Gottfried von Lèves stammte aus einer angesehenen Familie. Die Herren von Lèves gehörten zu den bedeutendsten Adelsfamilien der Gegend von Chartres; ihre Mitglieder hatten u.a. bereits den Vizegraf und Vizedom von Chartres gestellt (z. B. Arroldus und Hugo, laut Urkunden aus der Abtei von Saint-Père). Gottfrieds Bruder Goslin von Lèves war einer der engsten Vertrauten des Grafen Theobald von Chartres, welcher im Jahre 1107 mit ihm ins Heilige Land zog. Aus dessen Ehe mit Odelina gingen zwei Söhne hervor: Gottfried, Herr von Lèves, sein Nachfolger, und Goslin, späterer Archidiakon am Dom von Chartres und Nachfolger seines Onkels auf dem Bischofsthron im Jahre 1149. Zwei weitere Brüder Gottfrieds von Lèves sind nur namentlich bekannt: Dodo und Milo.
Als Gottfried von Lèves nach dem Tode Bischof Ivos am 23. Dezember 1115 durch das Domkapitel auf den Bischofsthron von Chartres berufen wurde, kam es zur Krise und fast zum Krieg: Graf Theobald der Große widersetzte sich energisch dieser Wahl - wohl um seine Machtansprüche in Chartres durchzusetzen. Er ging sogar soweit, die Häuser einzelner Kanoniker brandschatzen und das Kapitel im Dom belagern zu lassen. In ihrer Not wanden sich die Kanoniker an zwei charismatische Wanderprediger, die aus der Volksbewegung der pauperes Christi hervor gegangen waren - an Bernhard, den Gründer der Abtei Thiron und seinen Freund Robert von Arbrissel, den Gründer von Fontevraud. Was Bernhard von Thiron allein nicht bewirken konnte, gelang dem bereits vom Tode gezeichneten, schwerkrank aus dem Priorat Haute-Bruyère herbeigeeilten Robert von Arbrissel. Er stimmte nicht nur den wütenden Grafen milde und setzte Gottfrieds Wahl als Bischof endgültig durch, sondern beseitigte sogar die unter Ivo von Chartres besonders eingerissene Simonie. Von nun ab unterzeichneten die Kanoniker bei Amtsantritt ein Dokument, in welchem sie dieser Praxis abschworen.
Nach dieser Zeit war Bischof Gottfried bis zu seinem Tod im Jahre 1149 als Bischof und Kirchenpolitiker nicht mehr umstritten. Wie sein Vorgänger Ivo gehörte er zu den einflussreichen Kirchenfürsten seiner Zeit. Er war an zahlreichen kirchenpolitischen Entscheidungen beteiligt, unter anderem auch an insgesamt drei Konzilen, welche Abaelard und Heloïsa betrafen. Dabei bezog er in der Frühzeit, als Abaelard noch von Stephan von Garlande unterstützt wurde, zugunsten Abaelards Stellung, später votierte er jedoch auch gegen ihn.
Nach Abaelards Angaben in der Historia Calamitatum ergriff Gottfried zu seinen Gunsten Partei auf dem Konzil von Soissons. Er war damals sogar Kanzler des Grafen Theobald von Chartres, der eine Zeit lang zusammen mit Stephan von Garlande Abaelard in Schutz genommen hatte:
Als nun der Bischof die Anwesenden nicht für das, was er vorgeschlagen hatte, gewinnen konnte, suchte er ihre Missgunst auf anderem Wege zu zügeln, indem er sagte, dass für die Erörterung einer so wichtigen Sache die wenigen, die anwesend waren, nicht genügen könnten, und dass diese Angelegenheit einer umfassenden Prüfung bedürfe. Sein Rat gehe deshalb dahin, mein Abt solle mich in das Kloster Saint-Denis zurückbringen, wo man mehr und gelehrtere Persönlichkeiten berufen und mit gründlicherer Prüfung, was in dieser Sache zu tun sei, entscheiden solle. Es stimmte der Legat diesem letzten Vorschlag zu und alle übrigen...
Als der Bischof von Chartres es erfuhr, ließ er mir sofort von diesen Machenschaften berichten und ermahnte mich eindringlich, ich möchte dies um so leichter ertragen, je mehr allen offenbar sei, wie gewaltsam sie handelten... er wisse gewiss, dass der Legat, der es nur gezwungen tat, wenn er nach einigen Tagen von hier abgereist sei, mich völlig freilassen werde. Und so hat er, wie er nur konnte, mich im Weinen, selbst weinend, getröstet...
Abaelard, Historia Calamitatum
Bei der Altarweihe des Papstes Innozenz II. in Morigny im Jahre 1131 hielt er die Hauptpredigt des Gottesdienstes. Damals traf er erneut auf Abaelard, der zwischenzeitlich Abt von Saint-Gildas geworden war. Als dieser beim Papst Innozenz um Hilfe bei der Disziplinierung seiner Mönche nachsuchte, sandte man ihm einen päpstlichen Legaten. Dieser war vermutlich wiederum Gottfried von Lèves. Im Jahre 1131 vermittelte er so zwischen Abaelard und den Mönchen von Saint-Gildas:
Abaelard, Historia Calamitatum
Später trat Gottfried von Lèves gegen Abaelard auf: Wilhelm von Saint-Thierry richtete zum Beispiel seinen Anklagebrief in Sachen Abaelard sowohl an Bernhard von Clairvaux als auch an Bischof Gottfried - wegen dessen Funktion eines päpstlichen Legaten. Im Jahr 1141 unterzeichnete Gottfried nach dem Konzil von Sens einen Brief des Erzbischofs von Sens, der Abaelard der Häresie für schuldig erklärte. Inwieweit er allerdings eine persönliche Feindschaft gegen Abaelard entwickelt hatte, ist unbekannt. Viel wahrscheinlicher ist es, dass er wie so viele andere unter der massiven Einflussnahme Bernhards stand, bzw. nur formal - in seiner Funktion als päpstlicher Legat - Partei ergriff.