname Wiscardus war auch im Anjou bekannt.[44]Abaelards Namensvetter war der Enkel des berühmten Tankred von Altavilla, der aus einem Landgut bei Coutances in der Normandie abstammte.[45]Nach dem Tode des erstgeborenen Sohnes Wilhelm Eisenarm war der zweitgeborene Drogo Herrscher der Normannen in Apulien geworden. Dieser wurde von Warzo, dem Grafen von Neapel, in der Kirche St. Laurentius ermordet. Nach dem Meuchelmord fiel die Nachfolge auf Tankreds drittgeborenen Sohn Humfred, welcher ganz Apulien eroberte.[46]Nach seinem Tode wäre der älteste seiner beiden Söhne, der noch minderjährige Sohn Abaielardus, als Nachfolger in der Herrschaft Apuliens prädestiniert gewesen. Weil er jedoch das legitime Alter noch nicht erreicht hatte, wurde er seinem Onkel Robert zur Erziehung anvertraut. Abailards Vater Humfred entstammte wie seine beiden verstorbenen Brüder der ersten Ehe des Tankred von Altavilla, während Robert der erstgeborene Sohn aus der zweiten Ehe war.[47]Tankreds zweite Frau, Fransendis, war zwar ihren angeheirateten Söhnen ebenso wie ihren sieben leiblichen eine treusorgende Mutter,[48]  stammte jedoch vermutlich aus einfachsten Verhältnissen.[49]Robert, der Verschlagene, nutzte die Gelegenheit zur Machtergreifung und gab seine Macht auch später nicht mehr ab, als die Söhne des Humfred von Altavilla die Volljährigkeit erreicht hatten. Vielmehr wurde er seinem Beinamen voll und ganz gerecht und betrug bzw. erpresste sogar seinen Neffen.[50]Robert eroberte ganz Kalabrien und Sizilien. Was aus dem Pechvogel Abailard wurde, ist nicht bekannt. Er war für den weiteren Fortgang der Geschichte so uninteressant geworden, dass er später kaum in einer Chronik Erwähnung fand. Es ist nicht anzunehmen, dass Peter Abaelard von seinem Namensvetter, der etwa zwei Dekaden älter war als er selbst, überhaupt erfahren hatte.

 

3. Einer aufmerksamen Leserin dieses Artikels, Frau Kerstin Jacobi aus Bochum, ist anläßlich Ihrer Recherchen zu Ihrem Dissertationsprojekt über den Bologneser magister Rolandus aufgefallen, dass zur Zeit Abaelards ein weiterer Namensvetter im damaligen Italien lebte. Es handelt sich um einen Kardinalsdiakon namens Baialardus, der am 22. Februar 1122 von Papst Kallixtus II. zum Erzbischof von Brindisi ernannt worden war. Das genaue Todesdatum und der Zeitpunkt der Ernennung zum Kardinal sind unbekannt. Wenn man den jeweiligen Karrieresprung Abaelards und dieses Baialardus als Maßstab wählt, so dürften beide nahezu gleich alt gewesen sein. Das Land als solches und das erwähnte Archiepiskopat Brindisi weisen ein wenig darauf hin, dass der Kardinalsdiakon ebenfalls ein Normannenspross gewesen sein könnte. [50a]
 

  

Theorien zur Etymologie

 

Mehrere Theorien über die Entstehung und Bedeutung des Namens Abaelard sind in der Vergangenheit aufgestellt worden; sie reichen zum Teil weit zurück.

 

1. Abaelards berühmter Gegner, der Zisterzienserabt und Papstmacher Bernhard von Clairvaux, vermied häufig ein direktes Aussprechen von Abaelards Namen, bzw. er erging sich in zynischen Umschreibungen. So lesen wir bei ihm: habemus in Francia novum de veteri magistro theologum,[51]theologus noster,[52] o alterum Aristotelem,[53]incomparabilis doctor,[54]Golias,[55]monachum sine regula.[56]Als die Auseinandersetzung mit Abaelard an Schärfe zunahm, wurde er deutlicher. Dann sprach er von: magister Petrus,[57]und magister Petrus Abaelardus[58]oder verwendete auch den Doppelnamen Petrus Abaelardus[59]allein.

Ein Wortspiel des Bernhard von Clairvaux[60]gab den Anlass, den Namen Abaelard vom französischen Wort für Biene, abeille, abzuleiten. Bernhard sagte einst über Abaelard und seinen zeitweisen Schüler Arnold von Brescia in Italien:

Siquidem sibilavit apis quae erat de Francia, api de Italia - allerdings summte die Biene aus Franzien der Biene aus Italien (etwas) zu.

Bernhard von Clairvaux hatte damit einen alttestamentarischen Satz bei Isaias abgewandelt.[61]  Aus seiner bissigen Bemerkung wurde in der romantischen Epoche eine etwas süßliche Entstehungstheorie, von der man die Schreibweise Abeilard herleitete:

On assure que par une pressentiment de sa future éloquence, ses pere & mere le nommerent Abeilard, à cause de cet amas de belles connoissances, d'où il découleroit un miel plus délicieux que celui de l'abeille - Man versichert, dass Vater und Mutter in einer Vorahnung seiner künftligen Beredsamkeit heraus ihn Abeilard nannten, wegen dieser Anhäufung an gutem Wissen, woraus ein Honig süßer als Bienenhonig floss.[62]

Hier wurde Einiges verwechselt; denn schließlich war es Bernhard von Clairvaux gewesen und nicht Abaelard, dem man den Titel doctor mellifluus, d.h. honigtriefender Gelehrter, verliehen hatte. Wie wenig Wahrheitsgehalt in dieser Herleitung auch steckte - sie hielt sich hartnäckig und erbrachte einige viel verwendete Varianten.[63]

 

2. Auf dem Deckblatt eines zeitgenössischen Manuskriptes von Abaelards Ethica, das im Kloster Prüfening bei Regensburg vor 1165 geschrieben und anschließend nach Sankt Emmeran überführt worden war, fand sich eine originelle Anekdote über Abaelards Namen und seine Schreibweise - von unbekannter, auf jeden Fall früher Hand. Das Manuskript wurde im 18. Jahrhundert von Bonetus entdeckt und von Bernhard Pez im Jahre 1721 erstveröffentlicht.[64]  Es befindet sich heute im Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek München.[65]  Auch Mabillon hatte es gesehen. Hier nun der Text im vollen lateinisch-deutschen Wortlaut:

Petrus qui abelardus. a plerisque baiolardus dicitur. natione anglicus. primum grammatice et dialectice. hinc divinitati operam dedit. Sed cum esset inestimande subtilitatis. inaudite memorie. capacitatis supra humanum modum. auditor aliquando magistri Roscii. cepit eum cum exfestinucatione quadam sensuum illius audire. attamen imperauit sibi ut per annum lectionibus ipsius interesset. Mox ergo socios habere et parisiis palam dialectice atque diuinitatis lectiones dare cepit et facile omnes francie magistros in brevi superuenit. Qui cum de quadriuio nichil audisset. clam magistro Tirrico in quasdam mathematicas lectiones aures dabat. in quibus supra quam existimaret optentu difficultatis intellectus resiliebat audientis. Cui semel afflicto et indignanti per iocum magister tirricus ait. Quid canis plenus nisi lardum baiare consueuit. Baiare autem lingere est. Exinde baiolardus appellari cepit. Quod nomen tanquam ex defectu quodam sibi impositum cum abdicaret. sub literatura non dissimili habelardum se nominari fecit. quasi qui haberet artium apud se summam et adipem. Nam processu temporis se usque adeo [de] lardo quadrivio potenter intromisit. ut nos opera illius de geometricis et arithmeticis subtilitatibus usque hodie plura uideamus.

Petrus Abelardus. Von sehr vielen wird er auch Baiolardus genannt. Er war Engländer. Zuerst studierte er Grammatik und Dialektik. Dann wandte er sich der Gotteslehre zu. Aber da er von unermesslicher Intelligenz, unerhörtem Gedächtnis und übermenschlicher Auffassungsgabe war, verlor er einst als Hörer des Meisters Roscelin[66]die Konzentration bei der Vorlesung. Trotzdem befahl ihm dieser, ein Jahr seinen Vorlesungen beizuwohnen. Bald scharte er jedoch Gefährten um sich und begann, in Paris öffentliche Vorlesungen über Dialektik und Theologie zu halten. Schon bald übertraf er mit Leichtigkeit alle Lehrer Franziens. Weil er vom Vierweg[67]noch nichts gehört hatte, lauschte er heimlich dem Meister Thierry[68]bei manchen mathematischen Lektionen. Von diesem prallte die Intelligenz des Hörers ab, so dass es schwieriger wurde als zunächst angenommen. Als Abaelard einmal niedergeschlagen und empört war, sagte Meister Thierry zum Scherz: Was pflegt ein satter Hund anderes zu tun als am Fett zu lecken.[69]Denn baiare heißt lecken. Von da an wurde er Baiolardus[70]genannt. Aber weil er leugnete, dass ihm dieser Spitzname wegen eines Mangels auferlegt worden sei, begann er - bei ähnlicher Aussprache - sich Habelardus[71]zu nennen, als wenn er gleichsam den Gipfel und das Fett[72]der Wissenschaften erlangt hätte. Denn im Lauf der Zeit stürzte er sich mächtig auf das Fett des Vierwegs, bis zu einem solchen Maß, dass wir heute mehrere Werke von ihm über geometrische und arithmetische Probleme sehen.

Die originelle Geschichte wurde von anderen Autoren vielfach wiedergegeben.[73]Mews hat sich ausführlich über den durchaus gewichtigen Hintergrund dieser Anekdote geäußert.[74]Er wies z.B. mit Recht darauf hin, dass sowohl die Erwähnung eines Roscelin als auch eines Thierry einem realen Hintergrund entsprach. Bei letzterem handelte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um den berühmten Mathematiker Thierry von Chartres. Er wurde von Abaelard als heimlicher Sympathisant in seiner Historia Calamitatum[75]  erwähnt. Auch die Schilderung von Abaelards Werdegang und Charakter stimmt mit den bekannten Tatsachen überein.

So manches in dieser Anekdote, was man auf den ersten Blick als fabulös einschätzen könnte, zeigt bei näherem Hinsehen einem gewissen Wahrheitsgehalt. Auch wenn die Mathematik Abaelards Werk keinesfalls dominierte - eine gewisse Vorliebe für diese Kunst - aber auch seine Schwierigkeiten damit - erwähnte er z. B. selbst in seiner Dialectica:

Ea quoque scientia cujus nefarium est exercitium, quae mathematica appellatur, mala putanda non est.... Cuius quidem objectionis, etsi multas ab arithmeticis solutiones audierim, nullam tamen a me proferendam judico, quem ejus artis ignarum omnino cognosco - Auch diese Wissenschaft, deren Ausübung als verfemt gilt, und die Mathematik heißt, sollte man nicht als schlecht einschätzen... Obwohl ich von den Arithmetikern viele Lösungen zu diesem Widerspruch gehört habe, so glaube ich dennoch keine persönlich vorbringen zu dürfen, da ich mich für völlig unwissend in dieser Kunst halte.[76]

Ansonsten war Abaelard den Quadriviums-Wissenschaften nicht so abgeneigt, wie häufig angenommen. Er hat eventuell ein - heute leider verschollenes - Buch namens Rithmomachia geschrieben.[77] Sein musikalisches Talent war bekannt.[78]Aus der Tatsache, dass Heloïsa ihr Kind Astralabius, d.h. der zu den Sternen greift, nannte, mag man eine gewisse Vorliebe des Paares für astronomische Themen ableiten. Ähnliches erkennt man auch in Abaelards Mahngedicht an seinen Sohn.

Dagegen geht der Schluss, in dieser Anekdote werde auf den Astronomen Adelard von Bath angespielt, etwas zu weit. Auch die Angabe, Abaelard sei Engländer gewesen, ist nur vordergründig falsch. Sie muss dann keiner Verwechslung mit Adelard von Bath entsprechen, wenn die Anekdote und das Manuskript von Prüfening nach dem Jahre 1154 angefertigt wurde. Denn nach diesem Zeitpunkt gehörte Abaelards Heimat, die Bretagne, ebenso wie die Normandie, das Maine, das Anjou, und Aquitanien, zu dem mit England vereinigten Festlandsreich der englisch-angevinischen Plantagenêts. So konnte ein Schreiber im entfernten Bayern Abaelard durchaus als zur englischen Nation gehörig eingeschätzt haben.

Hinsichtlich der Etymologie von Abaelards Namen weist die Anekdote allerdings ein gehöriges Maß an Phantasie aus. Ein Wortspiel seines Lehrers habe Abaelard zu seinem Namen verholfen. Aus Baiolardus, d.h. Lecke das Fett, habe Abaelard aus Eitelkeit ein Habelardus bzw. Abelardus, d.h. Habe das Fett, gemacht. Letztere Formulierung stellt in der Tat die einzige frühe Erwähnung der Wortform ohne Doppellaut dar.[79]In Anspielung auf die genannte Bedeutung von Baiolardus vertraten im Jahre 1972 namhafte Wissenschaftler auf dem großen Abaelard-Colloquium in Cluny die Ansicht, der Name Abaelard sei ein Beiname und leite sich vom vulgärlateinischen abaiare, fr. aboyer, dt. gierig verschlingen, ab. Abaelard sei demnach ein Unersättlicher gewesen.[80]

Nichtsdestotrotz bleiben diese anekdotischen Erklärungen aus semantischer Sicht äußerst suspekt. Dass es sich bei dem Wort Abelard auch aus Gründen der Prosodie nicht um die authentische Form des Namens handeln kann, wurde bereits begründet. Trotzdem machte sich diese Schreibweise seit dem 17. Jahrhundert zunehmend breit. Die landessprachlichen Verballhornungen Abelard oder Abélard fanden sich in England erstmals bei Pope (1717) und Rawlinson (1738, zunächst als -æ-), in Frankreich unter Cusset (1662), Bayle (1693), Gervaise (1723, zunächst als -æ-) und Voltaire (1761). Auch heute noch wird das Wort Abaelard im Englischen und Französischen derartig falsch geschrieben. Deutsche Literaten schlossen sich zeitweise dieser Entwicklung an: von Hofmannswaldau (1679), Bürger (1770), Wieland (1771), Büchner (1837), Feuerbach (1834), Weiß (1843) hatten die Fehlschreibweise mit -e- oder variant -ä- übernommen (z.B. Abälard), bis schließlich Bernhard Geyer im vorigen Jahrhundert der originalen Schreibweise wieder zum Durchbruch verhelfen konnte.
 
3. Zwangsläufig konnten die genannten Wortspiele als etymologische Erklärung des Namens Abaelard nicht zufrieden stellen. Schon im 19. Jahrhundert meldeten sich Abaelards Landsleute, die Bretonen, zu Wort. Renan wies in einem Artikel von 1870[81]darauf hin, dass ein Manuskript Guiberts von Tournai aus dem 13. Jahrhundert, das aus der Sorbonne stammte und heute in der Bibliothèque Nationale de France in Paris aufgewahrt wird,[82]auf Blatt 227 einen Randvermerk folgenden Wortlautes aufwies:

Habetis enim et habere potestis ad manum Boecium de Disciplina scolarium, Quintilianum de Institutione oratoria...Petrum filium Alardi quem Abaelart vocant...- ihr habt nämlich oder könnt zur Hand haben Boethius über das wissenschaftliche Studium und Quinctilian über die Redner-Ausbildung...Peter, den Sohn des Alard, den man Abaelart nennt.

Abaelard wurde also hier als filius Alardi, als Sohn eines Alardus, bezeichnet. Diese Bezeichnung sei laut Renan kein Einzelfall gewesen: ein Glossar aus derselben Bibliothek und Zeit habe laut Mitteilung eines Kollegen einen fast gleich lautenden Vermerk aufgewiesen: Abalardus, id est filius Alardi. Dieses Manuskript wurde jedoch später nicht mehr aufgefunden. Dagegen lieferte Hauréau einen ähnlichen Text des englischen Philosophen und Dichters Alexander Neckham, der - ca. eine Dekade nach Abaelards Tod geboren - von 1180 bis 1186 in Paris lehrte. Er zählte somit fast zu seinen Zeitgenossen. Dieser Text nannte die berühmtesten Lehrer des 12. Jahrhunderts: Porretanus, Albricus, Petrus Alardi. Erneut war also Abaelard als Sohn eines Alardus bezeichnet worden. Renan wies darauf hin, dass im Niederbretonischen, einer Variante des alten keltischen Dialektes der im 5. Jahrhundert aus Großbritannien emigrierten Inselbriten, die Worte Mab[83]oder verkürzt Ab soviel wie Sohn, lat. filius, bedeuteten. Für letzteres Ab konnte er sogar regionale Schwerpunkte in der Bretagne identifizieren[84]und eine Reihe von Beispielsnamen anführen: Abalea, Abalan, Abiven, Abeven, Abolier, Abgrall, Abarnou, Appriou = Ab-Riou, Aprioual = Ab-Riwal, Abjean, Abguillerm, Abiven, Abiliou, Abernot, Abautret, Abalea, Abily, Abhamon, Abe-guile, Abhervé. Außerdem sollen in Finistère die Namensvarianten Alard oder Hellart existiert haben. Obwohl der Name Ab-Alard oder Ab-Hellart effektiv nicht in dieser Namensliste auftauchte, leitete Renan Abaelards Namen von dieser niederbretonischen Konstruktion ab und postulierte die Bedeutung: Alards Sohn. Abaelard sei somit aus dem Patronym Abalard entstanden. In der Tat hatte eine alte bretonische Chronik diese Schreibweise reproduziert:

Obiit Petrus Abalardus mirae abstinentiae monachus, tantae subtilitatis philosophus - es starb Peter Abalard, ein Mönch von wundersamer Enthaltsamkeit und ein Philosoph von so großer Beschlagenheit[85]

Diese Entstehungstheorie zum Namen Abaelard war keine originäre Leistung Renans. Denn bereits 1810 hatte Paul Berthou in ähnlicher Weise argumentiert:[86]Er nannte den bretonischen Vaternamen Elar und konstruierte dementsprechend Map-Elar oder Ap-Elar. Wohl wusste Berthou, dass Abaelard in der Historia Calamitatum seinen Vater ganz anders, nämlich Berengar genannt hatte,[87]erklärte diesen Widerspruch jedoch damit, dass auch Berengar ein Zweitname gewesen sein könnte.[88]

Diese Entstehungshypothesen - Map-Elar nach Berthou oder Ab-Alard nach Renan - führen jedoch zu Widersprüchen, die ihren Wert stark schmälern. Hierzu eine kurze Erklärung:

Abaelards Geburtsland, das Nantais südlich der Loire, zählte im 11. Jahrhundert nicht zum direkten Siedlungsland der im 5. Jahrhundert unter dem Druck der Angelsachsen aus Großbritannien ausgewanderten Insel-Kelten, d.h. zur brito-keltisch sprechenden Bretagne. Zwar war das Land um Le Pallet durch die Eroberungen Nominoës und Lamberts schon um 850 an das Königreich und spätere Herzogtum Bretagne angebunden worden, dennoch verblieb dort - als Relikt der einst zum römischen und später zum fränkischen Reich gehörigen bretonischen Mark - eine weitgehend gallo-romanische Mischbevölkerung mit Affinität zum benachbarten Poitou und Aquitanien. Abaelard persönlich leitete von dieser Tatsache seine geistige Agilität und Begabung ab:

Ego igitur, oppido quodam oriundus quod in ingressu minoris Britannie constructum, ab urbe Namnetica versus orientem octo credo miliariis remotum, proprio vocabulo Palatium appellatur, sicut natura terre mee vel generis animo levis, ita et ingenio extiti et ad litteratoriam disciplinam facilis. - Ich bin geboren in einem befestigten Landsitz an der Grenze der Bretagne, ungefähr acht Meilen östlich von Nantes gelegen, der Palatium heißt. Ein lebhaftes Temperament und eine für die wissenschaftliche Ausbildung leicht empfängliche Begabung waren Erbe meines heimatlichen Bodens oder meiner Abstammung.[89]

Hierzu passte Abaelards Kindheitssituation: Schon von klein auf wurde er durch die Fürsorge seines Vaters in der lateinischen Sprache, die er später weitgehend stilrein beherrschte, unterrichtet. All seine namentlich bekannten Angehörigen, die Eltern Lucia und Berengar, die Geschwister Dagobert, Porcarius, Radulf und Dionysia, sowie die Nichten Agnes und Agathe, aber auch sein Sohn Petrus Astralabius, trugen lateinische, bzw. latinisiert-fränkische, jedoch keine bretonischen Namen. Das bretonische Idiom blieb Abaelard Zeit seines Lebens weitgehend unbekannt. Zumindest hinterließ er durch seine Schilderung in der Historia Calamitatum einen entsprechenden Eindruck:

Terra quippe barbara et terre lingua mihi incognita erat - das Land war wild und die Landessprache mir unbekannt.[90]

Die wilde und wenig erschlossenen Bretagne galt aus der Sicht der Franzia als ein sehr rückständiges Land. Abaelard identifizierte sich deshalb gegenüber dem zentralfranzösischen Publikum in keiner Weise mit den brito-keltischen Bretonen:

Britones quasi-brutones dicti sunt, eo quod bruti et irrationabiles ex insipientia videantur. - Die Bretonen werden tölpelgleich genannt, weil sie ungehobelt und unvernünftig aus ihrer Blödheit heraus erscheinen.[91]

Dieses wenig schmeichelhafte Attribut verlieh Abaelard ohne irgendwelche Skrupel seinen bretonischen Nachbarn aus dem Norden der Bretagne. Es handelte sich um einen Allgemeinplatz. Auch der Dichter-Abt Balderich von Bourgeuil, der spätere Erzbischof von Dol in der Bretagne, hatte sich z.B. entsprechend negativ geäußert.[92] Im Übrigen existiert eine Charta, die beweist, dass die Herren von Le Pallet in der Tat nicht zu den Bretonen zählten. Diese Charta Alain Fergents, des Herzogs der Bretagne, zugunsten des Klosters Sainte-Croix in Kemperlé, hatte ein mutmaßlicher Verwandter Abaelards, der Herr Daniel de Palatio,[93] unterzeichnet. In dieser Charta zählt der Mann aus Le Pallet eindeutig zu den Leuten aus Nantes - im Gegensatz zu den mitunterzeichnenden Bretonen.[94]Vor diesem Hintergrund sollte man eigentlich erwarten, dass Abaelard ein Patronym bretonischen Ursprungs eher abgelehnt hätte - zumindest seinen Zeitgenossen in der Krondomäne gegenüber. Ganz abgesehen davon, dass sein Vater nicht Alard oder Elar hieß, sondern Berengar. Somit hätte ein Mab-Elar oder Ab-Alard auf einen Vorvater namens Alard verweisen müssen. Weder ist ein entsprechender Vorfahr bekannt geworden, noch waren damals derartige patronymische Konstruktionen über mehrere Generationen in der Bretagne nachweisbar. Sie kamen ganz allgemein erst viel später in Mode.

Weiterhin ist Alard mit seinen zahlreichen Varianten (Aalard, Adelard, Adalard, Ailard, Aalarz) eindeutig ein Name fränkischen Ursprungs. Zwar waren diese zur Zeit der fränkischen Landnahme auch in der Bretagne bekannt geworden, jedoch war es absolut unüblich, einen fränkischen Namen mit einem bretonischen Ausdruck zu kombinieren. Renan hatte zwar einen Abalan = Ab-Alanus und einen Ab-Guillerm = Ab-Guillelmus eruiert, die Referenzen dazu jedoch nicht angegeben. Im umfangreichen Urkundenmaterial aus Abaelards Zeit, abgedruckt in Lobineau, Histoire de Bretagne, Band II, fand sich unter den unzähligen Mab-Konstruktionen[95]nur ein einziger Fall einer derartigen bretonisch-fränkischen Namenskombination: Mab-Gusfred.[96]In keinem Fall ist in den dort reproduzierten Urkunden ein von Mab entlehntes Namenswort erkennbar. Immer wurden die Namen und Worte ausformuliert, mit Map oder Mab eingeleitet und mit Bindestrich kombiniert.[97]Eine einzige Charta formuliert den Sohn eines Aalardus folgendermaßen: Girardus filius Aalardi.[98]Im Übrigen weist eine ausführliche bretonische Namensliste aus dieser Zeit mit mehr als 610 Namen in keinem Fall einen der postulierten Eigennamen Elar oder Hellart aus.[99]Wenn man sich jetzt noch daran erinnert, dass das Wort Abaelardus einen fünfsilbigen Aufbau aufweist, dann hat die Ab-Alard- oder Map-Elar-Theorie endgültig an Wahrscheinlichkeit verloren.

 

Eine neue Namenstheorie

 

Andererseits wäre es falsch, Abaelard und seinem Namen jegliche landessprachliche Wurzel abzusprechen. Die Gegend südlich von Nantes war ethnisches Grenzland. Zahlreiche Völkerschaften waren in den vorangehenden Jahrhunderten darüber hinweg gegangen, darunter auch solche keltischen Ursprungs. In einer Legende über den Eroberer Meriadoc wird berichtet, dass er auch das Land um Nantes erobert hatte. Um seiner eigenen keltischen Sprache zum Durchbruch zu verhelfen, ließ er die Männer ermorden, den Frauen, die in die Hände der Eroberer gefallen waren und ihnen nun Kinder gebären und aufziehen mussten, die Zungen herausschneiden, damit sie die Sprösslinge nun nicht in der "Muttersprache" aufziehen konnten. Diese martialische Geschichte, die um 1019 in lateinischer Sprache aufgezeichnet wurde, mag bei aller Fiktion einen wahren Kern enthalten,[100] denn die Inselbretonen beseitigten in ihren bleibenden Siedlungsgebieten nördlich der Loire die vorbestehende Sprache - vermutlich einen vulgärlateinischen Dialekt - vollständig und anhaltend. So ist ein inselkeltischer Einfluss auch südlich der Loire nicht abzuleugnen, wenngleich er dort nicht von Dauer war. Doch auch später lag die Grenze zum Siedlungsgebiet der ehemaligen Inselbretonen nahe. Im übrigen existiert ein Dokument aus der Zeit um 1150, das belegt, dass Abaelards potentielle Namensgeberin, seine Mutter Lucia, von nördlich der Loire stammte und damit eine gebürtige Bretonin war. Das betreffende Gedicht aus der Chronik des Richard von Poitiers[101]belegt außerdem erneut durch seine Reimung, dass das Wort Abaelardus einen fünfsilbigen Aufbau hatte:

 

Votum summorum maior Petrus Abaalardus
Occidit, inmanis factus dolor omnibus unus.
Gallia nil maius habuit vel clarius isto.
Nec mors cuiusquam fit tanta ruina Latinis.
In quantum fama Romani nominis exit,
Illius ingenii studiorum fama volavit.
Nannetis ortus, patre Pictavus et Brito matre,
Cum Francis studuit, monachus moritur Cabilonis.
 

Wir lesen also hier:

Sein Vater stammte aus dem Poitou und seine Mutter war Bretonin.
 

Von seiner Mutter Seite erblich belastet, mag Abaelard so manche Archetypen der freiheitsliebenden, brito-keltischen Stämme in sich aufgenommen haben, z.B. sein rebellierendes Verhalten - eine Eigenschaft, die Abaelard selbst in seiner Bildungsbeflissenheit und Selbstillusionierung kaum aufgefallen sein dürfte. Seine durchlebten Katastrophen sprechen diesbezüglich eine beredte Sprache. Nun ist es Zeit, daran zu erinnern, dass auch ein Mitglied einer normannischen Familie, der Sohn des Humfred von Altavilla, den Namen Abaielardus getragen hatte. Die Normannen hatten sich nach der Landnahme im 9. Jahrhundert alsbald mit der autochthonen Bevölkerung der dem Atlantik nahen Regionen Galliens vermischt und in der Folge zum Teil recht eigenartige Mischnamen angenommen. Im Übrigen waren dieselben Normannen ca. 250 Jahre vor Abaelard in Nantes und seine Umgebung eingefallen und hatten dort eine gewisse ethnologische Verschiebung bewirkt.[102]So scheint ein alter Namensrest im Wort Abaelardus, der von Normannen gleichermaßen wie von Bretonen übernommen werden konnte, keinesfalls abwegig, wenngleich ein patronymischer Charakter dieses Wortgehalts - wie soeben erklärt - eher unwahrscheinlich ist.

Eine Passage im Kartularium von Redon, welches im 19. Jahrhundert in Druckfassung veröffentlicht wurde, verwies auf einen weiteren, möglichen Ursprung des Namens Abaelard:[103]

In einem altwalisischen Gesetzbuch[104]fand sich ein uraltes Regelwerk der Landverteilung zwischen den Familien und Sippen in den brito-keltischen Stammesgebieten der Bretagne.[105]Es stammt aus der Zeit nach  940, als Hoël Herrscher der Bretagne war. Hier das Original-Zitat:

 

Les frères se partagent ainsi le sol: quatre erws sont attribués à chaque tyddyn ou domaine. A la vérité, Bleddyn, fils de Cynvyn, modifia cet usage afin que l'uchelwr, ou homme libre, êut douze erws, le mab-aillt huit, et le tenacier inférieur quatre; cependant il est plus ordinaire que le tyddyn se compose de quatre erws.

Die Brüder teilen sich so den Grund und Boden: Vier Morgen sind jeder Hofstelle oder jedem Herrensitz zugeteilt. In Wahrheit hat Bleddyn, der Sohn des Cynvyn, diesen Brauch abgewandelt, so dass der Edelmann oder Freiherr zwölf Morgen, der mab-aillt acht Morgen und der untere Lehnsmann vier Morgen erhalten sollte. Dennoch war es üblicher, dass die Hofstelle aus vier Morgen Land bestand.[106]

Der hier auftauchende Titel des mab-aillt fällt sofort ins Auge. Er bedeutete wörtlich "Vasallensohn", frei: Rittersohn. Gemeint war der Rang des höheren "Aftervasallen", d.h. der von einem Freiherrn abhängige Lehensmann, der jedoch nicht auf der untersten Stufe der Feudalpyramide stand. Dieser Rang entsprach in etwa dem eines Abaelard, der ja der erstgeborene Sohn des Burgmannen Berengar war,[107]wie auch der Situation des erstgeborenen Sohnes des Humfred von Altavilla, namens Abaielardus. War demnach Abaelardus der vom brito-keltischen map-aillt abgeleitete Name des Erstgeborenen eines Edelmannes?

Falls ja, so konnte die uralte Sprachform map-aillt zu einem ab-aillt und im Laufe der Latinisierung zu einem Ab-ai-elardus oder Ab-ae-lardus geworden sein. Als ein zum Eigen- oder Hausnamen gewordener Ehrentitel konnte der Name Abaelardus in der Tat von Heloïsa im persönlichen Gespräch dem Taufnamen Peter vorgezogen worden sein. Dies ist viel wahrscheinlicher als eine patronymische Bedeutung, die sich ja nur für einen reinen Beinamen eignete. Denn wer mochte schon im persönlichen Gespräch als "Sohn des ..." angesprochen werden? Mehr Gewissheit über diese Theorie zur Entstehung des Namens Abaelard mag die bretonische Sprachforschung geben. Eine abschließende Beweisführung darf man jedoch auch von ihr wegen der Seltenheit des Namens nicht erwarten.

 


 

Zuletzt sei ein Hinweis auf zwei weitere Beinamen oder Titel Abaelards erlaubt. Diese waren ihm in gleichzeitiger Nennung von Johann von Salisbury, seinem vormaligen Schüler und späteren Bischof von Chartres, verliehen worden:[108]

Peripateticus Palatinus Abaelardus noster

Dabei beschreibt Peripateticus den Wanderphilosophen im aristotelischen Sinn[109]und Palatinus etwas hintergründig sowohl Abaelards Heimat, Le Pallet,[110]als auch seinen Rang als Philosoph und Theologe.[111]

 

 

Nachtrag

 

01. Juli 2022: Lange nach der Zusammenstellung dieses Artikels erreichte uns durch Herrn Andreas Ehlers aus Hamburg der interessante Hinweis, dass es im Okzitanischen einen Begriff gebe, der ebenfalls der Wurzel des Namens "Abaelardus" entsprechen könnte: Im "Dictionnaire occitan français" von Lois Alibert (1884-1959) findet sich unter dem Buchstaben "A" das Adjektiv "abailant", im Sinn von französisch "fier, orgueilleux, vantard, fanfaron, faiseur d'embarass", d. h. deutsch "stolz, hochmütig, prahlerisch, wichtigtuerisch, Brimborium machend". Dazu passend das Verbum "abaiare" im Sinn von französisch "aboyer", deutsch "bellen".

Nun - das alles sind Pejorativa, also abwertende Begriffe, die durchaus einen Bezug zu Peter Abaelard und seinem Stolz aufweisen können, wobei man aber die Erfindung Abaelards Gegnern im wissenschaftlichen Lager und im hohen Klerus zuschreiben müsste. Doch diese kamen überwiegend nicht aus Okzitanien und hätten u. E. im Wirkort Paris auch relativ schlecht von einer okzitanischen Sprachwurzel Gebrauch machen können, um Peter Abaelard seinen Spitznamen zu verleihen.

Hätte dann HeloÏsa ihren geliebten Peter in diesem Sinn angesprochen? Wenn ja, dann wäre es reichlich Koketterie gewesen, die wir ihr nicht zutrauen!

Da andererseits Einiges darauf hindeutet, dass die Sprachwurzel von "Abaelardus" aus dem authochthon-Bretonischen oder sogar aus dem Normannischen kommt, glauben wir selbst nicht, dass dieses "abailant" namensprägend war.

Wir möchten aber über diesen Tipp auch nicht einfach hinweggehen, da andererseits der Geburtsort Le Pallet und die Familie Peter Abaelards durchaus Bezüge zum Poitou und ggf. auch zum angrenzenden Okzitanien aufwiesen.

Möge der Leser dieser Seite für sich selbst entscheiden, welcher Deutung er den Vorzug gibt. An Herrn Andreas Ehlers herzlichen Dank für den wertvollen Hinweis!

 

Anmerkungen


[1] David Luscombe, The school of Peter Abelard, Cambridge 1970.
[2] A.a.O., Appendix II, Seite 315.
[3] Siehe z.B. Remusat, Charles de, Abélard, Paris, 1845, Band 1, Seite 14 ; oder: Saillot, J., Dictionnaire généalogique des familles illustres de l'Anjou, Bd. 1, 1985, Seite 3, u. a.
[4] Mews, C., In search of a name and its significance, in: Traditio 44, 1988, 175ff.
[5] Arch. Dép. de Loire-Atlantique, H 351, 1 ; siehe auch Lobineau, Dom, Histoire de Bretagne, Bd. II, Paris, 1707, Reprint Paris, 1973, Seite 252.
[6] Zum Beispiel: Chronicon Sancti Petri Vivi Senonensis (bis 1127), Chronicon Willelmi Godelli (bis 1173), Chronicon Alberici Trium-Fontium Monachi, Chronicon Ruyensis (um 1180), Chronicon Richardi Pictavensis (um 1150). Die zugehörigen bibliographischen Angaben finden sich u.a. bei Mews, C., Peter Abelard, in: Authors of the Middle Ages, Aldershot, 1995, Seite 47f.
[7] Siehe z.B. J. von Salisbury, Metalogicon, Hall, Keats-Rohan, CCCM 98, Turnhout 1991; Petrus Venerabilis, Absolutio Petri Abaelardi u. Epistulae, u.a., Constable, G., The letters of Peter the Venerable, Cambridge, 1967.
[8] Siehe Mews, C., In search of a name and its significance, in: Traditio 44, 1988, Seite 176, Fußnote.
[9] Z.B. Manuskripte aus Prüfening, Wien, Salzburg, Walderbach, Engelberg; siehe Mews, a.a.O., Seite 177ff.
[10] Katalog Wolfgers von Prüfening von 1165, siehe Schmitz, H.G., Kloster Prüfening im 12. Jahrhundert, in: Miscellanea Bavarica Monacensia, München 1975, Seite 91ff.
[11] Z.B. in Göttweig und Tegernsee.
[12] Manuskripte aus der Diözese Lund und in England, siehe Mews, a.a.O., Seite 176f.
[13] Chronicon Sancti Petri Vivi Senonensis (vor 1127) z.B. in: Delisle Léopold et al., Recueil des historiens des Gaules et de la France, Tomi XII, XIV, Paris, 1877.
[14] Siehe Mews, a.a.O., Seite 197.
[15] Erstveröffentlicht von Huygens, Studi Medievali 3, 1962, 764ff.
[16] Gedicht von Peter von Poitiers
[17] Eine gleichermaßen dem Heiligen Petrus geweihte Kirche ist in Le Pallet zumindest nicht bezeugt. Bis 1090 war die Kathedrale von Nantes in einem weitgehenden Zerstörungszustand, danach erfolgte der Wiederaufbau. Trotzdem werden dort Gottesdienste abgehalten worden sein. "...acta sunt haec anno an Incarnatione Domini MXC, intra ruinas veteris ecclesiae Beati Petri..." Aus: LaBorderie, A. de, Recueil des actes inédits des ducs et princes de Bretagne, Nr. 24, Seite 57.
[18] Rijk, de, L.M., Petrus Abaelardus, Dialectica, Assen, 1970, Seite 114.
[19] Rijk, de, L.M., a.a.O., Seite 566.
[20] Siehe Hicks, E., La vie et les epistres Pierres Abaelart et heloys sa femme, Paris, Genf, 1991, Seite 54.
[21] Siehe Hicks, E., a.a.O., Seite 45.
[22] Roscelin von Compiègne, Brief an Abaelard, in: Migne, J.P., PLL 178, Spalte 370ff.
[23] Z.B. Hugo Manducans Britonem
[24] Z.B. Fulbertus Teleonarius.
[25] Z.B. Arnaudus qui non ridet.
[26] Z.B. Radulfus Caput Asini.
[27] Petrus Venerabilis, Brief an Papst Innozenz II., in: Migne, J.P., PL 189, Spalte 305.
[28] Petrus Venerabilis, Brief an Heloïsa, in: Migne, J.P., PL 189, Spalte 350.
[29] Einschließlich der genannten Varianten. Z.B. Chronicon Turonense, Chronicon Mauriniacensis, Chronicon Sancti Petri Vivi Senonensis, Chronicon Willelmi Godelli, Chronicon Nicolai Ambianensis, Chronicon Anonymi, Chronicon Alberici Trium-Fontium monachi, Chronologia Roberti, Chronicon Richardi Pictavensis, Chronicon Ruyensis, meist in: Delisle Léopold et al. (ed.), Recueil des historiens des Gaules et de la France, Tomi XII, XIV, Paris, 1877 ; außerdem Obituaire de Argenteuil, Obituaire von Saint Denis, Obituaire von Lagny, in: Molinier, Auguste, Obituaires de la Province de Sens, Tome I, diocèses de Sens et de Paris, Paris, 1902; Obituaire de Notre-Dame-aux-Nonnais in Troyes, in: Lalore, Charles, Collection des principeaux obituaires et confraternités du diocèse de Troyes, Troyes, 1882.
[30] Boutillier du Retail et Piétresson de Saint-Aubin, Recueil des historiens de la France, Obituaires de la province de sens, IV, Diocèse de Meaux et e Troyes, Seite 386ff. Und Lalore, Charles, Collection des principeaux obituaires et confraternités du diocèse de Troyes, Troyes, 1882, 460ff.
[31] Siehe Hicks, E., a.a.O., Seite 13.
[32] Brief Heloïsas an Petrus Venerabilis, in: Migne, J.P., PL Band 189, Spalte 428.
[33] Anfangszeile aus dem Mahngedicht an seinen Sohn, Rubingh-Bosscher, J., Peter Abelard, Carmen ad Astralabium, a critical edition, Groningen, 1987, Seite 107.
[34] Boutillier du Retail et Piétresson de Saint-Aubin, a.a.O., Seite 425.
[35] Rijk, de, L.M:, a.a.O. Seite 544.
[36] Dies Carta lag vor den Weltkriegen im Archive von Seine-et Oise, fond Argenteuil; siehe: Depoin, J., Une Elégie latine d'Heloïse, Versailles, 1897, in: Bulletin de la Commission des Antiquités et des Arts de Seine-et-Oise, Band 16, Seite 119, auch erwähnt von: Dutilleux, A., Héloïse à Argenteuil, in: Revue de l'histoire de Versailles et de Seine-et-Oise, Académie de Versailles, JG 4, 1902, Seite 263; und von: McLeod, E., Heloise - a biography, London, 1938.
[37] Alle Angaben aus: Molinier, A., Obituaires de la Province de Sens, Tome I, diocèses de Sens et de Paris, Paris, 1902, Seite 311, 319, 333, 345.
[38] Willelmus und V idus.
[39] Leider lag das Originalmanuskript des erwähnten Chirographs, welches die Frage klären könnte, zur Einsichtnahme nicht vor.
[40] Aus einer Genealogie der normannischen Fürsten in Apulien im 11./12. Jahrhundert, verfasst von Abt Robert vom Mont Saint-Michel um 1111, in: Delisle, Léopold (ed.), Recueil des Historiens des Gaules et de la France, Tome XIII, Paris, 1877, Seite 285. (Schreibweise nach Achery Abailardus); auch in Mon. Germ. Hist. Scriptorum tomus VI, 489.
[41] Gesta Roberti Wiscardi, episches Gedicht in 5 Liedern, auf Wunsch des Papstes Urban II. gedichtet und Herzog Roger von Apulien zugeeignet, Ausgabe Wilmans, Mon. Germ. Hist., Scriptorum tomus IX, 241ff.
[42] Edition: Société de l'Hist. de France, Paris, 1835 und Delare, Rouen, 1892.
[43] Wiscardus = Guiscard, auf Deutsch: der Verschlagene, der Listige.
[44] Hamo Wiscardus, in: Picard A., Cartulaire du Saint-Aubin, Paris, 1903, Seite 108, 112.
[45] In cuius quidem provincia civitas est, quae constantinum dicitur; in cuius territorio villa est, quae Altavilla nuncupatur. Gottfried Malaterra, in: Delisle Léopold et al. (ed.), Recueil des historiens des Gaules et de la France, Tome XI, Paris, Seite 139.
[46] Ex Chronico Alberici Trium-Fontium Monachi: Secundum magistrum Hugonem isti fuerunt Principes Normannorum in Apulia, Turstinus, Citellus, Ramnulfus et Richardus, Drogo Constantiniensis, Unfredus frater ejus qui primus Apuliam subjugavit; Robertus cognomento Wiscardus qui Calabriam et Siciliam adjecit: hujus fuerunt filii Rogerus Dux et Princeps Boemundus... , in: Delisle, Léopold (ed.), Recueil des historiens des Gaules et de la France, Tome XI, Paris, 1877; Seite 352.
[47] Information aus Gottfried Malaterra, a.a.O., Seite 139.
[48] A.a.O: Mater vero accuratissime et materno affectu filios suos nutriens, tanto amore ipsos qui non sui, sed mariti sui ex praecedenti uxore erant, amplectabatur, ut vix discernere posses, nisi ex aliqua caus didicisses, quis filius vel quis non filius esset.
[49] Wiscardus cum generis esset ignoti et pauperculi... , Chron. Malleac., Robertus Wiscardus, vir pauper, miles tamen... , Richardus Cluniacensis, ...Mediocri parentela... , Alberic apud Leibnitzii access. histor.
[50] Guisgard fit dire à son neveu Abailard qu'il venait de s'emparer de son jeune frère, mais que, si sa place de san Severino était remise à ses troupes, il rendait le captif à la liberté, aussitôt que lui, Guisgard, serait arrivé au mont Gargano. Abailard n'hésitait pas: les portes de San Severino furent ouvertes par ses ordres ; et il alla trouver en toute hâte son oncle pour le prier d'executer sa promesse, en se rendant à Gargano: Mon neveu, lui dit Guisgard, je n'y compte pas arriver avant sept ans... , Gautier d'Arc, in: Michelet, Histoire de la France, IV, Paris 1833.
[50a]Siehe: Ganzer, K., Die Entwicklung des auswärtigen Kardinalats im hohen Mittelalter. Ein Beitrag zur Geschichte des Kardinalkollegiums vom 11. bis 13. Jahrhundert, Tübingen 1963, 74s.
[51] Brief an Papst Innozenz II., in: Migne, J.P., PL Band 182, Spalte 1055.
[52] A.a.O.; dieselbe Spalte.
[53] A.a.O., Spalte 1059.
[54] A.a.O., Spalte 1067.
[55] Brief an Innozenz II., Migne, J.P., PL Band 182, Spalte 355.
[56] Brief an Kardinal G., a.a.O., Spalte 537.
[57] Briefe an Guido von Cittá di Castello, in: Migne, J.P., PL Band 182, Spalte 358, an Papst Innozenz II., Spalte 535, an Guido aus Pisa, Spalte 539.
[58] Brief an Kardinal Ivo, in: Migne, J.P., PL Band 182, Spalte 358.
[59] Briefe an Kardinal G., a.a.O., Spalte 537 und 538, an einen Kardinalspriester, Spalte 539, an einen Abt, Spalte 539.
[60] Brief an Innozenz II, MIGNE, J.P., PL Band 182, Spalte 355.
[61] Sibilavit Dominus muscae, quae est in extremo fluminum Aegypti, et api, quae est in terra Assur…
[62] Lettres et épitres amoureuses d'Heloise et d'Abeilard, Londres, 1790, Seite 1.
[63] Z.B. D'Argentré: Pierre Esveillard, qu'ils appellent en France Abéilard (Histoire de Bretagne), Bussy-Rabutin 1697: Abeilard; Dom Gervaise 1720: La vie de Pierre Abeillard et sa femme.
[64] B. Pezius, Thesaurus anecdotorum novissimus, Paris 1721.
[65] MS BSB München, CLM 14160.
[66] Roscelin von Compiègne, Nominalist, Abaelards einstiger Lehrer und späterer Gegner.
[67] Die Naturwissenschaften, nämlich Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie. Der Vierweg oder Quadrivium schloss sich im späteren Mittelalter meist dem Studium der Geisteswissenschaften, dem Dreiweg oder Trivium (Grammatik, Rhetorik, Logik), an.
[68] Wahrscheinlich der Mathematiker und Landsmann Abaelards, Thierry von Chartres.
[69] Baiare lardum = Fett oder Speck lecken.
[70] Baiolardus = Lecke das Fett
[71] Habelardus von habere lardum = Habe das Fett
[72] Wortspiel mit adeps = Fett und apex = Spitze.
[73] Z. B. bei Migne, J.P., PL 178, 57-58; Remusat, Ch., Abelard, Paris, 1845, Band 1, Seite 13f.; Southern R.W., Humanism and the school of Chartres, Oxford 1971, Seite 81f.; Luscombe, D., Peter Abelards Ethics, Oxford, 1971, 54; Ferroul, Y., Heloise et Abélard, lettres et vies, Paris, 1996, Seite 155 u.a.
[74] Mews, a.a.O.
[75] Anläßlich seiner Verurteilung auf dem Konzil von Soissons: “Quo audito Terricus quidam, scolaris magister, irridendo subintulit illud Athanasii Et tamen non tres omnipotentes, sed unus omnipotens. HC, siehe Hicks, E., a.a.O., Seite 25.
[76] Rijk, de, L.M., Petrus Abaelardus, Dialectica, Assen, 1970, Seite 469 und Seite 59.
[77]Erwähnt in der Histoire litteraire“ als Werk Abaelard's, aus der Bibliothek des Richard Fournival. Der Titel „Petri Abadelardi liber de pugna numerorum qui dicitur Rychmimachya“ legt u.U. auch eine Autorenschaft Adelards von Bath nahe.
[78] Die „musica“ gehörte neben der Geometrie, Arithmetik und Astronomie ebenfalls zu den Quadriviums-Wissenschaften.
[79] Siehe Mews, a.a.O., Seite 179.
[80] Diskussion Dom Leclercq und René Louis, in: Pierre Abélard, Pierre le Vénérable, Colloque international, abbaye de Cluny, 1972, Seite 686f.
[81] Renan E., Sur l'étymologie du nom d'Abélard, Revue celtique 1, Paris 1870, Seite 265ff.
[82] BN lat. 15451.
[83] Alternative Schreibweise Map oder Ap.
[84] Selten in Tréguier und Cornuaille, häufig in Léon und Nieder-Léon.
[85] Chronicon Britannicum, aus einem alten Manuskript des Domes von Nantes; in: Lobineau, D., Histoire de Bretagne, Band II, Seite 33.
[86] Le nom breton d'Abélard, Map-Elar, Ap-Elar, c'est-à-dire fils d'Elar, mérite d'être allégué dans ce sens. Il est vrai que son père s'appélait Bérenger, nom qui n'a rien de breton, mais qui pût avoir été un surnom: plusieurs des anciens comtes de Rennes portèrent le nom de Conan Bérenger, surnom roman accolé à un nom breton... Berthou, Paul de, Clisson et ses monuments, 1810, Seite 28.
[87] post conversionem Berengarii patris mei... Siehe Hicks, E., La vie et les epistres Pierres Abaelart et heloys sa femme, Paris, Genf, 1991, Seite 7.
[88] Die einstigen Grafen von Rennes hatten sich zum Teil mit den Beinamen Berengar, z.B. Juhel Berengar, genannt.
[89] Siehe Historia Calamitatum, in: Hicks, E., a.a.O., Seite 3.
[90] Hicks, a.a.O., Seite 35.
[91] Rijk, de, L.M., Petrus Abaelardus, Dialectica, Assen, 1970, Seite 583.
[92] Siehe Balderici Vita Roberti: cum me et multa mundi fluctivagi inquietet procella, et maxime minoris Brtanniae, in qua cum scorpionibus habito, bestialis, geminaque circumvallaverit ferocitas…, Migne, J.P., PL Band 162, Spalte 1045, außerdem Baldrici iterinarium, in: Migne, J.P., PL 166, Spalte 1173ff.
[93] Es könnte sich bei diesem Herrn um Abaelards Großvater mütterlicherseits gehandelt haben; siehe Cook, B.M., Abelard and Heloise, some notes towards a family tree, Genealogists' Magazine, Juni 1999.
[94] De Laicis vero Alanus filius Riwalloni, Daniel de Palatio, Gaufridus normannus, Warinus dapifer, caeterique Namnetenses, de Britonibus Jestin filius Daniel, Alan filius Guegon... Carta von 1084 aus Quimperlé, in: Lobineau, Histoire de Bretagne, Band II, Paris, 1707, Reprint Paris, 1973, Seite 119.
[95] Z.B. Kadou Map-David, Saliou Mab-Gulchuenn, Mab Dresel, Guenn Mab-Gualch, Lancelin Mab-Budoere, Derian Mab-Tanki, Kadoret Mab-Huelin, Mab-Gleuhedr, Even Mab-Edern, Jungomarch Mab-Gurgarael.
[96] Urkunde Kemperlé von 1069, a.a.O., Seite 120.
[97] Siehe z.B. a.a.O., Seite 120, 125, 254, 293.
[98] A.a.O., Seite 259.
[99] Im Vorwort zum Kartularium von Redon sind mehr als 610 zeitgenössische bretonische Namen aufgeführt. Die betreffenden Namen befinden sich nicht darunter. Siehe Courson, A. de, Cartulaire de l'abbaye de Redon en Bretagne, Band 1, Paris, 1863, Prolégomènes, CCXXVII ff.
[100] Prolog aus der Vita des heiligen Goeznou, geschrieben um 1019, über Meriadoc: "...Conanus Meriadocus, vir catholicus et bellicosus.....Is cum suis Britonibus totam terram illam ab utroque mari usque ad civitatem Andegavorum, cum omni territorio Nannetensis et Redonico, in virtute laudabili acquisivit, interfectis omnibus indigenis, qui adhuc pagani erant, unde et Pengouet quod sonat Canina capita vocabantur. Mulieribus autem tantummodo linguas resecantes, ne per eas lingua Britannica mutaretur, eis ad conjugia et ad alia servicia prout temporis exigebat necessitas, utebantur. Ecclesiis itaque per loca ad laudandum Deum edificatis, terra illa tota, per plebes et tribus divisa, divina gratia Minor Britannia dicta est. Et ita Armorici et insulani Britones eisdem legibus utentes et fraterna dilectione sese tractantes tamquam populus unius sub uno regionis imperio multo tempore regebantur..." Aus: LaBorderie, A. de., Histoire de Bretagne, Band II, Seite 525f.
[101] Welche aus nicht näher bekannten Gründen vielleicht ihren bretonischen Namen abgelegt hatte. Siehe Waitz, G., Mon. Germ. Hist. Scriptores Tomus 26, 81, Ex chronico Richardi Pictaviensis.
[102] Davon zeugen in späterer Zeit die vielen normannischen Namen in der Bretagne, am typischsten der Name Normannus selbst. Siehe die auf Seite 15 zitierte Charta des Herzogs Alain Fergent.
[103] Courson, A. de, a.a.O., Prolégomènes CCXCIII.
[104] Die walisische und bretonische Sprache gehören zu den brito-keltischen Dialekten und sind damit so eng sprachlich verwandt, dass unzählige Wortidentitäten bestehen.
[105] Ancient laws of Wales, Band 1, Seite 166, § 1.
[106]Siehe Mark H. Nodine, Welsh-English Lexicon, 1994-1996: tyddyn (n.): farm, holding; erw (n.): acre; uchelwr (n.): nobleman; mab (n.): boy, son; man; aillt (n.): vassal; villain.
[107] Und somit vom Grafenhof in Nantes abhing.
[108] J. von Salisbury, Metalogicon, a.a.O.
[109] Abgeleitet von Peripatos, die Wandelhalle in Athen, in der Aristoteles unterrichtete.
[110] Le Pallet, lat. Palatium, siehe HC, in: Hicks, E., a.a.O., Seite 3.
[111] Entsprechend comes palatinus, Pfalzgraf, ein von den fränkischen Kaisern und Königen verliehener Ehrentitel.


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